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Panel-Talk: Unternehmen zum Erfolg führen Wer oder was fordert unsere Industrie?

Kann jedes Unternehmen mit den Champions seiner Branche mithalten und aufsteigen?

Bild: iStock, jamesteohart
05.01.2024

Um im Fußball erfolgreich zu sein, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Taktische Disziplin, ein starker Teamgeist, Kontinuität im Aufbau, eine effektive Transferpolitik und der Heimvorteil sind hierfür entscheidende Elemente. So war es auch bei Union Berlin. Diese Erfolgsfaktoren werfen die Frage auf, wie sie sich auf die Industrie übertragen lassen.

Fußball und Wirtschaft weisen manchmal überraschend ähnliche Strukturen und Herausforderungen auf. Jeder, der einmal die Leidenschaft und den Ehrgeiz des Fußballs erlebt hat, kennt die Faktoren, die zu einem gewinnenden Team führen: Taktische Disziplin, die dafür sorgt, dass jeder Spieler genau weiß, was seine Aufgabe auf dem Feld ist. Ein starker Teamgeist, der die Mannschaft auch in schwierigen Phasen zusammenhält. Kontinuität im Aufbau, um Strategien effektiv umzusetzen. Eine Transferpolitik, die das Team gezielt stärkt und nicht schwächt. Und schließlich der Heimvorteil, bei dem die Fans eine entscheidende Rolle spielen und ihre Mannschaft nach vorn pushen. All das kann auch in der Industrie vorteilhaft sein.

Doch ist es so einfach? Kann jedes Unternehmen mit den Champions seiner Branche mithalten und aufsteigen? Diesen Fragen gehen Anja Kasper, Geschäftsführerin Digitalisierung Union Berlin, Dr. Bergen Helms, Co-Founder & CPO von Soley, und Daniel Heidrich, CEO von EBK Krüger, auf den Grund. Mit ihren Einblicken in sowohl die Fußball- oder auch die Unternehmenswelt liefern sie wertvolle Perspektiven. In dieser Diskussion bringen zudem Johann Soder, Geschäftsführer von Sew Eurodrive, und Nicole Büttner, Founder & CEO von Merantix Momentum, ihre Erfahrungen ein.

Wie bei Union Berlin auch Branchen-Champion werden – welche Voraussetzungen müssen hierfür gegeben sein? Benötigt man Geld, feste Strukturen? Was sind eure Meinungen dazu?

Kasper

Schon seit vier Jahren sind wir unglaublich erfolgreich. Wir spielen nun in der Champions League und genießen diesen Augenblick. Entscheidend sind Strukturen und Leidenschaft. Wenn wir diese Eigenschaften auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übertragen, werden wir Erfolg haben. Ob das langfristig so bleibt, ist ungewiss, aber wir können Impulse geben.

Soder

Ich sehe Parallelen zu unserer Arbeit. Um Menschen im Management zu begeistern, braucht es einen Traum und eine Vision. Kontinuierliche Weiterentwicklung ist wichtig, aber auch das Innehalten und Konsolidieren ist notwendig. Wie gehen wir damit um, wenn Dinge gelingen oder scheitern?

Ich möchte die Frage weitergeben. Ihr versucht, aus den Daten der Produkte Erkenntnisse zur Verbesserung zu gewinnen. Als Partner der Industrie und von Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle verbessern wollen, wie ist eure Erfahrung? Trefft ihr auf offene Türen oder gibt es Skepsis? Bestehen Bedenken, dass die Unternehmen bereits gut aufgestellt sind?

Dr. Helms

Wenn wir uns die Gehälter von Vereinen und Spielern ansehen, sprechen wir von Bruttozahlen in Höhe von etwa 3,8 Milliarden bei großen Unternehmen im Vergleich zu 1,1 Millionen bei Union Berlin. Übertragen auf meine Welt sehe ich hier möglicherweise einen Zusammenhang. Es erfordert eine gewisse Disziplin, um erfolgreich zu sein und sich auf die wesentlichen Ziele zu konzentrieren. Eine gute Transferpolitik ist dabei ein erster Schritt, und ich denke, diese Prinzipien können durchaus auf andere Bereiche übertragen werden. Wenn es dann noch eine klare Sinngebung gibt und das Team mitzieht, können großartige Ergebnisse erzielt werden. Dies zeigt sich auch bei unseren Kunden, die erfolgreich ihr Angebot reduzieren und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, was letztendlich zu Umsatzsteigerungen führt. Dies könnte auch für Unternehmen in anderen Branchen relevant sein, die möglicherweise überladen sind und von einem effizienteren Management profitieren könnten. Es ist eine Art Revolution, die stattfindet. Die Komplexität auf dem Spielfeld und in der Geschäftswelt ist bemerkenswert, aber es gibt Potenziale, die genutzt werden können.

