Wetterextreme dämpfen Ökostromproduktion Strommix 2025: Erneuerbarer-Energien-Anteil geht im ersten Quartal zurück

Wind- und Solarenergie leisten mittlerweile einen zentralen und stetig wachsenden Beitrag zur Deckung des Strombedarfs, doch die Arbeit ist noch nicht getan.

Bild: publish-industry, DALL·E
29.04.2025

Im ersten Quartal 2025 ist die Erzeugung aus Erneuerbaren deutlich gesunken – Wind- und Wasserkraft verzeichneten deutliche Verluste während Solarstrom leicht zulegen konnte. Die Schwankungen zeigen, dass noch viel zu tun ist: Vor allem muss der Ausbau von Speichern, Flexibilitäten und Kraftwerkskapazitäten zügig vorangehen.

Insgesamt erzeugten Erneuerbare-Energien-Anlagen von Januar bis März 63,5 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom – rund 16 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Rückgang hat witterungsbedingte Ursachen. Vor allem den windschwachen Monaten Februar und März geschuldet, ist die Stromerzeugung aus Windenergie im ersten Quartal zurückgegangen. Dies gilt sowohl für die Windkraft an Land als auch auf See. Die Stromproduktion durch Windenergieanlagen auf See sank um 31 Prozent, während die Windenergie an Land ein Minus von 22 Prozent verzeichnete.

Insgesamt wurden durch Windkraftanlagen im ersten Quartal 33,3 Milliarden kWh Strom erzeugt, rund 14 Milliarden kWh weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit deckten sie rund ein Viertel des deutschen Bruttostromverbrauchs. Seit April 2024 wurden insgesamt 872 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 4,3 GW zugebaut. Bei vergleichbaren Witterungsbedingungen wäre die Stromerzeugung aus Wind somit deutlich gestiegen.

Ein niederschlagsarmer Februar und März sorgten auch bei der Wasserkraft für Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr: sie trug in den vergangenen Monaten mit 4,2 Milliarden kWh Strom zur Stromerzeugung bei, etwa 26 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, in dem außergewöhnlich gut nutzbare Niederschlagsmengen zu einem starken Anstieg der Stromerzeugung aus Wasserkraft geführt hatten. Sie entspricht nun genau wieder dem ersten Quartal 2023. Die Wasserkraft deckte damit drei Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland.

Positiv entwickelte sich hingegen die Stromerzeugung aus Photovoltaik: Der weitere Zubau von Solaranlagen sowie ein überdurchschnittlich sonniger März sorgten für einen spürbaren Anstieg der Solarstromerzeugung. Mit einem Plus von 3,2 Milliarden kWh gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die PV-Erzeugung im ersten Quartal um rund 32 Prozent und deckte damit zehn Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland. Dennoch konnte dieser Zuwachs den starken Rückgang bei der Windenergie nicht vollständig kompensieren. Dabei sollen durch die in diesem Jahr verabschiedete „Kleine Energierechtsnovelle“ temporäre Erzeugungsüberschüsse besser vermieden und die Integration von Photovoltaikanlagen in das Energiesystem weiter optimiert werden.

Lesen Sie zum Thema auch: Bestwerte bei Photovoltaik und CO2-Emissionen: Öffentliche Stromerzeugung 2024 brach Rekorde

Zentrale Beiträge trotz Flaute

„Wind- und Solarenergie leisten mittlerweile einen zentralen und stetig wachsenden Beitrag zur Deckung unseres Strombedarfs – das ist ein großer Erfolg der Energiewende und zeigt, wie leistungsfähig die Erneuerbaren heute bereits sind“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Die Erzeugung aus Erneuerbaren schwankt mit der Witterung. Um Versorgungssicherheit zu gewährleisten und Stromspitzen auch preislich zu nutzen, brauchen wir neben dem Zubau von Erneuerbaren mehr Speicher, mehr Flexibilitäten und steuerbare wasserstofffähige Gaskraftwerke. Dafür muss die neue Bundesregierung in den ersten 100 Tagen ein neues Gesetz mit verlässlichen Investitionsanreizen auf den Weg bringen, um den zügigen Ausbau steuerbarer Kraftwerkskapazitäten anzustoßen. Gleichzeitig müssen wir das Energiesystem als Ganzes im Blick behalten: mit deutlich mehr Speichern, neuen Flexibilitäten auf Erzeuger- und Verbraucherseite und einem Strommarkt, der die Bereitstellung von Flexibilität attraktiv macht. Nur so gelingt die sichere und nachhaltige Transformation unseres Energiesystems.“

„Die Zahlen unterstreichen einmal mehr: Windenergie und Photovoltaik sind DIE Säulen unserer Energieversorgung – heute und noch mehr in Zukunft.“ ergänzt Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg. „Um Versorgungssicherheit trotz witterungsabhängiger und auch saisonaler Schwankungen jederzeit gewährleisten zu können, muss der dynamische Ausbau der Erneuerbaren durch einen ebensolchen Ausbau der Infrastrukturen und Flexibilitätsoptionen flankiert werden. Gerade grünem Wasserstoff kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: er verwertet erneuerbare Stromspitzen, speichert Energie kurzfristig oder saisonal und stützt in Kombination mit flexiblen Wasserstoffkraftwerken das Stromsystem. Daneben ist er der treibhausgasneutrale Brenn- und Rohstoff, der für die Transformation der Industrie und Teile des Verkehrs benötigt wird. Hier muss die neue Bundesregierung den Ausbau dringend forcieren.“

Die Erzeugungszahlen im Einzelnen

Im ersten Quartal 2025 lag die Bruttostromerzeugung bei 132,4 Milliarden kWh – 2,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum (1. Quartal 2024: 136,2 Milliarden kWh). Dem stand ein Bruttostromverbrauch von 135,3 Milliarden kWh gegenüber (1. Quartal 2024: 135,4 Milliarden kWh). Insgesamt wurden 63,5 Milliarden kWh Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt (1. Quartal 2024: 75,9 Milliarden kWh). Davon stammten 26,5 Milliarden kWh aus Wind an Land, 6,8 Milliarden kWh aus Wind auf See, 13,3 Milliarden kWh aus Photovoltaik, 11,1 Milliarden kWh aus Biomasse und 4,2 Milliarden kWh aus Wasserkraft. Aus konventionellen Energieträgern wurden 68,9 Milliarden kWh erzeugt. Im Vorjahreszeitraum waren es 60,2 Milliarden kWh.

Ökostromanteil: Zwei Berechnungsmöglichkeiten

Der Anteil Erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch im ersten Quartal 2025 beträgt 46,9 Prozent. Den Ökostromanteil am Bruttostromverbrauch zu bemessen, ist die gängige Berechnungsgrundlage. Sie geht zurück auf europäische Vorgaben und steht im Einklang mit den Zieldefinitionen der Bundesregierung zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. Der Bruttostromverbrauch bildet das gesamte Stromsystem eines Landes ab und setzt sich zusammen aus der Summe der Bruttostromerzeugung eines Landes und dem Saldo seines Stromaustausches über die Landesgrenzen.

Eine andere Möglichkeit ist, den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung zu messen. Diese umfasst die gesamte in Deutschland erzeugte Strommenge. Der Anteil Erneuerbarer Energien im ersten Quartal 2025 auf Basis der Bruttostromerzeugung beträgt 47,9 Prozent.

Verwandte Artikel