„Auch wenn sich Co-Location, also die Kombination von Solarenergiegewinnung und Speicherlösungen, nicht für jedes Projekt eignet, bietet sich dieser Ansatz zunehmend als strategische Option für Projektentwickler an, die aktuelle und zukünftige Marktanforderungen berücksichtigen und ihre Gewinne steigern möchten”, erklärt Ramy Shahat, Sales Manager Utility Storage bei Trina Storage.
Die wachsende Bedeutung von Co-Location
Die Ergänzung geplanter PV-Projekte durch BESS-Kapazitäten bietet interessante Vorteile, darunter Zukunftssicherheit gegenüber Marktvolatilität, eine erhöhte Betriebsflexibilität sowie die Bereitstellung zusätzlicher Einnahmequellen durch Netzdienste. Warum sehen wir also nicht viel mehr Projekte dieser Art?
Bisher schreckten die höheren Investitionskosten und die zusätzlichen technischen Herausforderungen viele Projektplaner ab. Projektentwickler müssen sich mit der Komplexität auseinandersetzen, die die Verwaltung zweier unterschiedlicher Technologien – Photovoltaiksysteme und Großbatterien – am selben Standort mit sich bringt. Außerdem stehen sie vor Hürden bei der Einholung von Genehmigungen und Zulassungen, da oft separate und zeitaufwändige Prozesse für jede Komponente erforderlich sind.
In den letzten Jahren und Monaten gab es jedoch in immer mehr Märkten Entwicklungen, die die Weichen für bessere Bedingungen in Bezug auf Co-Location-Projekte stellen:
In Großbritannien gab es beispielsweise bereits im Mai 2020 eine Entscheidung der Energieregulierungsbehörde Ofgem, das sogenannte „Double-Charging“ für Batteriespeicher (also eine finanzielle Belastung bei der Einspeisung von Energie in Speicher sowie beim Einspeisen der Energie vom Speicher ins Energienetz) zu beenden. Damit wurde eine große Kostenbarriere für Co-Location-Projekte beseitigt. Diese regulatorische Änderung, die bis April 2021 vollständig umgesetzt wurde, markierte einen Wendepunkt auf dem britischen Energiemarkt und ermutigte mehr Entwickler, BESS in ihre PV-Projekte zu integrieren. Erste vollständig ans Netz angeschlossene Projekte wie das 100-MWh-Projekt „Swangate“ und „Tiln Farm“ sowie eine solide Projektpipeline in Großbritannien zeigen den Erfolg dieser Maßnahme.
Auch in Spanien wurde 2024 eine gesetzliche Vorgabe verabschiedet, die Co-Location Projekten den Vorzug gibt. Demnach sollen Kapazitätsdienste über drei Arten von Auktionen in MW und Euro/MW/Jahr vergeben werden, wobei bestimmte Anforderungen erfüllt werden müssen. Dazu gehören ein CO2-Ausstoß unter 550 g/kWh, die Erfüllung von Stabilitäts- und Flexibilitätskriterien und der Verzicht auf eine regulierte Vergütung. Diese Auktionen gelten sowohl für Hybrid- als auch für Inselsysteme. Dieser neue Kapazitätsmechanismus verspricht nachhaltige Einnahmen für Energiespeicher in Spanien, wobei die erste Ausschreibung für Mitte 2025 geplant ist. Bereits jetzt liegen dem Netzbetreiber 22.000 MW an Anträgen zur Genehmigung vor, von denen 9,5 GW bereits angeschlossen wurden.
Deutschland treibt die Integration erneuerbarer Energiequellen mit Batteriespeichersystemen (BESS) ebenfalls aktiv voran, um die Netzstabilität zu verbessern und die Energienutzung zu verbessern. Dieser Ansatz berücksichtigt die schwankende Verfügbarkeit erneuerbarer Energien und unterstützt die ehrgeizigen Ziele des Landes bei der Energiewende. Zwar bestehen weiterhin Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die regulatorischen Rahmenbedingungen, doch dank starken Engagements für den Ausbau gemeinsamer Projekte im Bereich erneuerbare Energien und BESS zeichnet sich ein positiver Trend ab.
