Die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (SVI) weckt das Interesse von Investoren in Deutschland. Das gilt sowohl für Kapitalgeber junger, innovativer Unternehmen (Venture-Capital-Investoren) als auch für die Geldgeber etablierter Unternehmen (Private-Equity-Gesellschaften). In einer Umfrage von KfW Research und dem Bundesverband Beteiligungskapital gaben 30 Prozent der Investoren an, bereits in Unternehmen der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie investiert zu haben.
Dabei sind sie vor allem an Unternehmen jenseits der klassisch militärischen Teilbereiche interessiert, also an solchen mit einem höheren Dual-Use-Potenzial. Dual-Use-Produkte können sowohl militärisch als auch zivil genutzt werden. Diese breitere Einsatzmöglichkeit erhöht das Marktpotenzial der Produkte und damit das Wachstumspotenzial der Unternehmen.
Investitionen in Cyberabwehr, KI und Kommunikation
50 bis 75 Prozent der Investoren bewerten die Teilbereiche Cyberabwehr, Robotik, Künstliche Intelligenz sowie Überwachungs- und Aufklärungssysteme als sehr attraktiv. Neun von zehn Beteiligten stufen den Bereich Kommunikationssysteme als eher attraktiv ein. Klassische militärische Sektoren wie Waffensysteme oder militärische Fahrzeuge stehen dagegen am unteren Ende der Attraktivitätsrangliste.
Annähernd die Hälfte (45 Prozent) der Beteiligungsinvestoren plant, in den kommenden zwölf Monaten in Unternehmen aus dem Bereich der SVI zu investieren. Allerdings planen dies die meisten Investoren rein opportunistisch, also für den Fall, dass sich eine attraktive Gelegenheit ergeben sollte. Eine dezidierte, auf SVI-Engagements ausgerichtete Investitions- und Fondsstrategie ist bislang selten.
Regulatorische Auflagen bremsen, doch Chancen überwiegen
Regulatorische Hürden und Risiken werden von den Investoren als die größten Hindernisse für Investitionen im SVI-Bereich gesehen. Vor allem die Regulierung im ESG-Bereich – also die Anforderungen in den Kategorien „Environmental, Social, Governance“ – sowie die eigene Positionierung in diesem Bereich werden als hemmend wahrgenommen.
„Die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie wird in Deutschland in den kommenden Jahren einen höheren Stellenwert erhalten als in der Vergangenheit. Junge, innovative Unternehmen haben das Potenzial, schnell Lösungen für neue Bedrohungen zu entwickeln. Daher ist auch zu erwarten, dass Beteiligungsinvestitionen in diesem Bereich weiter an Bedeutung gewinnen werden“, sagt Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW. Während die Bereiche Defense-Tech/Dual Use im deutschen Venture-Capital-Markt im Jahr 2019 mit einem Dealvolumen von 28 Millionen Euro kaum eine Rolle spielten, wurden im Jahr 2024 bereits knapp 800 Millionen Euro in Start-ups dieser Bereiche investiert.