Ralf Klein Wandel aktiv gestalten

HARTING Technologiegruppe

Ralf Klein ist Geschäftsführer bei Harting Electronics. In dieser Rolle ist er für die Ausrichtung und Wegbereitung des Unternehmens verantwortlich. Megatrends und deren Potenziale erkennen, Produktideen daraus ableiten und Kunden die passende Lösung anbieten – das ist sein gesetztes Ziel.

Bild: Harting Electronics
26.10.2023

Koopetition – oder wie man mit seinen Konkurrenten zusammenarbeitet. Was klingt wie ein hohles Modewort, beschreibt eine wichtige Erkenntnis unserer Zeit. Für zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg müssen wir international kooperieren und Synergien nutzen, um globale Industriestandards zu etablieren. Wir sollten unsere Einstellung ändern und uns bewusst sein, dass wir eine nachhaltige Zukunft anstreben. Denn wie Darwin sagte: „Nichts ist so beständig wie der Wandel.“

Der deutsche Mittelstand ist unser industrielles Rückgrat, um das uns viele ausländische Akteure beneiden. Der Mittelstand hat mit seiner vielfältigen Präsenz einen großen Anteil am Erfolg Deutschlands in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Interessanterweise bilden sich auch unterschiedliche industrielle Cluster in verschiedenen Regionen des Landes. Ein Beispiel dafür ist Ostwestfalen-Lippe. Die Region ist wirtschaftlich stark und von vielen Familienunternehmen geprägt. Das kennzeichnet den deutschen Mittelstand und macht ihn so einzigartig.

Ein Branchentreffen der Solarwirtschaft, das vor vielen Jahren stattfand, ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Gastredner war der damalige Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Ich erinnere mich noch gut an seine Worte: „Wenn ihr hier sitzt wie die Frösche im Teich, den man austrocknet, dann braucht man sich mit eurer Meinung am Ende auch nicht so sehr auseinanderzusetzen.“ Diese Worte waren ein schwerer Schlag für die Solarbranche. Denn die Entscheidungen der Bundesregierung führten damals zum erzwungenen Rückbau der Solarindustrie in Deutschland - und zum Zusammenbruch der deutschen Photovoltaikindustrie. Es gingen zahlreiche Arbeitsplätze verloren und der deutsche Marktanteil in der Solarindustrie schrumpfte extrem. Zu diesem Zeitpunkt waren circa 10.000 Unternehmen in der Solarbranche tätig, davon 350 Hersteller in Deutschland.

China dominiert heute den Markt der Solarindustrie: 79,4 Prozent des Polysiliziums, 96,8 Prozent der Wafer und 85,1 Prozent der Zellen kommen aus China. Im Januar 2023 hat China Pläne für Exportbeschränkungen bezüglich Polysilizium und Wafern veröffentlicht. Auf der anderen Seite kämpft die deutsche Industrie nach wie vor darum, sich von diesem Rückschlag zu erholen. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass eine stärkere Kooperation innerhalb der Branche damals entscheidend gewesen wäre, um zu überleben. Leider ist dies nicht in ausreichendem Maße gelungen. Es gehört halt Mut dazu, Egoismen zu überwinden und als Branche geschlossen aufzutreten, um die Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Die Einführung von Single-Pair-Ethernet vor sieben Jahren ist ein Beispiel dafür, wie wir bei Harting versucht haben, durch Partnerschaften erfolgreich zu sein. Auch wenn wir anfangs skeptisch waren: Wir haben das Potenzial dieser Technologie erkannt und uns für Kooperationen und Partnerschaften geöffnet.

Gemeinsam haben wir Standards gesetzt und zur Standardisierung beigetragen, um die Interoperabilität zu gewährleisten. Heute sind wir stolz darauf, ein Partnerprogramm mit vielen Unternehmen zu haben, die uns helfen, Single-Pair-Ethernet weiterzuentwickeln. Dies ist ein kontinuierlicher Prozess, da die Technologie noch in den Kinderschuhen steckt. Wir sehen hier enormes Potenzial und haben uns deshalb entschlossen, dieses Ökosystem weiter auszubauen.

Mut und Kooperationsbereitschaft sind zwei Erfolgsfaktoren, die den deutschen Mittelstand auszeichnen. Dennoch stehen wir vor der großen Herausforderung, unsere DNA des Einzelkämpfers zu überwinden und zu Brückenbauern zu werden. Das erfordert ein Umdenken und einen offenen Dialog. Nur so können wir eine gemeinsame Vision für die Zukunft entwickeln. Die Disruption, vor der wir uns in Acht nehmen müssen, kommt nicht aus Europa. Entscheidend ist, dass wir unsere Stärken bewahren, indem wir zusammenarbeiten und nicht von anderen überholt werden.

Mein Fazit: Es ist an der Zeit, einen Wandel zu vollziehen, der auf Mut, Partnerschaft und Innovation beruht. Wir können einen positiven Wandel herbeiführen und unsere Position in der globalen Industrielandschaft stärken, indem wir unsere Stärken bewahren und gleichzeitig Zusammenarbeit und Partnerschaften fördern. Lassen Sie uns diese Herausforderung gemeinsam annehmen und dafür sorgen, dass wir nicht wie die Frösche enden, die in einem ausgetrockneten Teich quaken.

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