Kann man grundsätzlich sagen, dass Underdogs möglicherweise bessere Chancen auf Erfolg haben als bekannte Unternehmen? Große Unternehmen wie Daimler, BMW haben möglicherweise weniger Spielraum für Experimente aufgrund ihrer Medienpräsenz. Könnte es sein, dass Underdogs in dieser Hinsicht eine bessere Ausgangsposition haben?

Heidrich

Konflikte gehören zu unserem Leben. Der Aufstieg von Union in die erste Liga und in die Champions League war mit gemischten Gefühlen verbunden. Das zeigt, wie Berlin mit Herausforderungen umgeht. Oft gibt es eine klare Führung und die Bereitschaft, sich Konflikten zu stellen. Transformationen bringen Konflikte mit sich, und es ist wichtig, sich ihnen zu stellen und standhaft zu bleiben.

Aktuell gibt es technologische Veränderungen, die uns beeinflussen. Es scheint schwierig, in dieser Zeit zu konsolidieren. Wie sollte man damit umgehen?

Büttner

Ich glaube, weglaufen ist keine Option, da Stillstand gleichbedeutend mit Rückschritt ist. Man kann diesen Technologiewandel nicht ignorieren. Unternehmen könnten zwar nicht direkt durch KI ersetzt werden, aber durch andere, die sich anpassen. Die Schlüsselaufgabe liegt darin, die sich abzeichnenden Veränderungen zu erkennen und sich darauf einzulassen. Es ist, als würde man sagen, das Internet ist unnötig. Die Herausforderung besteht darin, diese Neuerungen in bestehende Prozesse zu integrieren. Es geht darum, flexibel zu bleiben, anstatt sich vor Veränderungen zu fürchten. Wir müssen unsere Prozesse verstehen und entscheiden, wie Technologie am besten integriert werden kann. Je klarer unsere Prozesse und Schnittstellen sind, desto einfacher können wir uns anpassen und Veränderungen vornehmen.

Soder

Es ist wichtig, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen und gleichzeitig einen kühlen Kopf zu bewahren, um nicht blind Trends zu folgen. Nachhaltiger Geschäftserfolg lässt sich nicht mit jeder technologischen Innovation erzielen. Daher ist die Identifikation der wirklich wertvollen Elemente und deren konsequenter Einsatz von entscheidender Bedeutung. Das Management muss bei der Integration von KI auf eine gute Datenstruktur und eine klare Governance achten. Ein strukturiertes und zielgerichtetes Vorgehen ist entscheidend. Das ist meine Empfehlung an die Unternehmen.

Wir sollten an dieser Stelle das Thema Management vertiefen: Schauen wir nach China, wo ein chinesisches Gaming-Unternehmen KI zur Entscheidungsfindung einsetzt, da sie glauben, dass sie so bessere rationale Entscheidungen treffen können. Dies führt uns zu einer interessanten Frage: Könnte in Deutschland die KI in Zukunft CEO-Rollen einnehmen?

Heidrich

Ja!

Büttner

Möglicherweise auch in der Politik?

Heidrich

Nein, das sehe ich nicht so. Ich bin da ganz anderer Meinung als meine Vorredner. Das Internet war anfangs umstritten, aber die Technologie hat sich als revolutionär erwiesen. Die Einführung von KI-Modellen hat einen ähnlichen Effekt. Wir können jetzt mit Maschinen sprechen, was früher nur denen möglich war, die programmieren konnten. Wir müssen über Bildung nachdenken, denn Kinder und Jugendliche müssen diese Technologie verstehen. Die Art des Lernens ändert sich, wir müssen anfangen, die Technologie zu verstehen und uns mit ihr auseinanderzusetzen. Das System muss sich anpassen, denn KI ist eine Revolution, die nicht aufzuhalten ist.

Was wird sich in Unternehmen ändern, wenn solche mächtigen Instrumente in unsere Betriebsabläufe integriert werden? Es ist klar, dass KI nicht einfach ignoriert werden kann, und es scheint unwahrscheinlich, dass wir dies in diesem Kreis sinnvoll diskutieren können, insbesondere da Vertreter aus der politischen Sphäre fehlen. Aber wir werden KI wahrscheinlich nicht komplett regulieren können – höchstens in geringem Maße. Doch wie wird sich die Präsenz von KI auf Unternehmen auswirken?

