Unternehmensumfrage Großes Potenzial für digitale Verbindung von Industrie und Energiesystem

Eine große Mehrheit der deutschen Industrieunternehmen sieht laut einer Umfrage ein großes Potenzial in der digitalen Verbindung von Industrie und Energiesystemen.

02.05.2018

65 Prozent der Unternehmen in Deutschland sehen großes oder sehr großes Potenzial in der digitalen Verbindung zwischen Industrie und Energiesystem. Eine Mehrheit kann sich auch vorstellen, Daten dafür auszutauschen. Das zeigt eine Unternehmensumfrage der Deutschen Energie-Agentur (dena) und der Deutschen Messe.

"Die Unternehmen sind bereit für eine digitale Brücke zwischen Industrie und Energiesystem", sagte Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, bei der Veröffentlichung der Umfrage zu Potenzialen und Akzeptanz digitaler Technologien in der Industrie, an der 286 Unternehmen teilnahmen. „Das ist ein gutes Zeichen, denn digitale Technologien können Produktion und Energiesystem auf intelligente Weise verknüpfen. Sie ermöglichen nicht nur die betriebswirtschaftlich beste Lösung für Unternehmen, sondern tragen auch wesentlich zu einer integrierten Energiewende bei, in der alle Teile optimal aufeinander abgestimmt sind.“

Zwei Drittel der befragten Unternehmen wären grundsätzlich bereit, Prozessdaten an Datenplattformen zu übermitteln, zum Beispiel zu Lastverschiebepotenzialen, sei es in anonymisierter oder aggregierter Form (42 bzw. 16 Prozent) oder gegen eine finanzielle Entschädigung (19 Prozent). 47 Prozent zeigen sich auch aufgeschlossen dafür, Informationen von Datenplattformen über Wetter, Stromerzeugung oder Preissignale in ihre Produktionsprozesse zu integrieren. 37 Prozent sind hier noch unentschlossen. Der Anteil der Unternehmen, die den Datenaustausch ablehnen, liegt nur bei 15 Prozent, sowohl bei der Übermittlung von Produktionsdaten, als auch bei der Integration von Systemdaten.

Wichtige Voraussetzungen: Datensicherheit und Kostenvorteile

Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien wird es immer wichtiger für die Stabilität des Energiesystems, dass Energieverbraucher flexibel auf Schwankungen in der Stromerzeugung reagieren. Unternehmen können hier eine wichtige Rolle übernehmen, indem sie ihre Lasten ab- oder zuschalten, je nach Preislage oder nach den Anforderungen des Stromnetzes. Laut Umfrage sehen sich bisher aber nur 26 Prozent der Unternehmen dazu in der Lage, ihre Stromnachfrage flexibel zu steuern; nur ein Teil davon macht auch tatsächlich davon Gebrauch.

Einen Erfolg von digital gesteuerten Produktionsanlagen, die ihren Energiebedarf selbst prognostizieren, vorab im Energiesystem anmelden und eigenständig Energieart, -quelle, -menge und Bezugszeitpunkt bestimmen, können sich 95 Prozent der Unternehmen vorstellen. Als wichtigste Voraussetzungen sehen sie dabei Datensicherheit, Kostenvorteile und technische Umsetzbarkeit.

Mehrheit der Unternehmen unterstützt Energie- und Klimaziele

Die Einstellung der Unternehmen zu den Energie- und Klimazielen der Bundesregierung ist überwiegend positiv. 35 Prozent wünschen sich noch ehrgeizigere Ziele, weitere 25 Prozent halten die Ziele für sinnvoll. 29 Prozent betrachten die Ziele hingegen als zu ambitioniert. Ihr Engagement beim Erreichen dieser Ziele schätzen zwei Drittel der Unternehmen als hoch bis sehr hoch ein. Bislang setzen sie dabei vor allem auf klassische Maßnahmen wie die Einrichtung eines Energiemanagementsystems (49 Prozent) und den Einsatz von Messtechnik (36 Prozent). Innovative Technologien zur Flexibilisierung der Stromnachfrage wie Demand-Side-Management, Unternehmens-Smart-Grid oder Power-to-Gas und Power-to-Heat spielen dagegen kaum eine Rolle.

Ziel der Umfrage ist es, die Potenziale zu analysieren, die die intelligente Kopplung von Industrie 4.0 mit dem integrierten Energiesystem mit sich bringt: Wie können digitale Technologien die Energieeffizienz von Produktionsanlagen steigern und in welchem Maß sind Unternehmen bereit, diese zu nutzen? Circa ein Drittel der befragten Unternehmen stammt aus dem Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, zwei Drittel aus der Industrie und dem produzierenden und verarbeitenden Gewerbe. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer sind kleine und mittlere Unternehmen, circa 45 Prozent größere und große Betriebe. Die Umfrage wurde finanziert durch die Deutsche Messe und unterstützt durch den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), den Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und den World Energy Council (WEC).

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