Markus Glaser-Gallion Digitalisierung braucht Herz und Hirn!

Leadec

Markus Glaser-Gallion ist CEO der Leadec-Gruppe. Nach Stationen im Consulting und verschiedenen Führungspositionen wurde der Diplom-Kaufmann 2003 Mitglied der Geschäftsführung von Voith Industrial Services. Seit 2016 ist der Servicespezialist für die Fabrik ein eigenständiges Unternehmen mit 22.500 Mitarbeitenden in 16 Ländern und einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro.

Bild: Leadec-Gruppe
24.10.2025

Die Fabrik der Zukunft ist keine Hochglanzbroschüre aus dem Ingenieurbüro, sondern entsteht im realen Maschinenraum. Wir reden hier über den Puls der Industrie, wo Wandel bei den Menschen beginnt, die täglich am Werk sind. Lassen Sie uns einen Blick hinter die Kulissen werfen und herausfinden, wie wir unsere Produktion wirklich zukunftsfähig machen mit viel Praxisnähe und der richtigen Portion Menschlichkeit.

Das gängige Bild einer modernen Produktionshalle zeigt perfekt vernetzte Anlagen, Roboter und Menschen, die wie selbstverständlich im Takt arbeiten. Doch die Realität sieht oft anders aus: Datensilos, veraltete Strukturen und Fachkräftemangel prägen vielerorts den Alltag. Seit der Pandemie wird die Industrie zudem von Disruptionen durchgeschüttelt – von Halbleiterknappheit über unterbrochene Lieferketten bis hin zu geopolitischen Unsicherheiten. Die entscheidende Frage lautet daher: Wie können Fabriken nicht nur funktionieren, sondern fit für die Zukunft gemacht werden?

Die Antwort liegt nicht allein in neuer Technologie. Digitalisierung entfaltet ihre Wirkung erst dann, wenn Menschen sie mitgestalten. Wandel beginnt bei denjenigen, die tagtäglich am Werk sind. Digitalisierung funktioniert nur im Zusammenspiel von Herz und Hirn.

Das Unternehmen, 1962 als Kesselreinigungsunternehmen gegründet, hat sich Schritt für Schritt vom klassischen Industriedienstleister zum datengetriebenen Serviceexperten entwickelt. Ein entscheidender Wendepunkt war 2017: Nach der Ausgliederung aus der Voith-Gruppe und der Übernahme durch einen Private-Equity-Investor musste Leadec seine Zukunft neu definieren. Die Chance wurde genutzt, um Strukturen grundlegend zu erneuern und die Organisation konsequent zu digitalisieren.

Mit dem operativen System Leadec.os, das alle Prozesse end-to-end abbildet, gelang es, Abläufe in Echtzeit für über 800 Fabriken weltweit sichtbar und steuerbar zu machen. Anlagenwartungen lassen sich seither vorausschauend planen, Ressourcen effizienter einsetzen und Produktivitätsgewinne realisieren. Der Weg von der klassischen Industriedienstleistung hin zum datenbasierten Servicemodell war damit konsequent eingeschlagen. Doch im Mittelpunkt stand nicht die Technologie allein. Entscheidend war das Verständnis, Digitalisierung als umfassendes Change-Management zu begreifen. Reden ist Silber, Schulen ist Gold, Begeistern ist Platin.

Gerade in der Anfangsphase waren die Widerstände groß. Führungskräfte und Mitarbeitende, die jahrelang auf Erfahrung und Eigeninitiative gesetzt hatten, sahen sich plötzlich mit neuen Strukturen und ungewohnter Transparenz konfrontiert. Um diesen Wandel erfolgreich zu gestalten, baute Leadec auf drei Prinzipien: klare Führung und ehrliche Kommunikation, praxisnahe Schulungen mit lokalen Multiplikatoren sowie Zeit und Vertrauen, damit Fortschritte sichtbar werden.

Die Ergebnisse für Kunden sind greifbar: Digitale Anwendungen verkürzen heute die Anlagenaufnahme von Monaten auf wenige Wochen, Abfallmanagement wird datenbasiert optimiert und ganze Prozessketten mit IIoT intelligent gestaltet. Gleichzeitig eröffnet die Transformation neue Perspektiven für die Beschäftigten, die einen Mehrwert für ihre tägliche Arbeit erkennen.

Die Lehre daraus: Die Fabrik der Zukunft entsteht nicht am Konferenztisch, sondern auf dem Shopfloor. Sie entwickelt sich im Zusammenspiel von Menschen, Prozessen und Technologie, ohne auf den perfekten Masterplan zu warten.

Die Botschaft an die Industrie ist klar: Digitalisierung ist keine Hochglanzbroschüre, sondern ein lebendiger Prozess. Und sie gelingt nur dann, wenn Menschen ihn mittragen.

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