Bei der effizienten Verarbeitung von Kunststoffen treten häufig Zielkonflikte auf: Wenn die Viskosität sinken soll, leidet oft die Mechanik. Wenn recycelte Materialien integriert werden sollen, kommt es schnell zu Qualitätsschwankungen. Hier setzen polymere Additive an: Sie bieten eine zukunftsweisende Lösung, die sich deutlich von herkömmlichen Hilfsstoffen wie Wachsen oder Gleitmitteln unterscheidet. Bei polymeren Additiven handelt es sich um maßgeschneiderte, verzweigte Polymerstrukturen, die als „Multifunktionswerkzeug“ im Prozess dienen und direkt in die Polymermatrix eingebettet werden. Die Technologie wurde im universitären Umfeld entwickelt, inzwischen ist sie erfolgreich in den industriellen Kontext transferiert worden und in vielfältigen Anwendungen erprobt – und hält auch in der Praxis, was sie verspricht.
Während niedermolekulare Zusätze migrieren können, verbleiben diese Additive im Material. Sie verbessern die Fließeigenschaften, ohne die mechanischen Eigenschaften negativ zu beeinflussen. Diese Kombination ist in der Praxis selten. Es lassen sich Zykluszeiten reduzieren, Prozessdrücke senken und Temperaturen anpassen, was wiederum sowohl die Effizienz steigern als auch den CO2-Fußabdruck senken kann. Gerade bei temperaturempfindlichen Füllstoffen eröffnen sich so neue Einsatzmöglichkeiten. Gleichzeitig wird die Belastung der Maschinen verringert und durch eine Druckreduktion sogar ermöglicht, dass kleinere, und dadurch am Ende effizientere Anlagen genutzt werden können.
Ein weiterer Vorzug besteht in der hohen Kompatibilität zu diversen Kunststofftypen, inklusive biobasierter oder recycelter Varianten. Gerade beim Einsatz von Rezyklaten können polymere Additive Schwankungen in der Fließfähigkeit ausgleichen, ohne dass es zu Vernetzungseffekten oder unerwünschten Wechselwirkungen kommt. Das Additiv selbst verhält sich wie ein Kunststoff, der sich nahtlos in die Matrix integriert. Dieser Aspekt ist besonders interessant für Anwendungen in der Kreislaufwirtschaft.
Mittlerweile gibt es jede Menge Erfahrungen aus der Anwendungspraxis, zum Beispiel mit der Zykluszeitoptimierung von technischen Kunststoffen, der erfolgreichen Einarbeitung teils spezieller Füllstoffe in hohem Grad bis hin zur Nutzbarmachung von Rezyklaten und Biokunststoffen für vielfältige Anwendungen. Wie sich dabei immer wieder zeigt, ist die Wirkung konsistent und die Verarbeitung unkompliziert, sobald die Parameter einmal eingestellt sind. Selbst bei Biopolymeren wie PHAs konnte durch den gezielten Einsatz des Additivs das Verarbeitungsfenster signifikant erweitert werden. Dies ist ein entscheidender Faktor, um biobasierte Kunststoffe in industriellen Prozessen wettbewerbsfähig zu machen.
Zwar sind polymere Additive kein Allheilmittel, aber ein bemerkenswert vielseitiges Werkzeug. Gerade in einer Branche, in der Effizienz, Nachhaltigkeit und Materialperformance oft gegeneinander abgewogen werden müssen, bieten sie einen entscheidenden Vorteil: Mehrere Ziele lassen sich gleichzeitig erreichen, ohne dass es zu Systembrüchen oder tiefgreifenden Umstellungen kommt. Aus diesem Grund lohnt es sich, das Augenmerk nicht nur auf neue Materialien, sondern auch auf ihre neuen Begleiter und die Kombination aus bewährten Materialien und innovativen Hilfsstoffen zu richten.