Ab 2026 ist Nachhaltigkeit für Unternehmen kein freiwilliges Engagement mehr, sondern unterliegt den Verpflichtungen der EU-Ökodesign-Verordnung ESPR (Ecodesign for Sustainable Products Regulation). So dürfen Unternehmen ab 2026 unverkaufte Waren nicht mehr vernichten. Außerdem müssen sie einen digitalen Produktpass einführen und dafür Sorge tragen, dass Informationen wie beispielsweise Materialzusammensetzung, Reparaturhinweise, Nachhaltigkeitszertifikate oder die CO2-Bilanz transparent entlang der gesamten Lieferkette verfügbar sind.
Auf diese Weise werden Fortschritte beim Thema Nachhaltigkeit messbar und Unternehmen können ihre Maßnahmen in punkto Kreislaufwirtschaft eindeutig belegen. Nachhaltigkeit, die von Unternehmen bislang überwiegend im Rahmen des Marketings kommuniziert wurde, wird damit zu einem überprüfbaren Unternehmensstandard.
Prinzipien der Kreislaufwirtschaft müssen integriert werden
Ab dem kommenden Jahr wird es für Betriebe und Organisationen verpflichtend, die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in ihre zentralen Geschäftsmodelle zu integrieren. Produkte müssen so gestaltet sein, dass sie Abfall und Umweltverschmutzung weitgehend vermeiden, Waren und Materialien im Kreislauf halten und natürliche Systeme, beispielsweise durch Recyclen, regenerieren. Dafür müssen sie in Technologien investieren, die über die gesamte Lieferkette hinweg, vom Rohstoff bis zum Verkauf, eine umfassende Transparenz bieten.
Künstliche Intelligenz wird dabei eine zentrale Rolle einnehmen. Mithilfe von vorausschauender Bedarfsplanung, Leistungsanpassung und einer intelligenten Rücknahmelogistik sind deutliche Effizienzsteigerungen möglich. Da die KI Daten über alle Stufen der Lieferkette vernetzen kann, können Unternehmen nicht nur Waren und Informationen zurückzuverfolgen, sondern auch das Einhalten von Vorschriften überprüfen und Abfall vermeiden, bevor er entsteht.
Die Schnittstelle von Technologie und Nachhaltigkeit besitzt großes Potenzial, um die digitale Transformation von Unternehmen auf ein neues Level zu heben. Laut dem Supply-Chain-Compass-Bericht von Blue Yonder, für den fast 700 weltweit führende Supply-Chain-Manager befragt wurden, sind die befragten Unternehmen, welche Nachhaltigkeit als eine der drei wichtigsten strategischen Prioritäten nannten, auch führend beim Einsatz digitaler Technologien und KI: 94 Prozent geben an, dass eine durchgängige Datenkonnektivität für den Erfolg ihres Unternehmens von grundlegender Bedeutung ist (gegenüber 85 Prozent insgesamt), 80 Prozent sagen, dass KI bereits jetzt ihre Arbeitsweise verändert (gegenüber 74 Prozent insgesamt), und 61 Prozent geben an, dass sie derzeit den Einsatz generativer KI prüfen.
Nie dagewesenen Transparenz kommt
Das Zusammenwachsen gesetzlicher Vorschriften und technologischem Fortschritt wird in den nächsten Jahren zu einer nie dagewesenen Transparenz führen. Schon die ersten Offenlegungen gemäß der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) im Jahr 2025 haben gezeigt, dass Nachhaltigkeitsdaten ebenso überprüfbar sind wie Finanzdaten. Diese Entwicklung wird sich bis 2026 weltweit fortsetzen und auch Lieferkettenpartner außerhalb der EU erreichen.
Kunden können den Wandel entscheidend mitgestalten: Viele Händler verhindern schon heute Lebensmittelverschwendung durch eine dynamische Preisgestaltung, Modemarken drosseln Überproduktion durch intelligente Planung und Hersteller gewinnen durch verbesserte Retouren wieder an Wert.
Bis Ende 2026 wird die Kreislaufwirtschaft kein Wunschdenken mehr sein, sondern regulatorische und technologische Realität. Diejenigen, die dann dank Innovation und Transparenz an der Spitze stehen, werden die nächste Generation nachhaltiger Unternehmen maßgeblich prägen.