Weltweit steigen die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung und verändern damit die strategischen Prioritäten von Unternehmen. Dies geht aus der aktuellen Studie „Global Sustainability Reporting Survey 2025“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervor. Für die Studie wurden 496 Führungskräfte und Fachleute aus 40 Ländern befragt, darunter 109 aus Deutschland. Die Umfrage liefert einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand und die Entwicklung der Nachhaltigkeitsberichterstattung in Unternehmen weltweit.
Zunehmender Druck auf Unternehmen
Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen berichtet von wachsendem Druck, Nachhaltigkeitsdaten offenzulegen. Sowohl Investoren als auch Regulierungsbehörden fordern immer mehr Transparenz. Besonders in Europa sorgt die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), für neue Offenlegungspflichten. Im Jahr 2025 werden Tausende Unternehmen erstmals Berichte nach den Vorgaben der CSRD veröffentlichen. Parallel dazu haben mehr als 30 Länder und Rechtssysteme begonnen, die Standards des International Sustainability Standards Board (ISSB) zu übernehmen oder deren Integration vorzubereiten.
Die PwC-Studie zeigt, dass Unternehmen unterschiedlich auf die regulatorischen Veränderungen reagieren. Nur 35 Prozent der Befragten in Deutschland planen eine zweijährige Verschiebung ihrer Berichterstattung gemäß der EU-Richtlinie „Stop the Clock“. Gleichzeitig setzen knapp 60 Prozent auf den ursprünglichen Zeitrahmen, getrieben von Erwartungen aus dem Markt und von Stakeholdern.
„Nachhaltigkeit ist längst kein Nebenschauplatz mehr. Sie wird zum Maßstab für unternehmerischen Erfolg. Daran ändert auch Omnibus nichts“, sagt Nicolette Behncke, Partnerin und Sustainability Reporting Leader Europe bei PwC Deutschland. Investoren und Regulierungsbehörden fordern von Unternehmen weltweit, Transparenz zu schaffen und Nachhaltigkeitsaspekte in die Geschäftsstrategie zu integrieren.
Nachhaltigkeitsdaten schaffen Mehrwert
Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie ist, dass über zwei Drittel der Unternehmen weltweit, die bereits nach CSRD oder ISSB berichten, einen signifikanten oder moderaten Mehrwert aus den Berichtsprozessen ziehen. In Deutschland bestätigen dies ebenfalls mehr als die Hälfte der Unternehmen. Sie nutzen die gewonnenen Daten vor allem für das Risikomanagement, die Gesamtgeschäftsstrategie, die Transformation der Lieferkette und die Investor Relations. „Wer Nachhaltigkeitsdaten konsequent für die Unternehmenssteuerung nutzt, gewinnt wertvolle Einblicke und kann Innovationen gezielt vorantreiben. So wird Datenverfügbarkeit zum echten Wettbewerbsvorteil“, sagt Nicolette Behncke.
Deutschland liegt beim Technologie-Einsatz über dem Durchschnitt
Weltweit spielt Technologie eine zentrale Rolle bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung. International nutzen 75 Prozent der Unternehmen zentrale Datenbanken, in Deutschland sind es 77 Prozent. Auch bei Tools zur Berechnung von Kohlenstoffemissionen (Deutschland: 75 Prozent, global: 63 Prozent) und bei Disclosure-Management-Software (Deutschland: 66 Prozent, global: 53 Prozent) liegen hiesige Unternehmen über dem internationalen Durchschnitt.
Beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zeigt sich ein differenziertes Bild: Unternehmen in Deutschland und weltweit setzen KI in ähnlichem Umfang ein, wobei der Einsatz insgesamt noch recht gering ist. Insgesamt befinden sich die meisten Unternehmen noch in einer frühen Phase der KI-Integration – viele testen entsprechende Tools oder setzen sie nur punktuell ein.
Mehr Ressourcen für Nachhaltigkeit
Weltweit haben 66 Prozent der Unternehmen ihren Ressourcenaufwand für die Nachhaltigkeitsberichterstattung erhöht. In Deutschland ist der gleiche Trend zu beobachten (68 Prozent). Auch die Zeit, die Führungskräfte für die Nachhaltigkeitsberichterstattung aufwenden, ist deutlich gestiegen.
Die Omnibus-Richtlinie mit ihren Änderungen zum Anwenderkreis und zum Berichtsinhalt sorgt jedoch für Unsicherheiten. Dennoch bleibt die Richtung klar: Die Nachhaltigkeitsberichterstattung entwickelt sich vom Compliance-Thema zum strategischen Erfolgsfaktor. Unternehmen, die kontinuierlich in diesen Bereich investieren, können nicht nur gesetzliche Vorgaben erfüllen, sondern auch echten Mehrwert für ihre Strategie, ihre Stakeholder und ihre Wettbewerbsfähigkeit schaffen.