Im Jahr 2024 stieg die Zahl der Insolvenzen in der deutschen Textilindustrie auf 44 Unternehmen. Mit Betroffenen wie SinnLeffers, Gerry Weber, Peek & Cloppenburg oder Esprit stehen auch die ganz Großen der Branche vor einem enormen Preisdruck. Nach Jahren wirtschaftlicher Unsicherheit, steigender Kosten und eines spürbaren Konsumrückgangs fragen sich viele traditionsreiche Unternehmen, wie sich die Produktion „Made in Germany“ unter den aktuellen Rahmenbedingungen behaupten soll – die Herausforderungen sind vielfältig.
Eine wesentliche Stellschraube in dieser kritischen Konstellation sind die Energiekosten. Besonders die volatile Energiepreisentwicklung sowie verschärfte regulatorische Anforderungen durch CO2-Reportingpflichten und Herkunftsnachweise verlangen dringend nach neuen Lösungen – für einzelne Unternehmen ebenso wie für die gesamte Branche.
Energiepolitischer Druck auf die Textilindustrie
Wer heute erfolgreich sein will, muss über die reine Produktqualität und -quantität hinausdenken. Gefragt sind Strategien, die Ressourcen effizient steuern, Kosten kontrollieren und gleichzeitig Nachhaltigkeit berücksichtigen. Gerade in der anspruchsvollen Textilfertigung, die auf energieintensive Prozesse wie Färben und Veredeln setzt, zeigt sich: Innovation im Energieeinkauf ist kein Luxus mehr, sondern ein Schlüssel zur Zukunftssicherung. Intelligente, klimafreundliche und flexible Energiebeschaffungsmodelle können den Produktionsstandort Deutschland stärken und ihn zugleich als Vorreiter nachhaltiger Industrielösungen positionieren.
Ein gutes Beispiel dafür liefert Setex: Das Textilunternehmen betreibt mehrere Webereien, eine eigene Konfektion und Veredelung in Deutschland und produziert rund um die Uhr – mit einem jährlichen Stromverbrauch von über 16 GWh. Die Versechsfachung der Energiepreise in den letzten Jahren wurde damit zu einem zentralen Risiko für Wettbewerbsfähigkeit und Planungssicherheit.
Die Geschichte von Setex steht stellvertretend für viele Mittelständler. Bisher war der Energieeinkauf kaum ein Thema, da der Bezug über einen günstigen Festpreisvertrag mit einem regionalen Versorger geregelt wurde. Doch durch die steigenden Energiekosten geraten etablierte Firmen trotz solidem Geschäftsmodell und Innovationskraft unter enormen Preisdruck. Energie wird auf einmal zum kritischen Erfolgsfaktor. Die Herausforderung lautet: Kosten senken, ohne Qualität, Beschäftigung oder nachhaltige Ziele zu opfern.
Moderne Energiestrategien als Wettbewerbsvorteil
Der Schlüssel liegt im Einsatz moderner Beschaffungsstrategien, die bisher meist großen Konzernen vorbehalten waren. Digitale Energiemanagement-Systeme wie das von Trawa bieten mittelständischen Unternehmen alle notwendigen Werkzeuge, um Strom flexibel, planbar und nachhaltig zu beziehen. Im Fall von Setex ruht die Strategie auf mehreren Säulen: Power Purchase Agreements (PPAs) mit regionalen Windparks sorgen für stabile Preise, dynamische Tarife ermöglichen Flexibilität und der Strom stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen aus Deutschland. Künstliche Intelligenz analysiert den Verbrauch, prognostiziert ihn und gleicht den verbesserten Energiemix ab, ohne dass zusätzliche personelle Ressourcen im Unternehmen gebunden werden.
Im Kern bedeutet das: Weg vom starren Festpreisvertrag hin zu einem ideal passenden, KI-optimierten Energieportfolio. Dieses kombiniert Preisabsicherung mit der Flexibilität der Märkte und erneuerbaren Energien. Alleine dadurch konnte Setex seine Stromkosten – ohne jegliche Investition – um 9 Prozent im Vergleich zu einem reinen Terminmarkttarif senken, bei vollem Bezug von Grünstrom aus deutschen Anlagen. Damit wurden durch die verbesserte Beschaffung Energiekosten in der Größenordnung von zwei Vollzeitgehältern eingespart. Gleichzeitig wurden über 4.500 t CO2 vermieden, was dem Jahresverbrauch von mehr als 850 Haushalten entspricht.
Mehr als Kostenersparnis: Planungssicherheit und Zukunftsvertrauen
Neben den Energieeinsparungen sichert die Kombination von Festpreisanteilen und einem Wind-PPA das Unternehmen gegen extreme Preisschwankungen an der Börse ab und gewährleistet somit auch Versorgungs- und Planungssicherheit. Ein oft unterschätzter Aspekt ist zudem die Wirkung auf die Beschäftigten. Gerade in schwierigen Zeiten braucht es Zuversicht und ein Vertrauen in die Geschäftsführung, den aktuellen Herausforderungen gewachsen zu sein. Indem Setex zum Beispiel die CO2-Einsparungen sichtbar macht und als Teil der Unternehmenskultur feiert, werden Bindung und Motivation der Beschäftigten gestärkt. Diese Sichtbarkeit schafft Identifikation und Stolz auf die eigene Umweltleistung. Das wiederum ist ein Standortvorteil, den keine Kalkulation abbildet.
Für viele Mittelständler stellt sich somit die entscheidende Frage: Abwarten oder handeln? Die Antwort darauf entscheidet über Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit. Wer heute den Schritt zu professionellem, digital gestütztem Energieeinkauf und nachhaltiger Beschaffung geht, stärkt nicht nur seine Bilanz, sondern auch das Vertrauen von Mitarbeitenden, Partnern und Kunden. Energieeffizienz wird so zum doppelten Hebel für wirtschaftliche Stabilität und Glaubwürdigkeit der Transformation. Die Textilindustrie zeigt, dass eine Zukunft „Made in Germany“ mit Mut und Innovationskraft möglich ist.