Abfall als Energiequelle für das Stromnetz

Wie Waste-to-Energy die Versorgungssicherheit stärkt

Waste-to-Energy-Anlagen liefern grundlastfähige Energie, stabilisieren das Stromnetz und reduzieren gleichzeitig die Abfallmenge durch effizientes thermisches Recycling.

Bild: yes or no Media GmbH
13.12.2025

Die Waste-to-Energy-Technologie nutzt lokal anfallenden Abfall, um wetterunabhängig Energie zu erzeugen. Die Anlagen liefern grundlastfähige Kapazität und stabilisieren das Netz. Darum werden diese Technologie in Zeiten sinkender Kapazitäten konventioneller Kraftwerke immer wichtiger.

Um eine stabile Energieversorgung zu gewährleisten, sollte auch die Waste-to-Energy-Technologie in Betracht gezogen werden. Diese Technologie wandelt lokal anfallenden Abfall in verlässliche, regionale Energie um. Sie ist unabhängig von Wetterlagen und dem Import fossiler Brennstoffe, das heißt, es müssen keine potenziell anfälligen Lieferketten und Infrastrukturen genutzt werden. Waste-to-Energy ist somit ein robustes Backup für die Versorgungssicherheit. Moderne Anlagen können im Inselbetrieb sogar kurzfristig kritische Infrastrukturen autark mit Energie beliefern.

Deutschland will im Zuge der Energiewende den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf 80 Prozent steigern. Gleichzeitig werden konventionelle Kraftwerke abgeschaltet, wodurch die Zahl grundlastfähiger Anlagen sinkt.

Waste-to-Energy: Stabile Unterstützung für Erneuerbare Energien

Im deutschen Stromnetz liegt die Grundlast bei rund 40 bis 60 GW und die Spitzenlast bei über 80 GW. Laut der Bundesnetzagentur sind bis 2035 zusätzliche steuerbare Kapazitäten von bis zu 35,5 GW erforderlich, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Dies entspricht 71 neuen Gaskraftwerken der 500-MW-Klasse. Doch der Neubau kommt nur langsam voran, da die Genehmigungsverfahren aufwändig sind und sich die Investitionen ohne staatliche Unterstützung kaum rechnen.

Mit einer installierten Leistung von rund 2,15 GW tragen Deutschlands Waste-to-Energy-Anlagen etwa fünf Prozent zur Grundlast bei. „Diese Leistung wird in Zukunft für die Bereitstellung von Kapazität in der gesicherten Grundlast immer wichtiger. In Zeiten der ‚kalten Dunkelflaute‘, also mangelnder Verfügbarkeit von Wind- und Solarenergie, gehört sie zum Rückgrat der Stromproduktion“, schreibt die Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland (ITAD) in ihrer Studie „Die Rolle der Thermischen Abfallbehandlung in der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie der BRD“.

Netzsicherheit: Robust und krisenfest

Da Waste-to-Energy-Anlagen dezentral arbeiten und den lokal anfallenden Müll nutzen, sind sie weitgehend unabhängig von Öl- und Gasimporten, Lieferketten oder auch komplexen Hochdruck-Infrastrukturen. Gas-Pipelines, Verdichterstationen und LNG-Terminals gelten beispielsweise als kritische Punkte, da Störungen an diesen Schlüsselstellen die gesamte Gasversorgung massiv beeinträchtigen können. Dies ist in Zeiten wachsender geopolitischer Risiken und Bedrohungen durch Sabotage ein wesentlicher Aspekt.

Waste-to-Energy-Kraftwerke können zudem als Systemdienstleister das Netz auf mehreren Ebenen absichern. Durch ihre „Minutenreserve“ können sie innerhalb von 15 min zusätzliche Leistung bereitstellen. Dank ihrer „Schwarzstartfähigkeit“ lassen sie sich auch nach einem Ausfall eigenständig wieder hochfahren. Zudem stabilisiert die Massenträgheit ihrer Turbinen die Netzfrequenz von 50 Hertz, die für den sicheren Betrieb aller Geräte entscheidend ist, und verringert so das Risiko von Blackouts.

Thermo-Recycling: Nachhaltige Energie aus Abfall

Das thermische Abfall-Recycling in Waste-to-Energy-Anlagen liefert nicht nur grundlastfähige Energie, sondern beseitigt auch über 90 Prozent des Abfalls. Dadurch werden umweltbelastende Deponien reduziert und der Export von Müll gesenkt. Zwar exportiert Deutschland insgesamt weniger Abfall, doch allein im Kunststoffbereich waren es im Jahr 2023 noch 694.000 t – der höchste Wert innerhalb der EU. Im gleichen Jahr wurden zudem noch rund 16 Prozent des Mülls deponiert.

Neben den positiven Umwelteffekten reduziert die thermische Verwertung von Abfall auch den Einsatz fossiler Brennstoffe. Zudem verläuft der Waste-to-Energy-Prozess in modernen Anlagen sauber und effizient: Rauchgasreinigungen entfernen Schadstoffe nahezu vollständig und selbst Schlacke, Asche und CO2 können weiterverwertet werden. Damit ist Waste-to-Energy ein zentraler Bestandteil der Kreislaufwirtschaft. Länder mit hohen Umweltstandards wie die Schweiz, Finnland und die Niederlande nutzen diese Technologie bereits erfolgreich in ihrem Energiemix. In Schweden stammen sogar rund 25 Prozent der Fernwärmeversorgung aus der Verbrennung von Abfällen mit Energie-Rückgewinnung.

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