Während die Elektrifizierung im Stromsektor dank Photovoltaik und Windkraft rasch voranschreitet, hinkt die Wärmeerzeugung hinterher. Insbesondere in Industrie, Haushalten und Gewerbe dominiert noch immer die Nutzung fossiler Energieträger. Dabei ist die technische Basis für eine Wende vorhanden: Es gibt Wärmepumpen mit steigender Leistungsfähigkeit, großtechnische Anlagen mit über 100 MW und Fernwärmelösungen mit CO2-armer Versorgung. Die Herausforderung liegt weniger im „Ob” als im „Wie schnell” – und im konsequenten Ausbau.
Wärme ist die Basis der Dekarbonisierung. In Deutschland werden 90 Prozent der Haushaltsenergie, knapp 74 Prozent der industriellen Energie und über 60 Prozent im Handel und Gewerbe für thermische Anwendungen genutzt. Solange Wärme also nicht dekarbonisiert wird, bleibt die Energiewende unvollständig. Aktuell liegt der Anteil dekarbonisierter Wärme bei unter zehn Prozent, was deutlich zeigt, dass die Transformation hier noch am Anfang steht.
Das Power-to-Heat-Verfahren bietet dabei zentrale Möglichkeiten. Diese Verfahren wandeln Überschussstrom in nutzbare Wärme um, sowohl für den Tagesausgleich als auch für saisonale Speicher. Moderne Wärmepumpen erreichen inzwischen industrielle Temperaturbereiche und lassen sich mit Abwärmequellen wie Trocknungsanlagen oder Oberflächengewässern koppeln. Laufende Projekte in Mannheim, oder Köln zeigen, dass Systeme mit bis zu 150 MW thermischer Leistung realisierbar sind. Die eingesetzten Technologien arbeiten effizient mit hohen COP-Werten und ermöglichen so die Versorgung städtischer Fernwärmenetze sowie industrieller Prozesse mit Temperaturen von über 200 °C.
Gleichzeitig verschiebt sich die Rolle klassischer Energiespeicher. Batterien dominieren zunehmend in kurzen Zeiträumen mit einer Leistung von bis zu 100 MW. Für längerfristige und thermische Speicher sind hingegen wassergeführte Systeme und Hochtemperaturnetze entscheidend. Hier schließt sich der Kreis zur Sektorenkopplung: Elektrizität, Wärme und Speicher müssen gemeinsam betrachtet werden, um ein tragfähiges Gesamtsystem zu erhalten.
Dies bedeutet für Unternehmen wie KSB eine strukturelle Neuausrichtung. Die Anforderungen an Pumpen, Wasserentnahme und thermische Prozesse steigen – nicht nur in Bezug auf Temperatur und Druck, sondern auch hinsichtlich der Projektlaufzeiten und der Systemintegration. Für die nächste Phase der Energiewende sind robuste, skalierbare Lösungen für eine zugleich wirtschaftliche und klimaneutrale Wärmeversorgung gefragt.
Das Beispiel der Dekarbonisierung des Stromsektors zeigt, dass bahnbrechende Entwicklungen schneller erfolgen können als angenommen. Auch der Wärmesektor steht nun vor einem vergleichbaren Umbruch. Er kann gelingen, wenn er systemisch gedacht, technologisch konsequent umgesetzt und mit politischem Rückhalt beschleunigt wird.