Seit fast sechs Jahrzehnten steht ebm-papst als Hidden Champion für führende Lösungen in Luft- und Wärmetechnik. Heute jedoch verschieben sich die Spielregeln. Der klassische evolutionäre Fortschritt – drei bis vier Prozent Effizienzsteigerung bei jeder neuen Ventilatorgeneration – stößt langsam an physikalische Grenzen. Gleichzeitig wächst der Termin- und Kostendruck: Der Markt verlangt mehr, schneller, aber zum gleichen Preis. Die Herausforderung ist also nicht nur technischer, sondern auch strategischer Natur.
Die Antwort liegt in einer neuen Betrachtungsweise. Statt isolierte Komponenten zu liefern, denken wir in Ökosystemen. Rechenzentren sind ein gutes Beispiel: Sie benötigen bis zu 40 Prozent ihres Gesamtenergiebedarfs allein für die Kühlung. Bis 2028 summierte sich der weltweite Verbrauch von Rechenzentren auf mehr als 850 TWh. Im Vergleich: Der gesamte Stromverbrauch Deutschlands liegt aktuell bei rund 500 TWh. Angesichts solcher Dimensionen ist klar, dass wir einen anderen Weg einschlagen müssen.
Unsere Strategie heißt „Innovation for Growth“. Sie verbindet acht Innovationscluster, die sowohl neue Geschäftsfelder erschließen als auch mit disruptiven Technologien bestehende Produkte revolutionieren. Der entscheidende Punkt: Innovation entsteht nicht im Alleingang, sondern durch offene Zusammenarbeit. Entwickler, Vertriebler, Einkäufer, Hochschulen, Start-ups, Lieferanten und Kunden bringen ihr Wissen ein, um die richtigen Fragen zu stellen – und die besten Antworten zu finden. Dabei rückt nicht das Risiko in den Vordergrund, sondern die Erfolgschance: Welche Idee hat das größte Potenzial, echten Nutzen zu stiften?
Besonders deutlich zeigt sich dieses Denken im Betrieb von Rechenzentren. Statt auf die einzelne Komponente zu schauen, setzen wir auf smarte Systemlösungen. Intelligente Fan Grids ermöglichen bereits heute 10 bis 15 Prozent zusätzliche Effizienz. Noch größer wird der Effekt, wenn Sensorik und Algorithmen den gesamten Kühlkreislauf steuern: KI-gestützte Systeme können bis zu 40 bis 60 Prozent des Energieverbrauchs einsparen. Ein Projekt in Frankfurt demonstrierte das eindrucksvoll: 900 MWh Strom und 240 t CO2 konnten pro Jahr reduziert werden.
Diese Herangehensweise verändert auch unser Vertriebsmodell. Wir verkaufen nicht länger einzelne Ventilatoren, sondern komplette Lösungspakete – zugeschnitten auf Greenfield-Neubauten ebenso wie auf Brownfield-Bestandsanlagen. Der Hebel ist gewaltig: Weltweit könnten mit unseren Technologien bis zu 50 Prozent des Energieverbrauchs für Kühlung eingespart werden. Das entspricht 128 TWh jährlich, also der Leistung von 22 Großkraftwerken und Kosteneinsparungen von 17 Milliarden US-Dollar. Wenn wir Millionen in disruptive Technologien investieren, sparen wir Milliarden in der Nutzungsphase. Das ist der Innovationsansatz, wie wir German Angst überwinden und Zukunft gestalten.
Was heute in Pilotprojekten gelingt, wird morgen Standard sein. Die Digitalisierung, kombiniert mit KI und intelligenten Services, eröffnet Chancen, die weit über einzelne Produkte hinausgehen. So kann aus vermeintlich kleinen Optimierungen ein echter Strukturwandel entstehen. Innovation bedeutet nicht, jedes Risiko zu vermeiden, sondern Erfolgschancen zu erkennen und konsequent zu nutzen. German Innovation statt German Angst: Das ist der Anspruch, mit dem wir unsere Industrie fit für die Zukunft machen.