Es gibt jedoch noch Raum für Verbesserungen. Regierungen und Regulierungsbehörden können weitere Maßnahmen ergreifen, um die Prozesse rund um Co-Location für Projektentwickler zu rationalisieren. Dazu gehört beispielsweise die Verkürzung der Fristen für Baugenehmigungen und Netzanschlüsse sowie die Vereinfachung der Genehmigungsverfahren durch die Konsolidierung der Anforderungen für Photovoltaiksysteme und Batteriespeicher in einem einzigen Rahmen.
Netzstabilität und neue Geschäftsfelder
PV-Projekte, um Batterieeinheiten und die dazugehörige Infrastruktur zu ergänzen, bedeuten für einen Entwickler eine erhebliche zusätzliche Investition. Erfolgreiche Projekte bestätigen jedoch, dass diese Investition langfristig einen erheblichen Mehrwert schaffen kann, indem sie zukünftige Risiken – wie etwa die potenzielle Wertminderung des Anlagewerts – mindert, da die Kosten für Solaranlagen weiter sinken.
Durch die Ergänzung eines PV-Projekts mit BESS werden wichtige Speicherfunktionen hinzugefügt. Dies gleicht die fortschreitende Kommerzialisierung und den sinkenden Return on Investment von Solar-PV auf verschiedene Weise aus. Dazu gehören:
Erschließung neuer Einnahmequellen: Entwickler können Energieversorgern und Stromnetzbetreibern Netzmanagementdienste wie Lastausgleich und Frequenzregulierung anbieten und so das Umsatzpotenzial des Projekts steigern.
Netzüberlastung entgegenwirken: Co-Location beugt zudem zukünftigen Netzengpässe vor. Das gilt sowohl für die verfügbaren Netzanschlusspunkte als auch für eine zeitlich gesteuerte Einspeisung von Energie.
Günstigere Gesamtkosten: Die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur (wie Umspannwerk, Verkabelung uns so weiter) und Netzanschlüsse sind auch finanziell attraktiv, da so die Gesamtkosten für das Projekt gesenkt werden können.
In Europa sind derzeit etwa 8 GW an Batteriespeicherkapazität installiert. Die Internationale Energieagentur (IEA) geht jedoch davon aus, dass bis 2030 200 GW nötig sein werden, um das Netz zu unterstützen. Es besteht also in Europa sowie weltweit ein dringender Bedarf an Energiespeichern. Dieser Bedarf wird noch weiter steigen, da immer mehr erneuerbare Energien ans Netz gehen. Energieversorger werden auf Batteriespeicher zurückgreifen, um die Flexibilität zu erhalten, die sie benötigen, um die Nachfrage zu decken, das Angebot zu steuern und die Netzlast auszugleichen. Projektentwickler können diesen Bedarf decken, indem sie ihre Projekte mit BESS-Funktionen ausstatten. Auf diese Weise steigern sie den Kapitalwert ihrer Anlage und auch ihren Betriebswert.
Verschiedene Märkte erfordern verschiedene Ansätze
In ganz Europa stehen Investoren vor wachsenden Herausforderungen, darunter Beschränkungen bei der Erteilung neuer Netzanschlussgenehmigungen durch die Betreiber, niedrige Strompreise in Spitzenzeiten der erneuerbaren Energien und betriebliche Einschränkungen bei der Installation erneuerbarer Energien. Daher ist die Entwicklung von Energiespeicherlösungen unumgänglich.
In Spanien steht das nationale Stromnetz kurz vor der Überlastung. Daher priorisieren staatliche Planer die Anträge auf Anschlussgenehmigungen für PV-Projekte mit integriertem Batteriespeicher. BESS vor Ort helfen dabei, Angebot und Nachfrage auszugleichen, da sie in Zeiten geringer Nachfrage überschüssige Energie speichern und so sicherstellen, dass keine erneuerbare Energie verschwendet wird, wenn das Netz bereits voll ausgelastet ist.
