Der Green-Tech-Markt tritt in eine neue Phase ein. Nach Jahren des Hypes folgt nun die Konsolidierung. Viele Pioniere, die mit nachhaltigen Geschäftsmodellen gewachsen sind, stehen nun vor der Frage, wie sie ihren Erfolg strategisch absichern oder verwerten können. Investoren sortieren sich neu und richten den Blick auf Segmente, die nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch überzeugen und skalierbar sind. „Wir beobachten eine klare Verschiebung: Früher reichte das grüne Label noch, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, aber heute zählen Cashflow, Daten und ökonomische Marktfähigkeit“, erklärt Firat Köker, M&A-Director bei Ox8 Corporate Finance.
„Der Markt wird immer professioneller – und genau das ist die Chance für Unternehmen, die vorbereitet sind“, prognostiziert er. Denn die Branche richtet sich strategisch neu aus. Begriffe wie Konsolidierung, Smart Metering und Circular Economy sind keine Trendbegriffe mehr, sondern bilden die zentrale Achse des neuen Marktzyklus.
„Konsolidierung meint die Bündelung von Marktanteilen durch Übernahmen oder Fusionen – ein natürlicher Reifeprozess, der Gewinner und Übernahmekandidaten trennt“, schildert Köker. Smart Metering liefert die technologische Grundlage, um Energiedienstleistungen datenbasiert und skalierbar anzubieten. Die Circular Economy schließt diesen Kreis, indem sie Wertschöpfungsketten effizienter macht und Ressourcenflüsse messbar gestaltet. „Effizienz wird zur neuen Währung“, so der Experte. Diese Entwicklung wird durch ESG-Kriterien flankiert, die längst zum Standardfilter für Investorenentscheidungen geworden sind. Nachhaltigkeit bleibt zwar relevant, steht heute jedoch im Dienst wirtschaftlicher Belastbarkeit.
Investoren fokussieren auf Netze, Speicher und skalierbare Plattformen
Wenn sich Märkte konsolidieren und Investoren ihre Kriterien verschärfen, entstehen klare Gewinnersegmente mit strategischer Bedeutung. Das zeigt sich auch in den aktuellen Investitionsdaten: Die Internationale Energieagentur prognostiziert für die nächsten Jahre erneut Rekordinvestitionen in saubere Energietechnologien, warnt jedoch zugleich vor einem massiven Investitionsrückstand bei Stromnetzen. „Dieses Ungleichgewicht rückt Netz- und Speicherlösungen in den Mittelpunkt des Interesses: Ohne Netze keine Energiewende und ohne Speicher keine Netzstabilität“, ordnet Köker ein.
Auch im Bereich Elektromobilität und Ladeinfrastruktur schreitet die Reifung voran. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft wurden seit Jahresbeginn 2025 rund 20.000 neue öffentliche Ladepunkte errichtet. Insgesamt sind damit inzwischen etwa 184.000 Ladepunkte in Betrieb. Betreiber mit Skaleneffekten und stabiler Verwaltungssoftware werden zunehmend zu attraktiven Übernahmezielen. Die Branche professionalisiert sich rasant: Es entstehen große Allianzen, während kleinere Anbieter ihre Geschäftsmodelle an strategische Käufer verkaufen.
Wo die neuen Cashflow-Modelle entstehen
Firat Köker fährt fort: „Ein weiterer Hotspot ist der Bereich Smart Metering sowie digitale Energiedienstleistungen. Der schnellere Ausbau intelligenter Stromzähler schafft verlässliche Geschäftsgrundlagen und ermöglicht neue datenbasierte Modelle.“ Zunehmend rücken auch Energieeffizienz und die Kreislaufwirtschaft in den Fokus der Transaktionspraxis. Der rapide steigende Energiebedarf durch Rechenzentren, KI und Elektromobilität kollidiert mit der Notwendigkeit, Kosten und CO2-Emissionen zu senken. „Lösungen, die Effizienzsteigerungen, Wiederverwertung und Materialkreisläufe messbar machen, werden damit zu echten Cashflow-Modellen“, erläutert der Finanzierungsexperte.
Ox8 begleitet genau diese Entwicklungen. Beispiele sind „Powercloud“ mit wiederkehrenden Erlösen durch Cloud-ERP-Systeme für Energieversorger und „Hausheld“ mit sicheren Rollout-Modellen für Smart Meter. Auch Konsum- und Kreislaufmodelle wie „Recup“ und „Lässig“ konnten mit klaren Nachhaltigkeitskennzahlen überzeugen. Der M&A-Director fasst zusammen: „All diese Praxisbeispiele haben eines gemeinsam: Sie bieten wiederkehrende Erlöse, belastbare ESG-Daten und einen klaren industriellen Fit. Entscheidend ist also nicht das grüne Label, sondern ein skalierbares Geschäftsmodell mit nachhaltigem Fundament.“
Vorbereitung zahlt sich aus – der Fahrplan für 2026
„ESG ist kein Preistreiber mehr, sondern ein Mindeststandard“, betont Köker. „Investoren zahlen nur für echte Substanz. Also für Modelle, die Cashflow, Daten und Wirkung verbinden.“ Für CEOs im Green-Tech-Sektor beginne jetzt die entscheidende Etappe: Wer jetzt verkaufen will, muss zeigen, dass sein Modell nicht nur grün, sondern zukunftsfähig ist. „Das heißt, Unternehmen, die heute Transparenz schaffen, Prozesse skalieren und ihre Story klar erzählen, werden morgen auf dem M&A-Markt zu den Gewinnern zählen“, schließt der Experte.