Ausbleibende EU-Genehmigung blockiert Biogas-Ausbau Stilllegungen drohen: Biogasbranche fordert Planungssicherheit

Ohne schnelle EU-Notifizierung droht der Verlust von über 1 GW gesicherter Biogasleistung – mit Folgen für Betreiber, Zulieferer und die Energiewende.

Bild: ChatGPT, publish-industry
01.09.2025

Das Biogaspaket 2025 sollte Stilllegungen verhindern und die Flexibilisierung fördern. Doch die ausbleibenden EU-Genehmigungen bremsen dessen Umsetzung. Für Betreiber und Hersteller stehen mehr als 1 GW gesicherte Biogasleistung und wichtige Investitionen auf dem Spiel.

Im Januar 2025 hat der Deutsche Bundestag mit breiter Mehrheit das sogenannte Biogaspaket verabschiedet. Um die Stilllegung von Biogasanlagen am Ende der Laufzeit ihrer Förderung zu verhindern und gleichzeitig ein starkes Signal für die Flexibilisierung von Biogasanlagen zu setzen, wurden die Ausschreibevolumina deutlich erhöht und die Anforderungen an den flexiblen Betrieb der Anlagen erweitert. Viele Anlagenbetreiber haben sich auf diese zukünftigen Herausforderungen vorbereitet.

Aufgrund der noch ausstehenden beihilferechtlichen Genehmigung („Notifizierung“) der Europäischen Kommission können die geänderten Vorgaben jedoch bisher nicht umgesetzt werden. In einer Zeit, in der intensiv über die „Kraftwerkslücke” diskutiert wird, droht die zweite Ausschreibung in diesem Jahr noch nach den alten Bedingungen durchgeführt zu werden. Aufgrund der deutlich niedrigeren Ausschreibungsmenge und der fehlenden Flexibilisierungsanreize wäre der Zubau von mehr als 1 GW flexibler, gesicherter Biogas-Kapazitäten im schlimmsten Fall gefährdet. Aufgrund des absehbaren Endes vieler Biogasanlagen können viele Betreiber nicht länger warten. Ihnen droht die Stilllegung!

Verzögerte Notifizierung gefährdet Biogas-Kapazitäten in Deutschland

Die Bundesnetzagentur hat nun die Bedingungen für die Ausschreibung am 1. Oktober veröffentlicht. Dabei weist sie auf die ausstehende Notifizierung hin. In einem separaten Hinweis führt sie aus, dass die Bieter ihr Gebot noch ändern können, sollte bis zum 30. September 2025 noch eine Notifizierung erfolgen. Da für die Teilnahme an der Ausschreibung jedoch Genehmigungen erforderlich sind, dürften Änderungen nur in wenigen Fällen möglich sein.

Neben den betroffenen Betreibern ist auch der Anlagenbau massiv betroffen. Viele Unternehmen haben im Vorgriff auf die erwartete Transformation entsprechende Produkte entwickelt und Produktionskapazitäten sowie Material bereitgestellt. „Eine erfolgreiche Ausschreibung wäre auch eine Förderung des Mittelstandes in Deutschland, da davon sowohl Zulieferer als auch Wartungs- und Instandhaltungsbetriebe in der Fläche profitieren“, erläutert Michael Stipa, Head of Business Development Stationary Power Solutions bei Rolls-Royce Power Systems.

Kapazitäten können nicht einfach ins nächste Jahr fortgeschrieben werden. Die fehlende Planungssicherheit für Hersteller und Zulieferer droht Projekte in Zukunft zu verzögern. „Wir sehen mit Sorge, dass viele engagierte Biogasbetreiber Vertrauen in Handlungsfähigkeit und Kontinuität der deutschen Energiepolitik verlieren“, befürchtet Joachim Maier, Geschäftsführer von Energas BHKW.

Deshalb komme es jetzt entscheidend auf eine schnelle Notifizierung an. Der offizielle Notifizierungsprozess wurde inzwischen offenbar gestartet. Die Bundesregierung und insbesondere das federführende Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) müssen alles tun, um hier schnell zu einer Einigung mit der EU-Kommission zu kommen.

Beitrag von Biogasanlagen zur Versorgungssicherheit

Biogas kann unabhängig von den Witterungsbedingungen aus zahlreichen organischen Abfallquellen wie Gülle, Speiseabfällen und industriellen Abwässern erzeugt und in Gaslagern zwischengespeichert werden. Mit Biogas betriebene Gassysteme liefern CO2-neutral, zuverlässig und kalkulierbar Strom. Dieser kann dem Eigenbedarf dienen, ins Netz eingespeist werden und als Regelenergie zur Netzstabilisierung beitragen. Biogasanlagen sind eine ideale Ergänzung zu den volatilen erneuerbaren Energien, da sie den Strom- und Wärmebedarf jederzeit flexibel decken können.

VDMA Power Systems ist der Verband für den Energieanlagenbau. Er vertritt die Interessen der Hersteller und Zulieferer von Strom- und Wärmesystemen im In- und Ausland. Dazu zählen Windenergie-, Photovoltaik- und Wasserkraftanlagen, Motoren und thermische Kraftwerke sowie Speicher- und Sektorkopplungstechnologien. VDMA Power Systems dient ihnen technologieübergreifend als Informations- und Kommunikationsplattform mit den Schwerpunkten Energie- und Industriepolitik, Innovationen und Technik, Märkte und Messen sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. VDMA Power Systems ist ein Fachverband im VDMA, Europas größtem Verband des Maschinen- und Anlagenbaus.

Dieser vertritt 3.600 deutsche und europäische Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus. Die Industrie steht für Innovation, Exportorientierung und Mittelstand. Die Unternehmen beschäftigen insgesamt rund drei Millionen Menschen in der EU-27, davon mehr als 1,2 Millionen allein in Deutschland. Damit ist der Maschinen- und Anlagenbau unter den Investitionsgüterindustrien der größte Arbeitgeber, sowohl in der EU-27 als auch in Deutschland. In der Europäischen Union steht er für ein Umsatzvolumen von geschätzt rund 870 Milliarden Euro. Rund 80 Prozent der in der EU verkauften Maschinen stammen aus einer Fertigungsstätte im Binnenmarkt.

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