Agri-PV trifft konventionelle Module Hybrider Solarpark in Merzig: Sonne und Landwirtschaft im Einklang

Der Clou der hybriden PV-Freiflächenanlage Merchingen/Brotdorf ist die intelligente Kombination von konventionellen, in klassischer Südausrichtung geneigten Modulen mit senkrecht aufgestellten, sogenannten Agri-PV-Modulen in Ost-West-Ausrichtung.

Bild: SWM
08.07.2025

Die Stadtwerke Merzig haben ihren ersten hybriden Solarpark in Betrieb genommen. Auf einer Fläche von 15 ha in Merchingen/Brotdorf können damit rund 2.500 Haushalte mit Strom versorgt werden. Diese Anlage kombiniert konventionelle PV-Module mit senkrecht aufgestellten Agri-PV-Elementen. Dadurch wird ein gleichmäßiger Stromertrag gewährleistet und zugleich eine landwirtschaftliche Nutzung ermöglicht.

Am Samstag, dem 5. Juli, hat die Stadtwerke Merzig (SWM) ihren ersten hybriden Solarpark offiziell in Betrieb genommen. Die moderne PV-Freiflächenanlage ist das Ergebnis von vier Jahren Planung und Investitionen in Höhe von rund sieben Millionen Euro. Auf einer Fläche von 15 ha in Merchingen/Brotdorf hat die SWM den Solarpark errichtet, welche Strom für rund 2.500 Merziger Haushalte erzeugen kann.

Der Clou der hybriden PV-Freiflächenanlage ist die intelligente Kombination zweier unterschiedlich gearteter Solarfelder. Konventionelle, in klassischer Südausrichtung geneigte Module und senkrecht aufgestellte Agri-PV-Module in Ost-West-Ausrichtung ergänzen sich. Durch ihr Zusammenspiel kann der Solarpark gleichmäßiger PV-Strom über den ganzen Tag verteilt produzieren. Um die Mittagszeit, wenn die Sonne steil am Himmel steht, liefern die herkömmlichen Module die besten Stromerträge. Morgens und in den Abendstunden, wenn die Sonne flacher steht, kommen die Agri-PV-Module zum Zug. Aus dieser Konstellation resultiert ein gleichmäßigeres Lastprofil, das dem tatsächlichen Verbrauchsverhalten der Nutzer näherkommt – die Anlage verhält sich „netzdienlich“.

Modellprojekt für grüne Energie

Der Einladung der Stadtwerke Merzig (SWM) waren neben der saarländischen Umweltministerin Petra Berg und dem Merziger Oberbürgermeister und SWM-Aufsichtsratsvorsitzenden Marcus Hoffeld auch Vertreter der Presse sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger der Region gefolgt. Sie alle nutzten den Ortstermin auf dem Freigelände, um sich persönlich über zu informieren. Vor Ort anwesend, um Fragen der Presse und aus der Bevölkerung zu beantworten, waren auch die beiden SWM-Geschäftsführer Daniel Barth und Jörg Fritz sowie die Projektverantwortlichen.

Bereits während der Projekt- und Bauphase der hybriden PV-Freiflächenanlage wurde die Öffentlichkeit durch verschiedene Kommunikationsmaßnahmen regelmäßig über Wissenswertes und Fortschritte des neuen Solarparks informiert. Diese Transparenz hat auf dem Gelände in Merchingen/Brotdorf insofern merklich Früchte getragen, als die angeregten Dialoge und Diskussionen zwischen den Besuchern und den Protagonisten der Stadtwerke auf Augenhöhe stattfanden und bereits von viel Sachkenntnis und einer hohen Akzeptanz der Anlage gekennzeichnet waren.

Der Ausbau erneuerbarer Energien bleibt zentral

„Weltweit steigende Durchschnittstemperaturen, häufigere Hitzewellen, Extremwetterereignisse wie Starkregen führen uns Tag für Tag vor Augen, dass wir vor großen Herausforderungen stehen“, sagte Umweltministerin Petra Berg. „Wenn wir das Ziel der Klimaneutralität erreichen wollen, gelingt das nur mit Hilfe eines zügigen Ausbaus der erneuerbaren Energien und der Integration in unsere Versorgungsnetz-Infrastruktur. Da sich die eigentliche Energiewende hier in den Mittel- und Niederspannungsnetzen abspielt, sind wir auf Pioniere angewiesen wie die Geschäftsführung der Stadtwerke Merzig, die die erneuerbaren Energien voranbringen.“

