Ältere Chefs investieren seltener Nachfolgefrage zentral: Alter bremst Investitionen im Mittelstand

Das steigende Alter der Unternehmensinhaber im Mittelstand führt zu geringeren Investitionen und einem Investitionsstau, da ungeklärte Nachfolgen die Investitionsbereitschaft hemmen.

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21.07.2025

Eine aktuelle Analyse des KfW-Mittelstandspanels zeigt: Ältere Unternehmensinhaber investieren deutlich weniger in ihre Betriebe als jüngere. Der demografische Wandel führt zu einem zunehmenden Investitionsstau im Mittelstand. Ungeklärte Nachfolgeregelungen verstärken diesen Trend, da die Unsicherheit über zukünftige Renditen zahlreiche Investitionen hemmt.

Ältere Unternehmensinhaber investieren deutlich seltener als junge. Zwischen 2004 und 2023 betrug der durchschnittliche jährliche Unterschied der Unternehmensinvestitionen zwischen der niedrigsten und der höchsten Altersklasse 20 Prozentpunkte. Während Mittelständler mit Inhabern unter 40 Jahren im Durchschnitt zu 58 Prozent Investitionen vornahmen, waren es bei älteren Inhabern über 60 Jahren lediglich 38 Prozent. Die höchste Investitionslücke zwischen den Generationen wurde laut einer Sonderauswertung des KfW-Mittelstandspanels im Jahr 2007 mit 30 Prozentpunkten verzeichnet.

Demografie bremst mittelständische Investitionsbereitschaft

Diese Bestandsaufnahme hat sich damit über die Jahre hinweg wenig verändert. Aufgrund der demografischen Entwicklung ist dies allerdings zunehmend problematisch: Die Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland sind immer älter, der Nachwuchs fehlt. Das Durchschnittsalter der Inhaberinnen und Inhaber mittelständischer Unternehmen liegt bei über 54 Jahren. Zum Vergleich: Im Jahr 2003 waren es noch 45 Jahre. Mit 54 Prozent ist mehr als die Hälfte der mittelständischen Unternehmerschaft in Deutschland 55 Jahre oder älter, das sind knapp über zwei Millionen. Vor 20 Jahren waren es lediglich 20 Prozent.

„Die Gruppe derjenigen Unternehmen, die aufgrund eines relativ hohen Inhaberalters zurückhaltender investiert, wird sukzessive größer. Der bremsende Effekt auf die Investitionen im Mittelstand nimmt in der Gesamtsicht daher zu“, sagt Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW. „Viele Unternehmen fahren auf Verschleiß. Das kann sich Deutschland nicht dauerhaft leisten.“ Besonders stark zeigt sich die Alterung im Baugewerbe sowie bei wissensintensiven Dienstleistungen, zum Beispiel bei Steuerberatern oder Anwälten. Im Jahr 2003 waren 35 Prozent der Inhaber von Unternehmen im Baugewerbe unter 40 Jahre alt, 2024 waren es nur noch 11 Prozent. Dagegen stieg der Anteil der über 60-jährigen Chefs im selben Zeitraum von 14 auf 34 Prozent.

Während 2003 noch 29 Prozent der Inhaber von wissensnahen Dienstleistungen jünger als 40 Jahre waren, sind es inzwischen nur noch 9 Prozent. Dafür sind inzwischen 42 Prozent der Inhaber älter als 60 Jahre, 2003 waren es nur 10 Prozent. Im Regionalvergleich ist die Alterung der Unternehmerschaft in Westdeutschland etwas stärker ausgeprägt als in Ostdeutschland. Zudem sind kleine Mittelständler stärker betroffen als größere. Dass ältere Unternehmerinnen und Unternehmer weniger investitionsfreudig sind, hat verschiedene Gründe. Für ältere Inhaber ist es deutlich unsicherer als für junge, ob sich eine Investition noch amortisieren wird. Zudem nehmen ältere Unternehmer nur ungern Kredite auf, da sie keine längerfristigen finanziellen Verpflichtungen eingehen möchten.

Investitionsstau im Mittelstand aufgrund fehlender Nachfolger

Auch eine ungeklärte Nachfolgefrage ist ein großes Investitionshemmnis. Das zeigt sich auch daran, dass sich die Investitionsfreude deutlich erhöht, wenn sich ein Unternehmer bereits in Verhandlungen mit einem potenziellen Nachfolger befindet. Im Durchschnitt investierten alle mittelständischen Unternehmen zwischen 2007 und 2024 jährlich 8.400 Euro je Mitarbeiter. Unternehmer, die auf Sicht von fünf Jahren einen Nachfolger suchten, investierten hingegen nur 7.300 Euro je Beschäftigtem. Fanden bereits Gespräche mit potenziellen Nachfolgekandidaten statt, stieg diese Summe auf 16.400 Euro und sogar auf 21.900 Euro, wenn ein Nachfolger bereits gefunden war.

„Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es für junge Menschen attraktiver macht, bestehende Unternehmen zu übernehmen. Wenn ältere Unternehmer bessere Aussichten haben, Nachfolger zu finden, werden sie auch mehr investieren“, sagt Dr. Dirk Schumacher. Lesen Sie die Studie hier.

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