Nachhaltige Chemieproduktion Zwei deutsche Chemiker im Finale des Europäischen Erfinderpreises

Das CO2-Recyclingverfahren von Christoph Gürtler und Prof. Walter Leitner ist in der Finalrunde des Europäischen Erfinderpreises 2021.

Bild: Tom Maurer, EPA / Video: EPA

05.05.2021

Mit ihrer Technologie zum CO2-Recycling haben es die Wissenschaftler Walter Leitner und Christoph Gürtler unter die drei Finalisten des Europäischen Erfinderpreises 2021 geschafft. Ihr Verfahren basiert auf einem Durchbruch in der Katalyseforschung. Die Preisverleihung ist im Juni.

Das Europäische Patentamt (EPA) hat die beiden deutschen Chemiker Dr. Christoph Gürtler (Covestro) und Prof. Walter Leitner (Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion) als Finalisten in der Kategorie „Industrie" des Europäischen Erfinderpreises 2021 bekanntgegeben. Ihr Verfahren zur Umwandlung von CO2 in wertvolle chemische Rohstoffe ist damit unter den besten drei Erfindungen.

Für ihre Technologie verwenden die Forscher chemische Katalysatoren, um Reaktionen zwischen CO2 und einem herkömmlichen Rohstoff anzutreiben. Daraus entstehen Polymere auf nachhaltigere und wirtschaftlich tragfähige Weise. Das CO2 ist dabei fest eingebunden.

„Diese Nominierung ist eine wichtige Bestätigung unserer Bemühungen um eine nachhaltigere Chemie“, sagt Gürtler, der bei Covestro für die Entwicklung neuer Verfahren und Produkte verantwortlich ist. „Es ist eine große Ehre, stellvertretend für das interdisziplinäre Team aus Produktforschung, Prozessentwicklung, Marketing und den vielen anderen Köpfen hinter der Erfindung bei der Preisverleihung dabei zu sein.“

Durchbruch in der Katalyseforschung

2007 gründeten Covestro und die RWTH Aachen das CAT Catalytic Center. „Es war ein lang gehegter Wunsch der Wissenschaft, Kohlenstoffdioxid als Lieferant für Kohlenstoff für Kunststoffe nutzen zu können. An dieser Frage wird in der Fachwelt seit fast einem halben Jahrhundert gearbeitet“, erklärt Leitner.

CO2 geht allerdings nur mühsam chemische Verbindungen ein. Dieses Problem musste das Team um Gürtler und Leitner lösen. Viele Versuche mit Katalysatoren führten schließlich zum Erfolg: Der Durchbruch gelang durch die exakte Kontrolle der Reaktion zwischen CO2 und dem Erdöl-basierten Propylenoxid in Gegenwart eines maßgeschneiderten Katalysatorsystems. „Wir haben in enger Zusammenarbeit den richtigen Katalysator entwickelt, der uns zum Erfolg gebracht hat“, berichtet Gürtler.

Das dabei entstehende Polyol wird von Covestro unter dem Produktnamen Cardyon vermarktet. Es kommt bereits zur Herstellung von Schaumstoff für Matratzen, Kleber in Sportböden, Polsterungen in Schuhen und in Autoinnenräumen zum Einsatz. An der Schwelle zur Marktreife stehen elastische Textilfasern, und in Forschungsprojekten haben sich Potenziale für Dämmstoffe aus Hartschaum und für Tenside in Waschmitteln gezeigt.

Preisverleihung Mitte Juni

Wer den Titel in der Kategorie „Industrie“ mit nach Hause nimmt, wird am 17. Juni 2021 bekanntgegeben. Die Preisverleihung findet erstmals digital statt und wird live übertragen. Drei Teams sind in der Kategorie „Industrie“ nominiert.

„Durch die Nominierung für den European Inventor Award sieht sich unser Unternehmen als Vorreiter auf diesem Gebiet bestärkt“, kommentiert Dr. Markus Steilemann, Vorstandsvorsitzender von Covestro. „ Mein herzlicher Glückwunsch gilt den vielen Kolleginnen und Kollegen, auch bei unseren Partnern, die zur Entwicklung der innovativen CO2-Technologie beigetragen haben – ein echtes Nachhaltigkeits-Highlight.“

Website und Finalisten des Europäischen Erfinderpreises

Bildergalerie

  • Mit der Technologie lassen sich nachhaltige Polyole aus CO2 herstellen.

    Mit der Technologie lassen sich nachhaltige Polyole aus CO2 herstellen.

    Bild: Tom Maurer, EPA

  • Die Polymere können dann beispielsweise in Socken verarbeitet werden.

    Die Polymere können dann beispielsweise in Socken verarbeitet werden.

    Bild: Covestro

  • Walter Leitner (links) ist Professor am Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion und der RWTH Aachen; Dr. Christoph Gürtler forscht bei Covestro an neuen Verfahren und Produkten.

    Walter Leitner (links) ist Professor am Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion und der RWTH Aachen; Dr. Christoph Gürtler forscht bei Covestro an neuen Verfahren und Produkten.

    Bild: Tom Maurer, EPA

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