Maßgeschneiderte Lösungen für komplexe Anforderungen

Explosionsschutz im Komplettpaket

Zusammenbau einer Remote I/O Lösung für die Zone 1 im Solution Engineering Center Bühl

Bild: Pepperl+Fuchs
14.11.2025

Wo brennbare Gase oder Stäube zündfähige Atmosphären erzeugen, sind strenge Schutzkonzepte gefordert. Wer hier nur an standardisierte Klemmenkästen denkt, unterschätzt die Herausforderung. In modernen, hochgradig vernetzten Anlagen stoßen Standardkomponenten schnell an ihre Grenzen, oder es gibt schlicht gar kein passendes Gerät mit Ex-Zulassung. Und was tun, wenn ein Teil der Infrastruktur dringend digitalisiert werden muss, ohne bestehende Sicherheitskonzepte zu verletzen? Die Antwort liefert ein Partner mit ausgewiesener Expertise, der umfassende Gesamtlösungen anbieten kann.

Wie anspruchsvoll selbst vermeintlich banale Aufgaben werden können, zeigt ein Beispiel aus der Praxis: In vielen Anlagen etwa der chemischen oder Pharmaindustrie werden Etikettendrucker in explosionsgefährdeten Bereichen benötigt. Sie sind oft ein kritischer Bestandteil des Qualitätsprozesses, denn sie drucken Chargennummern, Ablaufdaten und Produktkennzeichnungen, die streng dokumentiert werden müssen. Es ist jedoch alles andere als eine simple Aufgabe, dieses eigentlich einfache und meist eher kleine Gerät in einer Zone-1-Umgebung vorschriftsmäßig zu betreiben und eine sichere Entnahme der Etiketten aus dem Gerät zu gewährleisten. Viele Drucker sind nur für einen bestimmten Prozess oder Vorgang vorgesehen und können nicht durch einen anderen Ex-Drucker ersetzt werden. Eine flexible Reaktion auf Änderungen im Prozess ist so kaum möglich, das schlichte Gerät wird zum potenziellen Stolperstein für den gesamten Prozess.

Für diese Aufgabe verfügt Pepperl+Fuchs über eine speziell entwickelte Lösung, die durchgängigen Explosionsschutz und größtmögliche Flexibilität bietet: ein überdruckgekapseltes Gehäuse mit integriertem Controller sowie einer Purge-Einheit mit Druckwächter und Spülventil der Eigenmarke Bebco EPS. Diese Kombination sorgt bei minimalem Spülgasverbrauch und automatischem Leckageausgleich zuverlässig für die Betriebssicherheit. Das gedruckte Etikett wird durch einen Schlitz ausgegeben, dessen Konstruktionsweise die Aufrechterhaltung des Überdrucks nicht beeinträchtigt.

Für Wartungsarbeiten bietet eine Schubladefunktion freien Zugang zum Drucker; der Füllstand der Etikettenrolle lässt sich durch ein Sichtfenster überprüfen. Weitere Fenster sowie Bedienelemente gehören zur Standardkonfiguration; Räder, Sockel oder Kommunikationsschnittstellen können optional integriert werden. Damit wird der Direktdruck mit unterschiedlichsten Druckern ohne eigene Ex-Zulassung auch in explosionsgefährdeten Bereichen möglich. Was nach einer kleinen Nischenlösung aussieht, steht beispielhaft für das, was Pepperl+Fuchs als Partner für die Prozessautomation mitbringt: die Fähigkeit, mit maßgeschneiderten Plug&Go-Lösungen technische wie normative Hürden zu überwinden und Anlagenbetreiber in allen Belangen des Explosionsschutzes zu entlasten.

Individuelles Engineering und eigene Fertigung

Normen ändern sich, digitale Schnittstellen halten Einzug, gleichzeitig steigt der Druck, Investitionsprojekte immer schneller umzusetzen. Doch in vielen Unternehmen sind qualifizierte Fachkräfte knapp. Es ist also auch einer Frage der verfügbaren Ressourcen, ob man mit einem Anbieter zusammenarbeitet, der nur Komponenten liefert oder einem, der komplette Lösungen entwickelt.

Um die oben beschriebene Gehäuselösung passend zur eigenen Anwendung zu erhalten, braucht der Anlagenbetreiber nur das zuständige Vertriebsteam zu kontaktieren, das auch in anderen Belangen die Kundenbetreuung durchführt. Danach kümmern sich die Experten von Pepperl+Fuchs um alle Folgeschritte von der Bedarfserfassung bis zur Auslieferung. Engineering, Montage und Systemprüfung werden in einem der sechs Solution Engineering Center (SEC) erledigt, die das Unternehmen weltweit unterhält. 

