Die Stimmung im Maschinen- und Anlagenbau trübt sich weiter ein. Laut der neuen VDMA-Konjunkturerhebung bewerten weniger als ein Viertel der insgesamt 877 Unternehmen (23 Prozent) die aktuelle Lage als „sehr gut“ oder „gut“ (Juli: 26 Prozent). Rund ein Drittel der Unternehmen (33 Prozent) gibt dagegen das Urteil “schlecht” oder “sehr schlecht” ab (Juli: 32 Prozent). Auch die Aussichten haben sich spürbar verschlechtert.
Mehr als die Hälfte der Unternehmen (61 Prozent) erwartet in den nächsten 6 Monaten keine Veränderung der Situation. Nur noch etwa jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) ist optimistisch mit Blick auf die nächsten 6 Monate (Juli: 29 Prozent). Etwa 18 Prozent erwarten eine Eintrübung der Lage.
Umsatzrückgang oder Stagnation erwartet
Dies wirkt sich auch auf den Blick nach vorne aus: Im laufenden Jahr rechnen rund 35 Prozent der Unternehmen mit einem nominalen Umsatzrückgang, 27 Prozent sehen eine Stagnation als realistisch an und 38 Prozent erwarten ein Umsatzwachstum. Für 2026 sind viele Unternehmen wieder etwas optimistischer. Hier sehen 55 Prozent ein nominales Umsatzwachstum als möglich an.
„Das Umfeld, in dem die Maschinen- und Anlagenbauer navigieren müssen, bleibt enorm herausfordernd. Neben dem Zollkonflikt mit den USA und dem stärker werdenden Wettbewerber China schlägt die anhaltende Schwäche in zentralen Kundenbranchen zunehmend auf den Maschinen- und Anlagenbau durch. Seit einem Jahr melden etwa mehr als 75 Prozent der befragten Unternehmen eine schlechte oder sogar sehr schlechte Lage mit Blick auf die Automobilindustrie. So ist es wenig verwunderlich, dass automobilnahe Fachzweige wie die Werkzeugmaschinen, Robotik + Automation oder die Präzisionswerkzeuge eine besonders schlechte Lageeinschätzung abgegeben haben und die Aussichten dort verhalten sind“, kommentiert VDMA-Chefvolkswirt Dr. Johannes Gernandt die Ergebnisse.
Keine Lichtblicke in zentralen Kundenindustrien – Verteidigung im Fokus
Nicht nur in der Automobilindustrie ist die Lage angespannt, sondern auch in anderen wichtigen Kundenbranchen. Insbesondere die Bauindustrie sticht hier negativ hervor. Rund 67 Prozent der befragten Maschinenbaufirmen schätzt die aktuelle Lage dort als „schlecht“ oder „sehr schlecht“ ein, nur 6 Prozent spüren eine positive Lage. Aber auch mit Blick auf die Chemieindustrie sowie die Elektro- und Elektronikindustrie fällt die Bewertung durchwachsen aus.
In der Chemieindustrie sehen 36 Prozent eine schlechte oder sehr schlechte Lage und nur 14 Prozent ziehen ein positives Fazit, bei der Elektro- und Elektronikindustrie sind 32 Prozent negativ gestimmt und 17 Prozent positiv. In diesen beiden Branchen ziehen rund die Hälfte der Unternehmen ein „befriedigendes“ Fazit. Mit Blick auf die nächsten 6 Monate erwartet in allen genannten Branchen die Mehrheit der Maschinenbaufirmen keine Besserung, die meisten sehen eine gleichbleibende Situation.
Positiver stellt sich die Situation in ausgewählten anderen Kundenbranchen dar. Die Verteidigung, der Schiffbau, Pharmazeutische Erzeugnisse, Luft- und Raumfahrt sowie die Medizintechnik schneiden gut ab. In der Verteidigung bewerten rund 68 Prozent die Lage als gut oder sehr gut. Im Schiffbau sind es etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen (51 Prozent), bei Pharmazeutischen Erzeugnissen 44 Prozent, Luft- und Raumfahrt 41 Prozent und Medizintechnik 39 Prozent. Auch die Aussichten sind für diese Branchen durchweg besser.
Personalabbau setzt sich fort
Der Personalabbau dürfte sich in den nächsten Monaten angesichts der schwierigen und unsicheren Rahmenbedingungen weiter fortsetzen. Zwar erwarten mehr als die Hälfte der Unternehmen (55 Prozent) eine gleichbleibende Stammbelegschaft in den nächsten 6 Monaten, mehr als jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) sieht sich jedoch zum Personalabbau gezwungen. Weniger als jedes fünfte Unternehmen plant Personalaufbau (19 Prozent). Mit Blick auf den herrschenden Fachkräftemangel dürften die Unternehmen die Stellen ausscheidender Mitarbeitender seltener nachbesetzen und zunächst flexible Arbeitskräfte wie Zeitarbeiter reduzieren.
„Dies wird jedoch nicht ausreichend sein, um die geringere Arbeitskräftenachfrage abzufedern”, sagt Dr. Gernandt. Die geringe Einstellungsbereitschaft der Unternehmen spiegelt sich auch an den offenen Stellen wider. Rund 46 Prozent der Unternehmen erwartet eine Abnahme der offenen Stellen im nächsten halben Jahr und nur 17 Prozent einen Anstieg.
„Die Kostenbelastung am Standort Deutschland ist zu hoch. Die Bundesregierung muss nun schnell und entschieden handeln und zügig Reformen auf den Weg bringen. Die Umsetzung darf nicht durch die überbordende Bürokratie ausgebremst werden. Die Unternehmen brauchen verlässliche Rahmenbedingungen für mehr Planungssicherheit und verbesserte Standortbedingungen in der Breite für mehr Wettbewerbsfähigkeit – und das so schnell wie möglich!“, fordert der VDMA-Chefvolkswirt.