Die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus verändert die Weltwirtschaft und läutet eine neue Phase geopolitischer Unsicherheit für die europäische Industrie ein. „America First“ steht erneut im Mittelpunkt seiner Politik – diesmal mit noch stärkeren protektionistischen Tendenzen. Geplante Importzölle, steuerliche Anreize für US-Firmen sowie energiepolitische Deregulierung zwingen europäische Unternehmen dazu, ihre globalen Lieferketten zu überdenken.
„Trumps zweite Amtszeit wird eine Herausforderung für die europäische Industrie. Unternehmen müssen ihre Supply-Chain-Strategie vorausschauend anpassen. Sie bietet aber auch die Chance, vom US-Marktwachstum zu profitieren“, erklärt Dr.-Ing. Kai Philipp Bauer, Geschäftsfeldleiter Supply Chain bei Rothbaum Consulting.
Trump als Risikofaktor für industrielle Supply Chains
Ein wesentlicher Risikofaktor für die europäische Industrie unter der neuen Trump-Administration ist eine protektionistische Handelspolitik – insbesondere durch die Einführung neuer Importzölle auf Industrie- und Konsumgüter aus der EU. Modellrechnungen zufolge könnte dies das deutsche BIP bis 2028 um bis zu 180 Milliarden Euro belasten. Gleichzeitig führt die politische Volatilität zu einer zunehmenden Investitionszurückhaltung, besonders im stark exportabhängigen Maschinenbau. Unsichere Rahmenbedingungen bremsen langfristige Entscheidungen – nicht nur in Europa, sondern auch in Asien.
Verschärft wird die Situation durch Wechselkursrisiken: Wachsende Unsicherheit kann zu erhöhten Schwankungen bei EUR/USD und CNY/USD führen. Dies könnte wiederum steigende Rohstoffpreise und höhere Hedging-Kosten zur Folge haben. Zudem besteht das Risiko eines Preisverfalls in Europa, wenn China aufgrund neuer US-Zölle seine Exporte verstärkt auf den europäischen Markt verlagert – mit direktem Druck auf Margen und Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig könnten strengere US-Regulierungen, etwa durch erweiterte Local-Content-Anforderungen oder nationale Sicherheitsvorschriften, europäische Anbieter gezielt vom amerikanischen Marktausschließen.
Von Trump profitieren: Chancen für die europäische Industrie
Trotz der Herausforderungen eröffnet Trumps potenzielle Wirtschaftspolitik auch Chancen für europäische Unternehmen. Besonders attraktiv sind steuerliche Anreize sowie Förderprogramme, welche Investitionen in den USA begünstigen – ein Vorteil für Firmen, die Produktion oder Entwicklung gezielt dorthin zu verlagern. Zusätzlich bieten niedrige Energiepreise in den USA, insbesondere für energieintensive Branchen wie die Chemieindustrie, einen klaren Standortvorteil. Auch auf der Beschaffungsseite ergeben sich Möglichkeiten: Sollte die US-Nachfrage nach chinesischen Produkten infolge neuer Zölle einbrechen, könnten europäische Unternehmen von sinkenden Preisen und besseren Einkaufsbedingungen profitieren. Nicht zuletzt schafft ein möglicher Ausbau von Industrie- und Infrastrukturprogrammen in den USA neue Absatzmärkte – etwa für Maschinenbau, Automatisierungstechnik, Software oder Baumaterialien aus Europa.
Strategien zur Risikominimierung und Chancenmaximierung
Wer jetzt reagiert, kann nicht nur Risiken minimieren, sondern aktiv neue Marktchancen erschließen. Entscheidende Hebel sind:
Produktionsstandorte in den USA zur Umgehung von Zöllen und Nutzung lokaler Förderprogramme.
Kooperationen und Joint Ventures mit US-Partnern für sicheren Marktzugang und regulatorische Anpassungsfähigkeit.
Kompetenzaufbau im Zoll- und Transportwesen zur Absicherung globaler Warenströme.
Verstärktes Risikomanagement für mehr Planbarkeit in volatilen Märkten.
Kostensenkungsprogramme, um Preis- und Wettbewerbsdruck in Europa standzuhalten.
Natural Hedging zur Planung von Einnahmen und Ausgaben in derselben Währung zur Absicherung gegen Wechselkursrisiken.
Resiliente Supply Chains durch Digitalisierung, Diversifikation und alternative Beschaffungsstrategien.
„Nutzen Sie die Chancen und begegnen Sie den Herausforderungen der neuen Handelsbedingungen mit einer optimierten Supply Chain. Wir helfen Ihnen gerne, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die Ihr Unternehmen zukunftssicher machen“, so Dr.-Ing. Kai Philipp Bauer.
Die Präsidentschaft Trumps zwingt die Industrie, sich strategisch und zukunftsorientiert aufzustellen. Es geht nicht nur um Reaktion – sondern um Transformation. Auch in Europa steht die Industrie vor weitreichenden Umbrüchen. Auf dem INDUSTRY.forward SUMMIT 2025 leitet Rothbaum Consulting den Themen-Table: „Mit Kurzarbeit & Co. durch die Rezession – Verschläft unsere Industrie einen wirtschaftlichen Strukturwandel?“ Es wird diskutiert, wie Unternehmen die Zeit der Kurzarbeit aktiv nutzen können, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und nicht von globalen Wettbewerbern abgehängt zu werden. Denn eines ist klar: Die Pause darf kein Stillstand sein – sondern muss Startpunkt für gezielten Wandel werden.