Ultrarobuste Rechnerarchitekturen

Militäreinsätze: Wo klassische IT-Systeme scheitern

Darstellung einer zweiphasigen immersionsgekühlten Edge-KI-Server-Lösung auf der Nav- League's-Konferenz Sea-Air-Space 2023

Bild: Bressner
11.12.2025

Die Digitalisierung steigert auch bei militärischen und sicherheitskritischen Operationen den Bedarf an Rechenleistung am Einsatzort. Sensorfusion, KI-basierte Entscheidungsfindung und datenintensive Anwendungen müssen unter extremen Bedingungen zuverlässig funktionieren. Hier kommen spezielle taktische Edge-Computer zum Einsatz.

Taktische Edge-Computer bilden das Rückgrat moderner Einsatzarchitekturen. Sie müssen hohe Rechenleistung mit minimaler Latenz bereitstellen und gleichzeitig resistent gegen Stöße, Vibrationen, Feuchtigkeit und extreme Temperaturen sein. Die Grundlage bilden Systeme, die auf Standards wie MIL-STD-810H, MIL-STD-461G und IP65/67 basieren, um mechanische, thermische und elektrische Robustheit zu gewährleisten.

In rauen Einsatzumgebungen sind passive Kühllösungen, vibrationsfeste Steckverbindungen und robuste Gehäusekonstruktionen unverzichtbar. Mechanisch entkoppelte Baugruppen und konduktive Kühlkonzepte (beispielsweise Cold Plates oder Heat Pipes) ersetzen herkömmliche Lüfterlösungen. Dadurch kann die Systemverfügbarkeit auch in staubigen, salzhaltigen oder explosionsgefährdeten Atmosphären gewährleistet werden.

Ein weiteres zentrales Thema ist das Thermal Design Power (TDP) Management. Moderne Hochleistungs-GPUs erzeugen Verlustleistungen im Bereich von 250 W und mehr, die in kompakten Gehäusen abgeführt werden müssen. Edge-Server für den militärischen Einsatz nutzen dafür adaptive Power-Limits, intelligente Load-Balancing-Mechanismen und Heat-Spreader-Designs, die für den Dauerbetrieb bei Umgebungstemperaturen von bis zu 70 °C ausgelegt sind.

Netzwerkintegration und Systemarchitektur

Da taktische Netze oft intermittierende Verbindungen und hohe Latenzen aufweisen, sind Edge-Systeme meist als autonome Knoten mit lokaler Datenvorverarbeitung konzipiert. Die Kommunikation erfolgt typischerweise über redundante Ethernet-Schnittstellen (10/40 GbE), MIL-DTL-38999-Steckverbinder oder optische Interfaces für hohe EMV-Anforderungen.

Für Clusterbetrieb und KI-Inferenz am Einsatzort kommen verteilte Rechenknoten zum Einsatz, die über deterministische Kommunikationsprotokolle wie Time-Sensitive Networking (TSN) oder RDMA over Converged Ethernet (RoCE) synchronisiert werden. Dadurch lassen sich Mobile Data Center oder Vehicle Computing Clusters realisieren, die selbstständig taktische Sensorik, Bildverarbeitung oder Kommunikationsrouting übernehmen können.

KI-basierte Missionsunterstützung

Neben der physischen Widerstandsfähigkeit spielt die IT-Sicherheit auf Hardwareebene eine entscheidende Rolle. Rugged-Systeme integrieren Funktionen wie Trusted Platform Module (TPM 2.0) zur Geräteauthentifizierung, Secure Boot und Firmware-Signaturen zum Schutz vor Manipulation, AES-256 Hardwareverschlüsselung für Massenspeicher sowie Write Protection und Zeroize-Mechanismen für den sicheren Datenlöschvorgang. Diese Sicherheitsmechanismen sind notwendig, um die Systemintegrität auch bei physischem Zugriff durch Dritte oder im Verlustfall sicherzustellen.

Mit dem Fortschritt bei energieeffizienten GPUs, KI-Beschleunigern wie NVIDIA Jetson, AMD Versal oder Intel Movidius und NVMe-basierten Hochgeschwindigkeitsspeichern rückt Echtzeit-KI-Verarbeitung direkt am Einsatzort in den Vordergrund. Systeme an der taktischen Edge werden zunehmend in der Lage sein, Sensordaten zu fusionieren, Bedrohungserkennung durchzuführen und autonome Entscheidungen zu treffen, sogar ohne Verbindung zu zentralen Servern. Diese Entwicklung führt zu einer neuen Generation von autonomen Edge-Knoten, die nicht nur Daten verarbeiten, sondern aktiv Teil eines verteilten taktischen Informationsraums sind.

Speziell entwickelte Systeme

Aktuelle Systeme verdeutlichen, wie sich Leistung, Modularität und Robustheit in kompakten Formfaktoren vereinen lassen. Der Gen 5 SDS (Short Depth Server) von One Stop Systems etwa demonstriert einen modularen Ansatz, der den Aufbau mobiler Clusterlösungen ermöglicht. Eine skalierbare Rechnerarchitektur mit Flüssigkeits- oder Immersionskühlung verleiht dem System hohe Flexibilität für den Einsatz in Fahrzeugen, Containern oder taktischen Kommunikationsknoten.

Vergleichbar darauf ausgelegt ist der Semil 2200GC von Bressner, der über ein vollständig versiegeltes Gehäuse mit hoher Stoß- sowie Vibrationsfestigkeit verfügt. Er wurde gezielt für Verteidigungs- und Sicherheitsanwendungen entwickelt, darunter auch Unmanned Ground Vehicles, Unmanned Surface Vehicles sowie für C4ISR- beziehungsweise C5ISR-Plattformen.

Bildergalerie

  • Taktische Edge-Computer wie die Semil-2200/Semil-2200GC-Serie bilden das Rückgrat vieler moderner Einsatzarchitekturen.

    Taktische Edge-Computer wie die Semil-2200/Semil-2200GC-Serie bilden das Rückgrat vieler moderner Einsatzarchitekturen.

    Bild: Bressner

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