„Als Kreisstadt Merzig sind wir froh, einen ebenso kompetenten wie engagierten und nicht zuletzt verlässlichen Partner wie unsere Stadtwerke an unserer Seite zu wissen“, würdigte Merzigs Oberbürgermeister Marcus Hoffeld die langjährigen Aktivitäten der Stadtwerke Merzig im Rahmen der Energiewende. „Den Ausbau der Erneuerbaren mit dieser Überzeugung und Ausdauer nach vorn zu bringen, bedeutet für Merzig eine hohe Standortattraktivität sowohl für Familien als auch für neue Unternehmen und Zukunftssicherheit. Das belegt diese neue, hochmoderne PV-Anlage wieder einmal eindrucksvoll. Denn die Kreisstadt profitiert neben Klimaschutz und Nachhaltigkeit durch Aufträge an heimische Betriebe von einer hohen Wertschöpfung und einer Stärkung der lokalen Wirtschaft. Das Engagement der Stadtwerke Merzig, auf das wir alle hier sehr stolz sein können, bedeutet unterm Strich Unabhängigkeit, Versorgungs- und Krisensicherheit.“

Neuer Solarpark, große Kraftanstrengung

In seinem Grußwort an die Gäste pflichtete Daniel Barth, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Merzig, den Worten seiner Vorredner bei, was die Marschroute sowie die Rolle der Stadtwerke Merzig und die der gesamten Energiewirtschaft für die Zukunft angeht: „Die Energieversorgung der Zukunft ist dezentral und erneuerbar. Das ist innerhalb der Energiewende zu unserem Leitsatz geworden. Im Falle der hybriden PV-Freiflächenanlage Merchingen/Brotdorf hat uns die Planung und gewissenhafte Auslegung dieses nach unseren Maßstäben optimalen Projekts große Anstrengungen abverlangt. Aber wenn nicht wir, wer sonst sollte zu solch hohen ‚Anfangsinvestitionen‘ bereit sein?“ Der Geschäftsführer sagte weiter: „Denn als kommunaler Versorger sind wir tief mit dieser Region verwurzelt. Und da wollen beziehungsweise müssen wir all unsere Entscheidungen auch noch in 20 Jahren in der Öffentlichkeit vertreten und die Fragen der Menschen, die wie wir hier in Merzig leben, mit gutem Gewissen beantworten können.“

„Von der jeweiligen Betriebsgröße her ist kein Stadtwerk im Saarland allein in der Lage, jede Teildisziplin der Energiewende vollständig abzudecken. Aber wir in Merzig sind da schon ziemlich nah dran“, erklärte Jörg Fritz, kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke Merzig, vor der Presse. „Was uns in dieser Beziehung vielleicht aus dem Feld heraushebt, ist, dass wir die Energiewende bereits sehr früh als Chance gesehen haben. Wir glauben an die reale Aussicht in Bezug auf völlig neue Geschäftsmodelle, mit einer dezentralen erneuerbaren Energieerzeugung die Wertschöpfungskette in der Region deutlich zu erweitern.“

Hybride PV-Freiflächenanlage – die Technologie

Der neue Solarpark in den Gemarkungen Merchingen und Brotdorf ist ein Hybrid. Er kombiniert zwei unterschiedlich geartete Solarfelder, Modul-Versionen I und II, die sich deutlich voneinander unterscheiden. Die Süd-PV verfügt über konventionelle Solarmodule, die nur auf einer Seite aktiv sind. Die Agri-PV-Module der Version II mit in Ost-West-Ausrichtung senkrecht aufgestellten Paneelen funktionieren mit teiltransparenten, bifazialen Modulen, die vergleichbar mit den Gläsern einer Sonnenbrille sind. Sie sind in der Lage, Sonneneinstrahlung einschließlich ihres reflektierten beziehungsweise diffusen Anteils in Strom umzuwandeln. Bifazial bedeutet, dass sich die aktiven Solarmodule sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite der Gestelle befinden.

Solche bifazialen Module haben im Vergleich zu Süd-PV ihre Stärken bei bewölktem Himmel und diffusem Licht, was den Wirkungsgrad und den Ertrag angeht. Was den Ertrag betrifft, erzeugt eine Agri-PV-Anlage durch ihre bifazialen Module je Kilowatt-Peak (kWp – Nennleistung) insgesamt rund 10 Prozent mehr Strom als eine sogenannte Süd-PV-Anlage.

Bei der Projektierung des neuen Solarparks hat sich der bestehende Windpark Merchingen II als großer Vorteil in der umliegenden Nachbarschaft erwiesen. Denn durch die Fläche der neuen PV-Anlage führte bereits ein Kabel mit großem Querschnitt dieses Windparks, das in Zukunft durch den Anschluss des neuen Solarparks noch besser ausgenutzt wird. Aufgrund des zusätzlichen PV-Anschlusses musste diese vorhandene Leitung nicht einmal verstärkt werden, was in der Regel mit extrem hohen Kosten verbunden ist.

Zudem haben intensive Beobachtungen und Aufzeichnungen der jeweiligen Lastgänge verschiedener EE-Anlagen ergeben, dass sich die Erzeugungsarten von Wind- und PV-Strom hervorragend ergänzen, da sie sich nur zu einem geringen Teil überschneiden. Sie verhalten sich demnach auch „netzdienlich“. Das bedeutet, dass bei dieser Kombination kaum Netzengpässe zu befürchten sind, etwa wenn zwei Anlagen zur selben Zeit viel Strom erzeugen.