Dort werden die Gehäuse mechanisch bearbeitet, die ausgewählten Komponenten installiert und verdrahtet, die elektrischen Tests durchgeführt und die Ex-Zertifizierung vorbereitet. Änderungswünsche können schnell und flexibel aufgegriffen und umgesetzt werden. Der Kunde erhält ein bereits geprüftes System einschließlich vollständiger Dokumentation mit Anschlussplänen, Konformitätserklärungen, Bedienungsanleitungen und der jeweils benötigten Zertifikate. Bei definierten Transportvorgaben kann auch die Verpackung – zum Beispiel für die Anlieferung auf einer Baustelle – angepasst werden.

Ex-Schutz 4.0 in allen Dimensionen

Wie in der gesamten Prozessindustrie wird auch im Explosionsschutz die Kommunikationsinfrastruktur immer wichtiger. Die Entwicklung geht in Richtung Industrie 4.0 und IIoT. Es gilt gleichzeitig die Vorgaben des Explosionsschutzes zu erfüllen und die Systeme möglichst reibungslos in die vorhandene Architektur zu integrieren.

Für die Digitalisierung und Standardisierung der Kommunikationswege bietet besonders Ethernet-APL eine optimale Grundlage, da es eine durchgängige Ethernet-Kommunikation zwischen allen Ebenen möglich macht. Diese Technologie kommt auch in der Prozessindustrie immer häufiger zum Einsatz. Ihre standardisierten Schnittstellen erleichtern die Systemintegration und sie erlaubt es, Echtzeitdaten aus dem Feld ohne Umwege zu allen beteiligten Instanzen zu übermitteln sowie Diagnoseinformationen gezielt zu nutzen. Die Experten von Pepperl+Fuchs können auch hier auf ein umfassendes Portfolio eigener Komponenten zurückgreifen, um Anlagen beliebiger Größe mit den passenden Lösungen auszustatten und damit ihre Kommunikation – häufig auch ohne Neuverkabelung – auf den neusten Stand zu bringen.

Das Mannheimer Angebot für den Explosionsschutz in der Prozessautomation umfasst den gesamten Kommunikationsweg von Remote I/O, über Feldbus und APL-Komponenten, Interfacetechnik, HMI-Systeme, Purge-Komponenten bis zu ex-geschützten Klemmenkästen, Steuerungen und Verteilungen für die Zonen 1/21 und Zonen 2/22 sowie zahlreichen weiteren Komponenten. Die Produkte und Lösungen stehen mit verschiedenen Zündschutzarten zur Verfügung, passend zur jeweiligen Anforderung. Dazu gehören neben der genannten Überdruckkapselung (Ex p) unter anderem druckfest gekapselte Gehäuse (Ex d) und Erhöhte Sicherheit (Ex e) für Klemmenkästen, Befehls- und Meldegeräte, Steuerkästen, Steuerungen und Verteilungen.

Sicherheit braucht Kompetenz

Explosionsschutz in der Prozessautomation ist heute mehr als Normerfüllung. Es geht darum, individuelle Prozesse abzusichern, neue Technologien intelligent zu integrieren und Anlagen effizienter und sicherer zu machen. Mit jahrzehntelanger Erfahrung im elektrischen Explosionsschutz, einem einzigartigen Portfolio an Komponenten und Systemen und einem globalen Engineering-Netzwerk ist Pepperl+Fuchs der Partner, der den Weg zur sicheren, effizienten und digitalen Prozessautomation ebnet. 

Die Produkte und Lösungen werden mit den nötigen Zertifikaten auf den Markt, die in der Regel für alle relevanten Märkte und Regionen gelten. Die Lösungen sind nicht nur technisch und normativ auf dem neuesten Stand – sie entlasten auch die Fachkräfte der Kunden, die ihre Zeit auf den Betrieb und die Weiterentwicklung ihrer Produktion konzentrieren können Die Unterstützung der Kunden umfasst alle Arbeiten, die vor der abschließenden Installation der Ex-Schutz-Gesamtlösung liegen und reicht von der Konzeption bis zur Zertifizierung und Lieferung. Die Fachkräfte bei den Anwendern werden wirksam entlastet, damit sie ihre Arbeitszeit für auf den eigentlichen Betrieb sowie die Weiterentwicklung der Prozesse fokussieren können.

Bildergalerie

  • Mobile Purge Druckerlösung mit geöffnetem Schubfach auf dem der Drucker sitzt. Eingesetzt werden diese weltweit vor allem in Pharma Umgebungen.

    Mobile Purge Druckerlösung mit geöffnetem Schubfach auf dem der Drucker sitzt. Eingesetzt werden diese weltweit vor allem in Pharma Umgebungen.

    Bild: Pepperl+Fuchs

  • APL-Gehäuselösung für ein Großprojekt in Deutschland. Gebaut wurden über 100 solcher kombinierter APL und Remote I/O Lösungen.

    APL-Gehäuselösung für ein Großprojekt in Deutschland. Gebaut wurden über 100 solcher kombinierter APL und Remote I/O Lösungen.

    Bild: Pepperl+Fuchs

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