Als integrierter Energieversorger entwickelt Vattenfall nicht nur eigene Batterieprojekte. Auch die Weiterentwicklung und Vermarktung externer Großspeicher gewinnt an Fahrt. Eine erste Speicherpartnerschaft wurde nun geschlossen: Ab 2026 wird Vattenfall eine Großbatterie des Betreibers Return mit einer Kapazität von 50 MW vermarkten – gebaut im südniederländischen Waddinxveen, gesteuert und verbessert vom Vattenfall-Energiehandel in Hamburg.
Vattenfall verbessert Großbatterie von Return
„Flexible Speicher werden für eine stabile, fossilfreie und effiziente Energieversorgung immer unverzichtbarer“, erklärt Honey Duan, deren Team bei Vattenfall externe Batteriespeicher unter Vertrag nimmt. „In einem volatilen Umfeld bietet uns die Großbatterie von Return eine wertvolle, flexible Ergänzung zu unserem wachsenden Portfolio an erneuerbarer Stromerzeugung.“
Denn durch den stetig wachsenden Anteil erneuerbarer und damit wetterabhängiger Stromerzeugung nehmen die Schwankungen der Stromerzeugung und der Strompreise zu. Wolken- und windstillen Tagen („Dunkelflaute“) mit Preisspitzen im Winter stehen zunehmend Phasen mit negativen Marktpreisen bei hoher Solarstromproduktion („Hellbrise“) im Sommer gegenüber. Im Jahr 2024 werden in Deutschland bereits 6 Prozent und in den Niederlanden 5 Prozent aller Stunden negative Strompreise auftreten. Die Anforderungen an Preis- und Netzstabilität steigen und damit auch der Bedarf an flexiblen Speichersystemen.
Hier setzt die Speicherpartnerschaft an: Return wird Vattenfall eine Großbatterie mit einer Leistung von 50 MW und einer Speicherkapazität von 100 MWh im Rahmen eines 8-Jahres-Vertrags für die Verbesserung auf dem Strommarkt zur Verfügung stellen – ab der geplanten Inbetriebnahme in der ersten Hälfte des Jahres 2026. Return wird die Batterie an das Tennet-Netz anschließen.
Großbatterie von Return ergänzt Flexibilitätsportfolio
„Wir binden die Großbatterie in unsere automatisierten Handelsprozesse ein“, erklärt Duan. „Auf diese Weise reduzieren wir die Kosten für Ungleichgewichte und Regelenergie in unserem Portfolio und können Flexibilität immer dort bereitstellen, wo sie dem Strommarkt den größten Nutzen bringt.“ Das kann je nach Situation der Großhandelsmarkt für Strom sein – Day Ahead oder Intraday -, auf dem Käufer und Verkäufer zusammenkommen, oder der sogenannte Regelenergiemarkt, der der Stabilisierung des Netzes dient und von den Übertragungsnetzbetreibern gesteuert wird.
„Wo auch immer sie eingesetzt werden, dienen Batterien als flexible Speichersysteme zur Überbrückung regionaler und zeitlicher Ineffizienzen auf dem Strommarkt“, betont Duan. „Sie dienen der Energiewende und tragen dazu bei, unsere Vision eines Lebens ohne fossile Brennstoffe zu verwirklichen.“ Aufgrund ihres Beitrags zum Gesamtenergiesystem werden Batteriespeicher, die in Deutschland bis 2029 in Betrieb genommen werden, 20 Jahre lang nicht mit Netzentgelten für eingespeisten Strom belastet – in den Niederlanden gibt es diese Ausnahme noch nicht. Hohe Netzentgelte sind dort nach wie vor ein Engpass für die Realisierung von großen Batterieprojekten.
Generell gilt: Erzeugungsprognosen von Wind- oder Solaranlagen sind aufgrund ihrer Wetterabhängigkeit nie zu 100 Prozent exakt – meist gibt es im Laufe des Tages immer wieder kleinere meteorologische Abweichungen in die eine oder andere Richtung. Die von Vattenfall verbesserte Großbatterie kann hier kurzfristig einspringen und Erzeugungsabweichungen bei anderen Anlagen ausgleichen.
„Wenn zum Beispiel ein Windpark zu einem bestimmten Zeitpunkt mehr Strom produziert als vorhergesagt, weil eine Windböe früher eintrifft, kann die Großbatterie den überschüssigen Strom speichern – und uns die Kosten für die Ausgleichskapazität ersparen, die wir an den Netzbetreiber zahlen müssen“, sagt Duan. Das Gleiche gilt auch im umgekehrten Fall: Kommt eine Windböe später als angekündigt, muss Strom zugekauft werden, wenn keine teure Regelenergie anfallen soll. Auch hier kann die von Vattenfall kontrollierte Großbatterie helfen.
Vattenfall stärkt Speicherstrategie
Vattenfall hat das Ziel, in den kommenden Jahren in Nordwesteuropa bis zu 1,5 GW externe Großbatteriekapazität auf den Strommarkt zu bringen. Vattenfall greift hier auf jahrzehntelange Erfahrung mit dem Betrieb und der Vermarktung von Strom aus Pumpspeicherkraftwerken zurück. In Deutschland betreibt Vattenfall Pumpspeicherkraftwerke und kleinere Laufwasserkraftwerke mit einer installierten Leistung von rund 2,7 GW – in Skandinavien ein Vielfaches davon. „Die kurzfristige Vermarktung von Strom aus flexiblen Anlagen über Großhandels- und Regelenergiemärkte mit Hilfe von Automatisierungstools und Algorithmen ist für uns nichts Neues, sondern gehört zu unserem Tagesgeschäft“, sagt Duan.
Pumpspeicherkraftwerke bieten dank ihrer Hydraulik Flexibilität über längere Zeiträume, während Großbatterien kurzfristig Strom ein- und ausspeisen können. Das erweitert die Möglichkeiten der flexiblen Speicherung und Vermarktung bei Vattenfall. Der Fokus liegt derzeit auf Projekten ab 50 MW.