Der Kraftwerksstandort Philippsburg steht exemplarisch für den Wandel der deutschen Energieversorgung: Seit 2017 beziehungsweise 2020 läuft der Rückbau der beiden Kernkraftwerksblöcke. Auf einem benachbarten Teil des Energieparks hat der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW ein großes Gleichstrom-Umspannwerk errichtet. Dieser sogenannte Konverter ist Teil der neuen Gleichstromverbindung ULTRANET und wird Windstrom aus Norddeutschland im Südwesten der Republik verfügbar machen.
Nun hat die EnBW dem Gemeinderat der Stadt ein Projektvorhaben für einen Großbatteriespeicher am Standort vorgestellt. Hier soll einer der größten Batteriespeicher Deutschlands mit einer Leistung von 400 MW und einer Kapazität von 800 MWh entstehen. Das entspricht dem täglichen Strombedarf von rund 100.000 Haushalten. Steht viel Strom aus regenerativen Quellen wie Wind- oder Sonnenenergie zur Verfügung, nimmt der Speicher Strom aus dem Netz auf. Wird der Strom benötigt, wird er wieder eingespeist. Damit würde Philippsburg zu einem zentralen Knotenpunkt und Speicherort für Strom aus erneuerbaren Energien in Deutschland werden.
Großbatteriespeicher im Energiepark Philippsburg
„Großbatteriespeicher haben im Energiesystem der Zukunft die Aufgabe, kurzfristig zwei Seiten miteinander in Einklang zu bringen: Die wetterabhängige Erzeugungsleistung der erneuerbaren Energien und den tatsächlichen Strombedarf von Haushalten, Gewerbe und Industrie. Sie stellen, gemeinsam mit den auch auf längere Einsatzzeiträume ausgelegten wasserstofffähigen Gaskraftwerken, die Flexibilität zur Verfügung, die wir im System benötigen“, erklärt Peter Heydecker, Vorstand für Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur bei der EnBW.
„Philippsburg ist bereits seit einem halben Jahrhundert einer der wichtigsten Energiestandorte in ganz Deutschland – und diese herausragende Rolle soll unsere Gemeinde auch in Zukunft haben: als Ankerpunkt und riesiger Speicher für eine nachhaltige Stromerzeugung“, freut sich Philippsburgs Bürgermeister Stefan Martus.
Das Großprojekt soll ohne staatliche Förderung realisiert werden. Neben den Erlösen aus der Vermarktung der Strommengen soll sich der Speicher über das Angebot netzdienlicher Leistungen finanzieren. Der Standort ist aufgrund des bereits vorhandenen Netzanschlusses und der existierenden Energieinfrastruktur für den Großbatteriespeicher geeignet. Dadurch lässt sich das Batteriespeicherprojekt deutlich einfacher realisieren als bei einer Umsetzung an einem komplett neuen Standort.
TransnetBW wird den Netzanschluss mit der entsprechenden Leistung voraussichtlich Mitte 2027 für die Ein- und Ausspeicherung bereitstellen. Das Projektvorhaben befindet sich noch in einem frühen Stadium. Eine Baugenehmigung liegt noch nicht vor und die finale Investitionsentscheidung der EnBW steht noch aus. Bei einem optimalen weiteren Verlauf ist eine Realisierung bis Ende 2027 denkbar. Die Baufläche für das Batteriespeichervorhaben stünde im Energiepark unabhängig vom Rückbau der Kernkraftwerksblöcke zur Verfügung.