Zielkonflikt zwischen Energie- und Landwirtschaft gelöst

Die Projektverantwortlichen sind bei diesem in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Projekt besonders stolz auf eine Sache. Früher mussten Flächen, auf denen PV-Module installiert werden sollten, in der Regel einem anderen Zweck geopfert werden. Das ist bei dieser hybriden PV-Freiflächenanlage nicht der Fall. Die „alte“ Weidefläche unterhalb der Süd-PV wird auch künftig beweidet. Und die „alte” Ackerfläche wird auch künftig von denselben Landwirten wie zuvor als Acker genutzt werden.

Das bedeutet konkret, dass die ursprüngliche landwirtschaftliche Nutzung der Flächen, auf denen der Solarpark steht, nur minimal eingeschränkt ist. Die Stadtwerke Merzig ernten auf ihrem Acker Solarstrom. Gleichzeitig wachsen auf demselben Acker nach wie vor Nahrungsmittel für die Menschen. Dasselbe gilt für die Tiere auf der Weide, deren Nahrungsangebot ebenfalls erhalten bleibt.

Bei der Finanzierung des Projekts haben die SWM gute Erfahrungen mit dem S-Klima-Sparbrief der Sparkasse Merzig-Wadern gemacht. Dabei handelt es sich um eine zweckgebundene Form des Sparbriefs, durch die sich Anleger direkt am Solarpark Merchingen/Brotdorf beteiligen konnten. Sie legten einen festen Betrag für dieses eine Projekt – der Einstieg lag bei wenigstens 1.000 Euro – für eine Laufzeit von vier Jahren zu einem attraktiven Zinssatz an. Damit kam das geplante Kontingent in Höhe von drei Millionen Euro in kürzester Zeit zusammen.

Partner aus der Region

Unter den Besuchern des Ortstermins befanden sich selbstverständlich auch die beteiligten Projektpartner der SWM, die allesamt aus der Region stammen. So waren am Samstag unter anderem Dirk Demmer, Geschäftsführer, und John Fries, zuständig für die Geschäftsentwicklung, von Meiser Solar aus Schmelz-Limbach anwesend. Das Unternehmen ist im Saarland verwurzelt und gehört zur Meiser-Gruppe. Das Unternehmen ist Spezialist für Montagesysteme und entwickelt, produziert und vertreibt stählerne Unterkonstruktionen für Freiland-PV-Anlagen.

Darüber hinaus standen Philipp Austgen, Projektmanager von Solos in Losheim, und Frederic Zeiß, Projektmanager von Next2Sun Technology in Dillingen/Saar, den Vertreterinnen und Vertretern der Presse sowie den Bürgerinnen und Bürgern Merzigs Rede und Antwort. Die Next2Sun Gruppe fungiert bei diesem Projekt als Technologie-Lieferant des vertikalen Agri-PV-Systems und als Anlagenbauer. „Es werden weniger als 10 Prozent der Fläche überbaut. Etwa 90 Prozent der Fläche zwischen den senkrecht aufgeständerten Modulen können weiterhin mit landwirtschaftlichem Großgerät bewirtschaftet werden”, unterstrich Zeiß die Vorteile des vertikalen Systems für Landwirtschaft, Energieproduktion und Umwelt. „Die nicht landwirtschaftlich genutzten Streifen um die Module dienen der ökologischen Aufwertung der Fläche, zum Beispiel durch Altgras- oder Blühstreifen.”

Die Tatsache, dass die Stadtwerke Merzig bei diesem und all ihren anderen Projekten nach Möglichkeit ausschließlich mit kompetenten, renommierten und erfahrenen Partnern aus der Region zusammenarbeiten, zeugt von ihrer Identifikation mit der Region sowie ihrem Selbstverständnis hinsichtlich ihrer Bedeutung und Rolle für Merzig. Mit ihren tiefen Wurzeln in der Region sorgt die Stadtwerke Merzig GmbH dafür, dass so gut wie kein Kapital „abfließt“. Zumal Energiewendeprojekte in der Regel mit immens hohen Investitionen verbunden sind. Ferner sorgt die SWM dafür, dass sich die Wertschöpfungskette zum überwiegenden Teil in der Region abspielt und eingesetztes Kapital der Region zugutekommt.

Bildergalerie

  • Projektleiter der SWM Pascal Malburg: „Die „alte“ Weidefläche unterhalb der Süd-PV wird auch künftig beweidet und die „alte“ Ackerfläche wird auch künftig als Acker genutzt werden. Bei uns ist die ursprüngliche landwirtschaftliche Nutzung der Flächen nur minimal eingeschränkt.“

    Projektleiter der SWM Pascal Malburg: „Die „alte“ Weidefläche unterhalb der Süd-PV wird auch künftig beweidet und die „alte“ Ackerfläche wird auch künftig als Acker genutzt werden. Bei uns ist die ursprüngliche landwirtschaftliche Nutzung der Flächen nur minimal eingeschränkt.“

    Bild: SWM

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