Deutsche Industrie erhöht KI-Budgets deutlich Mehr Geld für KI von deutschen Unternehmen

Zwar investieren deutsche Unternehmen stärker in KI, doch ganzheitliche Strategien sind nach wie vor die Ausnahme.

Bild: ChatGPT, publish-industry
21.10.2025

Steigende Budgets, zögerliche Umsetzung. Laut einer Studie von Slalom planen 92 Prozent der deutschen Führungskräfte, ihre Investitionen in KI im Jahr 2026 zu erhöhen. Trotz steigender Budgets bleibt die KI-Transformation zersplittert, da viele Unternehmen sie nur in einzelnen Bereichen umsetzen.

Eine aktuelle Studie des Technologieberatungsunternehmens Slalom zeigt, dass deutsche Unternehmen deutlich mehr in KI investieren. An der Studie nahmen weltweit 2.000 Befragte und in Deutschland 161 Befragte teil. Demnach planen 92 Prozent der befragten Führungskräfte, ihre KI-Investitionen im Jahr 2026 gegenüber 2025 zu erhöhen. Die Mehrheit (51 Prozent) plant Mehrausgaben von mehr als 25 Prozent. 46 Prozent wollen ausgewogen investieren, 20 Prozent ROI-getrieben und 16 Prozent aggressiv. Weitere 16 Prozent möchten investieren, um zu testen und zu lernen.

„Der Investitionswille in KI-Technologien ist ein äußerst positives Signal. Doch Technologie und Mitarbeiterbefähigung sollten auf eine gut abgestimmte Strategie folgen, nicht umgekehrt. KI-Projekte sind nur dann erfolgreich, wenn sie mit konkreten Geschäftswerten und Mitarbeiterbefähigung umgesetzt werden. So entstehen nachhaltige Ergebnisse statt teurer Experimente“, erklärt Denis Gassmann, Geschäftsführer von Slalom Germany.

Der Investitionsschub ist möglicherweise durch den Wettbewerbsdruck getrieben. 14 Prozent der Befragten beobachten einen aggressiven KI-Ansatz von Konkurrenten und weitere 36 Prozent glauben, dass Mitbewerber KI bereits auf eine Weise einsetzen, die die Wettbewerbslandschaft verändern könnte. Lediglich 8 Prozent haben noch keinen nennenswerten KI-Einsatz bei der Konkurrenz festgestellt.

ROI-Erwartungen zögerlich, Transformation bleibt fragmentiert

Trotz der hohen Investitionsbereitschaft bleibt die KI-Transformation in deutschen Unternehmen fragmentiert. 35 Prozent der Führungskräfte geben an, dass KI vor allem innerhalb einzelner Abteilungen genutzt wird. Nur 30 Prozent setzen KI bereits entlang mehrerer Stufen der Wertschöpfungskette ein, und lediglich sieben Prozent haben eine unternehmensweite End-to-End-Transformation umgesetzt.

Zudem erwartet nur rund ein Zehntel der Befragten (13 Prozent) eine Rendite ihrer KI-Investitionen innerhalb eines Jahres. Etwa die Hälfte (52 Prozent) rechnet mit einem ROI in ein bis zwei Jahren, 28 Prozent in drei bis fünf Jahren.

Damit liegen die deutschen Unternehmen unter dem internationalen Durchschnitt. Auf globaler Ebene erwartet ein Fünftel (22 Prozent) einen ROI in weniger als einem Jahr, das sind knapp 10 Prozent mehr als in Deutschland. Etwa die Hälfte (46 Prozent) rechnet mit Wertschöpfung in ein bis zwei Jahren, ein Viertel (25 Prozent) in drei bis fünf Jahren. Auch der direkte Vergleich mit den USA offenbart Differenzen: Dort erwarten 25 Prozent der Befragten einen ROI in weniger als einem Jahr, 46 Prozent in ein bis zwei Jahren und 22 Prozent in drei bis fünf Jahren.