Dr. Helms

Die Herausforderungen für Unternehmen sind immens. Täglich müssen Millionen von Entscheidungen getroffen werden – von der Lieferantenauswahl bis zur Werkzusammenlegung. Jemand muss die Verantwortung für diese Entscheidungen übernehmen und die Verantwortung für diese Entscheidungen kann nicht vollständig an Maschinen übertragen werden. Aber auf welcher Grundlage wurde diese Entscheidung getroffen? Das ist meiner Meinung nach die entscheidende Veränderung. Wir sind jetzt in der Lage, Teile des Entscheidungsprozesses zu automatisieren. KI-Technologien können bessere datenbasierte Entscheidungen ermöglichen. Es wird bereits viel Mustererkennung eingesetzt, die vielleicht als Vorläufer dessen gesehen werden kann, was wir jetzt sehen. Das sollte zur Norm werden. Wir akzeptieren nicht mehr einfach Entscheidungen, die auf Vermutungen beruhen. Unser Ziel sollte es sein, in fünf Jahren ein Bild zu haben, in dem unsere Managemententscheidungen auf Daten basieren. Die Industrie sollte sich dafür öffnen. Um all diese Aufgaben zu bewältigen – und der globale Wettbewerb zwingt uns dazu – müssen wir sehr viele gute Entscheidungen treffen. Warum sollten wir also nicht die Tools nutzen, die uns zur Verfügung stehen?

Sie erwähnten den Wechsel vom individuellen Umgang mit Daten zu einem kooperativen Ansatz. Sollte es nicht eine gemeinsame Initiative aller Unternehmen geben, um an der Spitze zu bleiben?

Büttner

Ja, eine solche Zusammenarbeit ist unerlässlich. Wenn man sich die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz und die Fortschritte bei der Datenmodellierung ansieht, ist es beeindruckend, was erreicht werden kann. Es ist wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, wie diese Technologien Teil unserer Geschäftsmodelle werden können. Dies erfordert eine kollektive Anstrengung, da einzelne Unternehmen allein nicht erfolgreich sein werden. Eine häufige Sorge betrifft den Datenschutz und die Frage, wer auf die Daten zugreifen kann. Aber auch dafür gibt es mittlerweile passende technologische Lösungen. Es ist möglich, Modelle zu trainieren, ohne dass spezifische Details preisgegeben werden müssen. Der Schlüssel dazu ist Vertrauen. Dabei geht es nicht nur um den Fortschritt eines einzelnen Unternehmens, sondern es geht um den Fortschritt des gesamten industriellen Ökosystems. Nur durch die Zusammenarbeit wird es den Unternehmen gelingen, wettbewerbsfähig zu bleiben und sich für die Zukunft zu positionieren. In der langfristigen Perspektive, denken wir an die nächsten Jahrzehnte, bietet dies eine Chance, unsere führende Position in der Industrie zu bewahren.

Kasper

Ich möchte das Thema der datenbasierten Entscheidungsfindung und Zusammenarbeit in Unternehmen ansprechen. Meiner Meinung nach ist es unerlässlich, dass jedes Unternehmen oder jede Organisation zunächst einmal in der Lage ist, seine eigenen Daten zu beherrschen. Erst dann kann man über datengetriebene Entscheidungsfindung sprechen. Wie verstreut die Datenlage sein kann, zeigt ein Beispiel aus meiner Erfahrung bei Daimler. Daten wurden in verschiedenen Bereichen und Prozessen mit unterschiedlichen Systemen und Herangehensweisen gesammelt. Wir müssen uns also um unsere eigene Datenlandschaft kümmern, bevor wir über die Potenziale der Datenanalyse sprechen. Dabei empfehle ich kleine Schritte zu einem großen Ziel.

Lasst uns auf das Thema Unternehmenskultur zu sprechen kommen. Mitarbeiter müssen für die Digitalisierung sensibilisiert werden. Überforderung ist eine Herausforderung. Wie gehen Sie mit der Komplexität um und wie führt man Tools ein, die von Mitarbeitern akzeptiert werden?

