Die Einführung von KI-Systemen in Unternehmen ist nicht selten von verzerrten Vorstellungen und emotionalen Reaktionen begleitet. Vorbehalte und Unsicherheiten seitens der Beschäftigten und Führungskräfte basieren auf der Befürchtung, dass die Kontrolle über zentrale Aufgaben an Maschinen delegiert wird und der Mensch in seiner Rolle an Bedeutung verliert. Gleichzeitig sind die Erwartungen an KI als Akteur und Treiber einer technologischen Transformation groß. In diesem Spannungsfeld müssen Unternehmen den KI-Transformationsprozess gestalten: einerseits gewinnbringend für die Beschäftigten und ihre Tätigkeit und andererseits für das Unternehmen selbst.
Für ein gutes Zusammenwirken von Mensch und KI ist es wichtig, dass die eingesetzte KI-Technologie an bestehende Prozess- und Wissensstände der Beschäftigten anschließt. Gleichzeitig müssen die Beschäftigten lernen, sich auf KI-Systeme einzustellen, indem sie Kompetenzen entwickeln, um die Technik effizient und zielführend für ihre eigene Tätigkeit und das Unternehmen einsetzen zu können. Unternehmen, die Einflüsse und Veränderungen durch KI bewusst berücksichtigen, fördern nicht nur technologische Innovationen, sondern schaffen auch Raum für kulturellen Wandel.
Raum für kulturellen Wandel schaffen
Um die Potenziale von KI zu nutzen und Ängsten oder Fehlentwicklungen entgegenzuwirken, ist eine bewusste, menschenzentrierte Gestaltung dieses Wandels erforderlich. Dies betrifft vor allem die Innovationskultur, aber auch die interne Kommunikation und die Kooperation im Unternehmen. Richtig eingesetzt, können KI-Systeme eine agile Innovationskultur fördern, in der Beschäftigte frühzeitig eingebunden werden und gleichzeitig unternehmerische Wettbewerbsvorteile entstehen.
„KI entwickelt sich mehr und mehr von der Nutzung als Werkzeug zur Interaktion mit einem Dialogpartner“, so Dr. Rahild Neuburger, LMU Munich School of Management und Mitglied der Plattform Lernende Systeme. „Dies ist eine neuartige Form der technologischen Unterstützung mit immensen Potenzialen für Mitarbeitende und Unternehmen. Voraussetzung ist eine Kultur der Offenheit, die Kreativität, Kollaboration und Kommunikation sowie kontinuierliche Kompetenzentwicklung fördert.“
Erfolgsfaktoren für eine derartige Unternehmenskultur seien Offenheit, Partizipation, gezielter Kompetenzaufbau sowie die Förderung direkter persönlicher Interaktion, so die Autorinnen und Autoren des Impulspapiers. Der Wandel erfordere agile Strukturen, neue Rollenprofile und eine frühzeitige Einbindung der Beschäftigten und insbesondere der Führungskräfte, um KI als unterstützende Technologie erlebbar zu machen und eine innovationsförderliche, vertrauensbasierte Unternehmenskultur zu etablieren.
Lesen Sie zum Thema auch: „Agentische KI“ in Industrieunternehmen kommt