Im Gegensatz dazu konzentriert sich Italien auf groß angelegte, eigenständige BESS-Projekte, die Ausgleichsdienste auf Versorgungsniveau bieten, um die Strompreise zu stabilisieren und eine konstante Versorgung zu gewährleisten. Diese Systeme ergänzen das Netz, indem sie Flexibilität bieten und Preisschwankungen abmildern.
In den baltischen Staaten ist die Netzanschlussgenehmigung für PV-Parks ohne Batteriespeicher bereits heute nahezu unmöglich. Ein ähnlicher Trend wird in Kürze auch in Polen erwartet. Entsprechend ist mit einem rasanten Anstieg der Anzahl von BESS-Systemen zu rechnen, die mit PV-Anlagen integriert sind, sowie auch mit der Zunahme eigenständiger Energiespeicher.
Auch in Deutschland haben Erneuerbare-Energien-Projekte mit BESS deutlich an Dynamik gewonnen – insbesondere zur Stärkung der Netzstabilität sowie der zusätzlichen Geschäftsoptionen durch Netzmanagementdienste. Projekte, die diesen Trend veranschaulichen sind beispielsweise:
Projekt Ammerland II von Aquila Clean Energy: Dieses im Dezember 2023 fertiggestellte Projekt in Niedersachsen kombiniert einen 8,2 MWp-Solarpark mit einem 3,2 MW/6,9 MWh-Batteriespeichersystem. Es handelt sich um eines der ersten Co-Location-Projekte Deutschlands und kann rund 3.500 Haushalte mit Solarstrom versorgen. Das integrierte Batteriesystem speichert überschüssige Energie, die bei Bedarf ins Netz zurückgespeist werden kann, und unterstützt damit die Netzstabilität.
Zwei Projekte von RWE in Nordrhein-Westfalen: Das erste kombiniert eine 19,4-MWp-Photovoltaikanlage (PV) mit einem 6,5-MW/13-MWh-Batteriespeichersystem unter einem bestehenden Windpark. Das zweite Projekt in Bedburg umfasst eine 12,1-MWp-Photovoltaikanlage, gepaart mit einem 4,1-MW/8,1-MWh-Batteriesystem.
Es gibt aktuell keine Universallösung. Die Wahl zwischen Co-Location-Systemen und eigenständigen PV- oder BESS-Systemen hängt von der Netzinfrastruktur eines Landes, den Anforderungen des Energiemarkts und den langfristigen Zielen ab. Jeder Ansatz dient einem bestimmten Zweck und geht die einzigartigen Herausforderungen und Chancen in seinem spezifischen Kontext an.
Eine Investition in die Zukunft
Der Mangel an Netzanschlusspunkten stellt in vielen Märkten bereits eine Herausforderung dar, die durch die zunehmende Verbreitung erneuerbarer Energien und den wachsenden Bedarf an Netzausgleichslösungen verursacht wird. Diese Einschränkung wird sich jedoch noch verschärfen, da immer mehr Projekte für erneuerbare Energien ans Netz gehen. Damit werden Co-Location-Projekte für Projekt-Entwickler immer mehr zu einer zweckmäßigen und strategischen Entscheidung.
Es ist also weniger die Frage „ob“, sondern vielmehr „wann“ sich Co-Location großflächig durchsetzen wird. Da die Nachfrage nach erneuerbarer Energie weiter steigt, werden Netzbetreiber und Energieunternehmen auf Co-Location-Speicherlösungen zurückgreifen, um Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage auszugleichen, Netzüberlastungen zu verringern und die allgemeine Systemflexibilität zu verbessern.
Für Projektentwickler und Investoren bietet Co-Location eine wertvolle Möglichkeit, diese Herausforderungen anzugehen und gleichzeitig den Wert ihrer Anlagen zu optimieren. Zwar wird jedes Unternehmen seine Optionen anhand der spezifischen Umstände bewerten, doch der wachsende Marktbedarf an Co-Location legt nahe, dass es sich bei der aktuellen und zukünftigen Projektplanung um eine Lösung handelt, die es wert ist, in Betracht gezogen zu werden.