Soder

Bei Sew Eurodrive haben wir eine lange Reise hinter uns. Wir haben schon immer den Lean-Ansatz verfolgt, der darauf abzielt, die disziplinübergreifende Teamarbeit zu fördern und die Mitarbeiter aktiv einzubeziehen. Diese Philosophie begleitet uns schon seit vielen Jahren. Als wir uns von Lean in die neue digitale Welt bewegt haben, haben wir den gleichen Ansatz beibehalten: interdisziplinäre Teamarbeit. Ein grundlegender Schritt bei der erfolgreichen Digitalisierung ist die Förderung interdisziplinärer Teamarbeit und die aktive Einbeziehung der Mitarbeiter. Der Meinung, dass wir kein Management mehr brauchen, widerspreche ich an dieser Stelle aber entschieden. Das sehe ich in meinem beruflichen Alltag nicht so. Es ist wichtig, gemeinsam vorzugehen, und Führungskräfte sind dazu da, ihre Mitarbeiter erfolgreich zu machen. Interdisziplinäre Teamarbeit ist für mich daher sehr wichtig und kann nicht von oben verordnet werden. Sie muss mit der Zeit wachsen. Wer in den vergangenen Jahren seine Hausaufgaben gemacht hat, wird auch den Übergang in die neue Welt erfolgreich meistern.

Du betonst die Bedeutung von Teamarbeit und der Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams. Das wirft eine zusätzliche Frage auf: Welche Rolle spielen Herzblut und Wir-Gefühl in großen Unternehmen? Sind sie besonders wichtig in Zeiten von Fachkräftemangel?

Soder

Unternehmen, die weiterhin Erfolg haben wollen, müssen sich verändern. In diesem Zusammenhang stimme ich vielen Aussagen zu, die uns weg von den klassischen Machtstrukturen, Firmenikonen, Silos und Hierarchien hin zu einem zielorientierten Unternehmen führen. Wir sollten ein gemeinsames Ziel haben, einen gemeinsamen Ansatz verfolgen und uns darüber verständigen. Wir müssen eine Strategie entwickeln, die von allen Mitarbeitern verstanden wird. Dann geht es darum, die Dinge gemeinsam voranzutreiben und voranzubringen. Das Management muss diese Werte aktiv fördern und den Wandel gestalten.

Kasper

Ich glaube, dass Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein wollen, sich verändern müssen. Hierarchische Strukturen müssen zugunsten einer stärkeren Teamorientierung überwunden werden. Gemeinsame Ziele und eine klare Strategie sind dabei entscheidend. Das Management muss diese Werte aktiv fördern und den Wandel gestalten.

Kann Urs Fischer durch KI ersetzt werden?

Heidrich

Nein, Urs Fischer kann nicht durch KI ersetzt werden. Er hat klare Prinzipien und reduziert die Komplexität bei der Entscheidungsfindung. KI kann ihn also nicht ersetzen. Es gibt zwei Arten von Entscheidungen: komplizierte und komplexe. Komplizierte Entscheidungen können automatisiert werden. 90 Prozent der Managementaufgaben bestehen aus komplizierten Entscheidungen. Komplexe Entscheidungen erfordern Kommunikation, Anpassung an Unbekanntes, Konfliktlösung, Festlegung von Prinzipien und Richtlinien. Die Macht des Managers wird in Frage gestellt, und das erleben wir täglich. Die Akzeptanz von Autorität und Hierarchien schwindet, und der Fachkräftemangel wird nach der Digitalisierung zu einem größeren Problem. Industrielle Organisationen werden nach wie vor wie im Feudalismus geführt. Wenn wir einen Schritt weiter in die Zukunft denken – und das ist nicht weit – müssen wir über neue Ansätze sprechen. Wir sind hier in der deutschen Industrie unterwegs und haben oft einen deutschen Blickwinkel, obwohl die meisten Unternehmen hier international tätig sind. Aber es entsteht ein neuer Wettbewerb.

Wir haben besprochen, dass es Veränderungen geben kann. Das Beispiel Union Berlin zeigt, dass Veränderung funktioniert. Wir benötigen Menschen, insbesondere Führungskräfte, die den Willen zur Gestaltung haben und diesen Auftrag auch annehmen. Wie können wir das erreichen? Wo finden wir solche Personen, und wie motivieren wir sie, in der aktuellen Situation Verantwortung zu übernehmen?

Soder

Es gibt talentierte Menschen in unserem Land. Die Frage ist, wie können wir sie für uns gewinnen? Wie können wir Wege aufzeigen, wie sie sich in unserem Unternehmen entwickeln können? Wenn wir diese Wege aufzeigen, Ressourcen zur Verfügung stellen und sie auch an den Ergebnissen beteiligen, und wenn dann auch die betrieblichen Vorgesetzten sie unterstützen, dann funktioniert das hervorragend. Wir werden auch in Zukunft talentierte Menschen haben. Die Fabriken der Zukunft benötigen sowohl Technologie als auch menschliche Intelligenz. Wir sollten jedoch nicht in Schwarz-Weiß-Denken verfallen, sondern intelligente und sinnvolle Kombinationen finden. Ich glaube nicht, dass alleiniger Einsatz der Schlüssel zum Erfolg und zum Durchbruch ist.

