Nils Vespermann, Fagus-GreCon Smarter Brandschutz

Nils Vespermann ist seit 2017 Leiter des Produktmanagements im Brandschutz bei Fagus-GreCon. Zuvor war er als stellvertretender Entwicklungsleiter verantwortlich für die Digitalisierung, Konnektivität und Datenauswertung von Steuerungszentralen.

Bild: Fagus-GreCon
15.11.2021

Der beste Beitrag klassischer Brandschutzlösungen zur Produktivität ist es, so wenig wie möglich in den Produktionsprozess einzugreifen. Doch die voranschreitende Evolution in der Sensorik und eine immer bessere Vernetzung von Brandschutzkomponenten ermöglichen neue Ansätze und Konzepte, mit denen eine Brandschutzlösung die Produktivität sogar steigern kann.

Für viele Betreiber einer Brandschutzlösung ist es besonders wichtig, so wenig wie möglich von dieser Sicherungseinrichtung zu hören und zu sehen. Der Grund: Immer dann, wenn die Brandschutzlösung auf sich aufmerksam macht, ist dies mit Kosten verbunden, die nicht zur Produktivität beitragen. Im besten Fall steht nur eine Wartung an, um den Schutz der Produktionsstätte aufrecht zu erhalten. Im schlimmsten Fall muss der Produktionsprozess unterbrochen werden, weil zum Beispiel ein Feuer erkannt wurde.

Daher ist eine maschinenintegrierte Brandschutzlösung immer dann besonders attraktiv, wenn sie so wenig wie möglich in den Produktionsprozess eingreift. Eine solche Lösung ist zum Beispiel eine Funkenlöschanlage in einer pneumatischen Förderleitung. Diese Anlage löscht Zündinitiale bevor ein Brand oder sogar eine Explosion entstehen kann. Währenddessen läuft die Produktion ungestört weiter, trotz eines eventuellen Löschvorgangs. Der Betreiber erhält lediglich einen Hinweis über dieses Ereignis, den er nur kurz quittieren muss.

Durch den Einsatz von Digitalisierungskonzepten in Funkenlöschanlagen und anderen integrierten Maschinenbrandschutz-Lösungen bieten sich schon heute weitere Möglichkeiten, aktiv zur Erhöhung der Verfügbarkeit von Produktionsanlagen beizutragen. Ein Schlüssel ist die Vernetzung der Brandschutzanlage in alle Richtungen. Dazu gehört die Vernetzung der Brandschutzlösung in sich und die Vernetzung zur Produktionsanlage. Auch Anbindungen an cloudbasierte Dienste sind denkbar. Die sich aus dieser Interkonnektivität ergebenden Möglichkeiten stehen in unserer Produktentwicklung im Fokus.

Mit jedem neuen Produkt erhöhen wir den Vernetzungsgrad, um wertvolle Daten zu gewinnen. Damit schaffen wir die Grundlage für neue Funktionen und Dienste unserer verteilten Systeme, welche die Sicherheit und die Anlagenverfügbarkeit erhöhen.

Ein großes Potential bietet hier der Themenkomplex der Predictive-Maintenance-Funktionen, mit denen Wartungsintervalle aufgrund des tatsächlichen und auch des zu erwartenden Verschleißes individuell automatisch angepasst werden. Aktuelle Richtlinien, die auf festgelegte Wartungsintervalle setzen, erschweren die vollumfängliche Nutzung der Möglichkeiten.

Ein weiterer Digitalisierungsfaktor ist die Sensorik, die in einem Brandschutzsystem eingesetzt wird. Schon heute werden Alarme in modernen präventiven Brandschutzlösungen nicht nur anhand der aktuellen erkannten Gefahrenquelle erzeugt, sondern auch bei einer Häufung von mehreren an sich ungefährlichen Ereignissen über einen längeren Zeitraum. Werden diese von der Sensorik generierten Alarmdaten zum Beispiel in einem Zerkleinerungsprozess an die Anlagensteuerung übergeben und mit den Angaben zur Qualität des angelieferten Materials verknüpft, erhält das Brandschutzsystem auf einmal einen höheren Stellenwert.

So entsteht ein enormer Datenschatz aus Brandschutz- und Prozessdaten, der Betreibern wichtige Informationen zu Anomalien im Produktionsprozess liefert. Auf diese Abweichungen kann sowohl aus produktions- als auch sicherheitstechnischer Perspektive mit frühzeitigen Maßnahmen reagiert werden. Es entsteht eine höhere Produktivität nicht trotz, sondern Dank einer smarten Brandschutzlösung.

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