Neues Leitprojekt Farfalle startet in Hamburg

Intelligente und faire Netzsteuerung für die Energiewende

Farfalle entwickelt ein faires, intelligentes Steuerungssystem, das dank „Fairness-Faktor“ nur die Anlagen drosselt, die wirklich zur Netzstabilisierung nötig sind.

Bild: Felix Mittermeier
27.11.2025

Mit dem Projekt Farfalle entwickeln Hamburger Partner ein intelligentes Steuerungskonzept für Stromnetze, das die neue gesetzliche Regelung des Paragraph 14a EnWG praxisnah umsetzt. Ziel ist es, Netzengpässe gezielt zu beheben, Kosten zu senken und die Perspektive der Verbraucherinnen und Verbraucher im Blick zu behalten – ein wichtiger Schritt für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende.

Mit der Einführung des neuen Paragraph 14a im Energiewirtschaftsgesetz hat sich für Stromnetzbetreiber eine wichtige Möglichkeit eröffnet: Sie dürfen die Leistung bestimmter steuerbarer Verbrauchseinrichtungen – wie etwa Wärmepumpen oder Ladestationen für Elektroautos – vorübergehend reduzieren, um kritische Situationen im Stromnetz zu entschärfen. Dabei wird die Leistung gleichermaßen über alle steuerbaren Verbrauchseinrichtungen im betroffenen Netzgebiet reduziert.

Genau hier setzt das neue Hamburger Leitprojekt Farfalle an. Hamburger Energienetze, das Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) der HAW Hamburg sowie hySolutions haben gemeinsam begonnen, ein intelligentes Steuerungskonzept zu entwickeln, das die Möglichkeiten des Paragraph 14a EnWG praxisnah und effizient nutzbar macht. Im Zentrum steht die Idee, steuerbare Verbrauchseinrichtungen nicht pauschal zu drosseln, sondern gezielt und gerecht zu steuern und dabei sowohl technische als auch soziale und wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen.

Herzstück des Projekts ist der sogenannte „Fairness-Faktor“. Er bewertet für jede einzelne Anlage, wie gut sie sich eignet, einen konkreten Netzengpass zu beheben. So entsteht eine Priorisierungslogik, welche lediglich genau die Anlagen dimmt, die zur Stabilisierung des Netzes beitragen und tatsächlich zur Behebung des Netzengpasses notwendig sind. Diese gezielte Steuerung erhöht nicht nur die Effizienz, sondern auch die Akzeptanz bei den Nutzerinnen und Nutzern, da Eingriffe nachvollziehbar und fair erfolgen.

Stimmen zum Farfalle-Projekt

Christoph Steinkamp, Geschäftsführer hySolutions, Konsortialführer Farfalle: „Die interdisziplinäre Zusammensetzung des Konsortiums und die Beteiligung von vielen Akteuren als assoziierte Partner sowie im Rahmen des Projektbeirats zeigt, dass wir mit der Projektidee einen Nerv treffen, der dabei helfen wird, den Artikel Paragraph 14a EnWG für verschiedene Akteursgruppen praxisgerecht auszulegen. Auf diese Weise hilft das Projekt die Energiewende schnell, pragmatisch und ökonomisch umzusetzen und dabei die Versorgungssicherheit weiterhin zu gewährleisten.“

Timo Paulsen, Koordinator Farfalle, Hamburger Energienetze: „Mit dem Farfalle-Projekt schaffen wir die Basis für eine intelligente Steuerung des Netzes, die mit dem weiteren Ausbau erneuerbarer Leistung und mehr flexiblen Kundenanlagen noch wichtiger werden wird. Schon heute liefern uns Daten aus Netzstationen wichtige Anhaltspunkte für den Netzausbau. Mit Farfalle haben wir auch die Mikro-Ebene des Verteilnetzes im Blick und machen es möglich, Wärmepumpen oder Wallboxen noch zielgerichteter zu steuern und so einen Beitrag zur Versorgungssicherheit zu leisten. Und zwar ohne Leistungseinbußen für unsere Kundinnen und Kunden, mit einem fairen, sozialen und netzdienlichen Verfahren.“

Prof. Dr. Kolja Eger, Professur Informationstechnik für verteilte Energiesysteme HAW Hamburg: „Auf dem Energie-Campus der HAW Hamburg simulieren wir reale Netzsituationen und testen, wie sich steuerbare Verbraucher gezielt einsetzen lassen. Der Fairness Faktor zeigt dabei, welche Anlagen besonders gut auf Engpässe reagieren. So entsteht ein Steuerungsansatz, der technische Wirksamkeit mit nachvollziehbaren Entscheidungen verbindet.“

Weil die Ziele von Farfalle eng mit den energiepolitischen Leitlinien der Bundesregierung übereinstimmen, fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) das auf drei Jahre angelegte Projekt mit rund 1,9 Millionen Euro. Ausgewählt wurde die Projektidee im Rahmen des 8. Energieforschungsprogramms – vor allem wegen ihres hohen Innovationsgrades, der starken Praxisnähe für zahlreiche Verteilnetzbetreiber und der Aussicht, die Kosten der Energiewende deutlich zu senken.

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