Welche ethischen Fragen und Voraussetzungen kommen bei der Nutzung von KI auf, um verantwortungsvolles Handeln sicherzustellen?

Büttner

Der Mensch muss in die Technologie eingreifen, um mit Ambiguitäten umgehen zu können. Ich glaube nicht, dass jede Entscheidung automatisiert werden kann oder sollte. Generative Modelle können viele Entscheidungen automatisieren, aber wenn es um komplexe und ambivalente Entscheidungen geht, sind Menschen nach wie vor unverzichtbar. Wir benötigen Menschen auch für die Zielsetzung und die Vision, wohin wir uns entwickeln möchten. Ich würde mich nicht allein auf generative Modelle verlassen, da sie auf Statistik und bereits existierenden Daten basieren, um Dinge reproduzierbar zu machen. Wenn es darum geht, völlig neue Ideen zu entwickeln, die über das hinausgehen, was wir bereits beobachtet haben, bleibt dies eine menschliche Aufgabe. Es stellt sich die Frage, ob wir die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen und Werte erhalten oder neue Werte schaffen und leben wollen. Fehler sind unvermeidlich, aber wir können sie als Chance für Verbesserungen nutzen. Es ist sehr wichtig, unsere Mitarbeiter zu unterstützen, insbesondere wenn sie Ängste im Zusammenhang mit diesen Technologien haben. Wir müssen dafür sorgen, dass sie mit der Veränderung zurechtkommen, auch wenn sie dann von bestimmten Aufgaben entlastet werden. Fragen der Auswahl von Daten, die in diese Modelle einfließen, sind ethisch komplex, insbesondere im medizinischen Bereich. Diese Herausforderungen erfordern gesunden Menschenverstand, Abwägung und eine klare ethische Orientierung. Es liegt in unserer Verantwortung, uns diesen Fragen mit Mut zu stellen.

Kasper

Beim Einsatz von KI in der Personalauswahl müssen wir aufpassen, dass nicht unbeabsichtigt Vorurteile reproduziert werden. Für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Technologie spielen Kooperation und Ethik eine wichtige Rolle.

Kommen wir noch einmal auf das Thema Internationalität und Wettbewerb zurück. Diese Themen sind komplex: Sie beschränken sich nicht nur auf die nationalen Grenzen. Wie können wir uns mit anderen Nationen zusammentun, die mit uns im Wettbewerb stehen, sei es mit unseren Produkten, Angeboten oder Dienstleistungen? Ist das überhaupt möglich? Bereits regionale Koordination ist für die Politik schwierig. Ist es möglich, diese Fragen international zu diskutieren und internationale Rahmenbedingungen zu schaffen?

Büttner

Seit Jahrhunderten stehen wir in Konkurrenz zueinander, und oft gönnen wir dem anderen noch nicht einmal den kleinsten Erfolg. Ich bin jedoch der Meinung, dass sich die Zusammenarbeit im Bereich der KI auszahlt. Auch wenn es immer den Anschein hat, dass China und die USA politisch miteinander konkurrieren, gibt es viele Forscher, die über Landesgrenzen hinweg zusammenarbeiten. Es gibt viele gemeinsame Forschungsarbeiten und einen intensiven Austausch zwischen Wissenschaftlern beider Regionen. Meines Erachtens sind wir vielleicht auf einem guten Weg in Richtung Kooperation statt Abschottung. Die Zusammenarbeit scheint sich bereits auszuzahlen. Aber wir müssen auch darüber nachdenken, welchen Preis wir dafür zahlen wollen. Es kann sein, dass einige Kooperationen aufgrund ethischer Bedenken nicht eingegangen werden sollten. Das ist akzeptabel, aber es kann wirtschaftliche Kosten haben, mit denen wir leben müssen. Aber ich glaube nicht, dass es der richtige Ansatz ist, sich in der EU komplett abzuschotten und sich nur auf Risiken und Regulierung zu konzentrieren, wie es manchmal den Anschein hat. Das ist keine zukunftsorientierte Sichtweise, sondern eher eine risikofokussierte Sichtweise, die Dinge verbietet. Wenn ich die Gesetzesentwürfe mit denen zum Irak vergleiche, habe ich manchmal den Eindruck, dass sie ähnlich sind. So kommen wir meines Erachtens nicht weiter. Wir können nicht erwarten, dass wir in der Lage sein werden, eine globale Technologie vollständig zu regulieren – nur in einer bestimmten geographischen Region. Schließlich sind wir in Europa nur ein kleiner Teil der Weltbevölkerung, etwa 5 Prozent.