„Unsere Beratungs- und Implementierungserfahrung zeigt: viele deutsche Unternehmen wissen nicht, wo sie ihre KI-Transformation beginnen sollen. Projekte mit klarer und messbarer Wertschöpfung sind eine gute Basis, um die KI-Transformation zu starten und im nächsten Schritt die Erfolge in der Organisation zu skalieren. Dieses Mindset muss in deutschen Unternehmen etabliert werden, um im internationalen Wettbewerb mitzuhalten“, sagt Andrei Svirida, Senior Director KI-Engineering, Slalom Germany.

Konservative Haltung bei Geschäftsmodellen

Auch wenn deutsche Unternehmen zunehmend in KI investieren möchten, bleibt ihre strategische Ausrichtung konservativ. Die überwiegende Mehrheit (78 Prozent) betrachtet KI als Tool zur Kostenreduktion und betrieblichen Effizienzsteigerung, mehr als zwei Drittel (69 Prozent) sehen in ihr einen Wegbereiter für schnellere Entscheidungen. Weniger als die Hälfte (39 Prozent) sieht in KI einen Katalysator, um das gesamte Geschäftsmodell neu zu denken – international sind es 48 Prozent.

Die Zurückhaltung spiegelt sich auch in der Strategieplanung wider. Ein Drittel (34 Prozent) passt die KI-Strategie kontinuierlich an die Geschäftsstrategie an, während 22 Prozent quartalsweise und 18 Prozent halbjährlich aktualisieren. Weitere 12 Prozent nehmen Anpassungen jährlich vor, 4 Prozent weniger als einmal im Jahr und 9 Prozent haben gar keine Strategie. „Die Geschwindigkeit, in der sich KI weiterentwickelt, wird immer rasanter. Umso wichtiger ist es, KI-Strategie und Geschäftsstrategie häufig abzugleichen und KI als Chance für völlig neue Kundenerlebnisse und Geschäftsmodelle zu begreifen. Deutsche Unternehmen haben hier sehr viel ungenutzte Potenziale“, erklärt Gassmann.

Kundenstrategie hinkt KI-Entwicklung hinterher

In puncto kundenorientierte KI-Strategie zeigen sich deutsche Unternehmen ebenfalls konservativ. Laut den befragten Führungskräften passt nur ein Viertel (23 Prozent) der deutschen Unternehmen die Kundenstrategie aktiv an KI an, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Weniger als die Hälfte (46 Prozent) führt erste gezielte Änderungen durch, jedoch ohne eine umfassendere Strategie zu verfolgen. 28 Prozent erkennen die Notwendigkeit, haben aber noch keine wesentlichen Änderungen vorgenommen. Die KI-Prioritäten im Umgang mit Kunden sind KI-erzeugte generative Inhalte und personalisierte Customer Journeys (72 Prozent) sowie autonome Service-Agenten (57 Prozent). Ansätze wie synthetische Kunden- und Verhaltenssimulationen nutzen hingegen nur 23 Prozent. „Vertrauensvolle und nachvollziehbare KI-Modelle werden bereits in vielen Bereichen der Kundeninteraktion eingesetzt. Deutsche Unternehmen müssen sich mehr trauen, wenn sie den Anschluss nicht verlieren wollen“, betont Svirida.

Externe Expertise als Hilfsstütze

Bei der Umsetzung ihrer ambitionierten KI-Pläne setzen deutsche Führungskräfte und das mittlere Management verstärkt auf externe Partner. 67 Prozent ziehen KI-Consultants und -Dienstleister für Kosteneffizienz und ROI heran, 63 Prozent, um eine schnellere Implementierung und Wertschöpfung zu erreichen, und 52 Prozent, um Zugang zu modernster Technologie zu erhalten. „Externe Dienstleister haben als Außenstehende oft einen klareren Blick. Zudem verfügen sie über gezielte Teams, die immer am Puls der Technologien und Implementierung sind. Daher können sie eine große Stütze sein, um skalierbare Strategien und Plattformen zu implementieren und nachzuhalten, sowie Mitarbeiter mit gezielten Programmen zu befähigen“, sagt Svirida.

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel