Bei der Geothermie-Anlage nimmt ein weiteres Forschungsprojekt der EnBW in Bruchsal seinen Betrieb auf: Eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage auf Basis von Brennstoffzellen. Es handelt sich um das erste Brennstoffzellensystem des Herstellers Bloom Energy, das in Deutschland in Betrieb genommen wird. Diese Anlage kann für kommunale und industrielle Anwendungen eingesetzt werden. Das Besondere an der Anlage ist der hohe elektrische Wirkungsgrad von über 60 Prozent. Sie hat eine elektrische Leistung von 300 KW und eine thermische Leistung von bis zu 160 KW. „Damit kann sie rechnerisch jährlich rund 850 Zwei- bis Dreipersonenhaushalte mit Strom und etwa 65 Einfamilienhäuser mit Wärme versorgen“, erläutert Markus Edel, EnBW-Konzernexperte für Brennstoffzellen.
Effizienter Strom und nutzbare Wärme im Dauertest
Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Einsatzmöglichkeiten von Brennstoffzellen im größeren Leistungsbereich zu untersuchen. „Brennstoffzellen sind vielfältig einsetzbar“, so Edel. „Das System ist einfach skalierbar und kann individuell an den Bedarf angepasst werden – ob für Industrie, Kommunen oder Rechenzentren.“ Mit der Anlage in Bruchsal sammeln wir wertvolle Langzeiterfahrungen zur Effizienz, Robustheit und Wirtschaftlichkeit der Technologie sowie zur Einsparung von CO2-Emissionen.
Sven Weigt, Oberbürgermeister der Stadt Bruchsal ergänzt: „Seit vielen Jahren läuft das Geothermiekraftwerk in Bruchsal geräuschlos, aber nicht unbeachtet. Das hohe Potenzial, das diese natürliche Ressource bietet, hat die EnBW schon vor Jahren erkannt. Seither baut sie die Möglichkeiten der Wärmegewinnung in enger Kooperation mit den Bruchsaler Stadtwerken aus. Sie bringt Forschungsprojekte wie die Lithiumgewinnung und jetzt die Brennstoffzellenanlage hier in Bruchsal auf den Weg. Das zeigt einmal mehr, Bruchsal ist ein Innovationsstandort mit großer Offenheit und guten Rahmenbedingungen für zukunftsweisende Technologien.“
Der Standort entwickelt sich zum „Energie- und Innovationspark“
Die Brennstoffzellenanlage besteht aus sechs Modulen, die aus Erdgas und Sauerstoff Strom erzeugen. Derzeit wird der Strom für den Eigenbedarf des Geothermiekraftwerks genutzt, während der Überschuss ins Netz eingespeist wird. Die beim elektrochemischen Prozess entstehende Wärme wird aus den Modulen abgeleitet und ins Nahwärmenetz übertragen. Die Anlage ist H2-ready und kann auf den Betrieb mit Wasserstoff umgestellt werden. Aktuell läuft die Anlage mit Erdgas. Zur Kompensation der CO2-Emissionen fördert die EnBW über die Stadtwerke Bruchsal Klimaschutzprojekte, die in gleicher Menge CO2 einsparen.
Die Geothermie-Anlage ging 2009 als erstes Kraftwerk dieser Art in Baden-Württemberg in Betrieb. Ursprünglich als Forschungsprojekt konzipiert, wird sie inzwischen für die wirtschaftliche Stromerzeugung genutzt. Im Jahr 2012 gründeten die EnBW und die Stadtwerke Bruchsal die Geothermie-Gesellschaft Bruchsal. Seit 2019 liefert das Kraftwerk zusätzlich Wärme an angrenzende Kundinnen und Kunden. Die Geothermie-Anlage hat aktuell eine thermische Leistung von 7 MW und eine elektrische Leistung von 0,58 MW.
„Der Standort entwickelt sich mehr und mehr zu einem Energie- und Innovationspark“, so Thomas Kölbel, Geschäftsführer der Geothermie-Gesellschaft Bruchsal. „Neben dem bestehenden Geothermie-Kraftwerk und den Forschungsprojekten zur Lithiumgewinnung ergänzt die Brennstoffzelle die Möglichkeiten für eine nachhaltigere regionale Strom- und Wärmeversorgung.“