Im Kontext von Fußball: Was könnten Vereine wie HSV, Schalke oder Hertha tun, um Erfolge wie Union Berlin zu erzielen?

Kasper

Teams müssen diszipliniert sein, klare Ziele haben und sich auf ihre Gemeinschaft konzentrieren. Eitelkeiten beiseite zu lassen und den Fokus auf die Menschen und ihre Arbeit zu legen, ist der Schlüssel zum Erfolg.

Abschließend, was kann die Industrie vom Fußball lernen, um sich für die Zukunft zu positionieren?

Soder

Union Berlin ist ein inspirierendes Beispiel, das sich aus der Diskussion herauskristallisiert hat. Es zeigt, wie eine starke Gemeinschaft und gemeinsame Ziele zu nachhaltigem Erfolg führen können. Der Ansatz, sich miteinander auseinanderzusetzen und mit Leidenschaft am Ball zu bleiben, ist essentiell. Es geht aber nicht nur um Veränderung. Es geht auch um die Kunst, diese Veränderungen dosiert und klug anzugehen. Hier können Unternehmen viel lernen, indem sie den Mut finden, sich neu zu erfinden, aber auf eine Art und Weise, die die Stabilität und das Kernversprechen bewahrt.

Dr. Helms

Ein weiteres bemerkenswertes Element, das von Union Berlin demonstriert wird, ist die Fähigkeit, ein Versprechen an die Fans zu halten. Es geht darum, klar zu kommunizieren, was angeboten und versprochen wird und auch gehalten wird. Dieses Vertrauensverhältnis ist die Basis für den Erfolg. Eine ähnliche Transparenz und Verlässlichkeit sollten auch in der Industrie angestrebt werden. Es geht nicht nur um kurzfristige Gewinne, sondern um langfristige Beziehungen, die auf Vertrauen basieren.

Heidrich

Union Berlin ist der Inbegriff der Verbundenheit mit den Menschen, für die der Verein spielt. Diese lokale Verankerung und die Orientierung an den Bedürfnissen vor Ort sind sehr wichtig. In der Industrie könnten Unternehmen wieder stärker auf Lokalität setzen und sich auf die direkte Interaktion mit der lokalen Gemeinschaft konzentrieren. Dieser persönliche Bezug kann identifizieren und binden.

Büttner

Union Berlin zeigt auch, wie wichtig Kreativität und Anpassungsfähigkeit sind. Es geht darum, am Ball zu bleiben, sich ständig mit neuen Entwicklungen auseinanderzusetzen und kreative Wege zur Bewältigung von Herausforderungen zu finden. Ebenso müssen Unternehmen agil bleiben. Sie müssen sich an die sich ständig verändernden Technologien anpassen und neue Lösungen finden.

Kasper

Von Union Berlin können wir lernen, uns auf das Kernprodukt und die Identität zu konzentrieren. Der Fokus liegt oft auf Wachstum und Internationalisierung, was dazu führen kann, dass das eigentliche Versprechen und die Identität eines Unternehmens in den Hintergrund geraten. Statt sich nur auf Expansion zu konzentrieren, sollten sich Unternehmen darauf besinnen, was ihr eigentliches Produkt und ihre Mission ist.

Bildergalerie

  • Daniel Heidrich, CEO von EBK Krüger: „Transformationen bringen Konflikte mit sich und es ist wichtig, sich ihnen zu stellen und standhaft zu bleiben.“

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  • Johann Soder, Geschäftsführer von Sew Eurodrive: „Die Fabriken der Zukunft benötigen sowohl technologische als auch menschliche Intelligenz.“

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  • Dr. Bergen Helms, Co-Founder & CPO von Soley: „Es geht nicht nur um kurzfristige Gewinne, sondern um langfristige Beziehungen, die auf Vertrauen basieren.“

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  • Anja Kasper, Geschäftsführerin Digitalisierung Union Berlin: „Wir müssen uns also um unsere eigene Datenlandschaft kümmern, bevor wie über die Potenziale der Datenanalyse sprechen.“

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