Monitoringbericht sieht Risiken, teurer Strom und mehr Emissionen Energiewende unter Druck: Deutschland droht Ökostromlücke

Laut einer Studie von Enervis gefährdet der fehlende Ausbau von Wind- und Solarenergie die Klimaziele und verursacht bis 2035 zusätzliche CO2-Emissionen im Wärme- und Verkehrssektor.

Bild: ChatGPT, publish-industry
04.09.2025

Eine Studie von Enervis im Auftrag von Greenpeace und Green Planet Energy zeigt: Ohne einen schnelleren Ausbau von Wind- und Solarenergie droht Deutschland eine Ökostromlücke. Bis 2035 könnten dadurch zusätzlich 381 Millionen t CO2 entstehen – mit hohen Kosten.

Wenn die Bundesregierung den Ausbau der erneuerbaren Energien bremst, wird der Bedarf an Grünstrom für Wärmepumpen, Elektroautos und die Industrie nicht gedeckt. Das zeigt eine neue Studie, die kurz vor der Veröffentlichung des Monitoringberichts zur Energiewende erscheint. „Wenn Wirtschaftsministerin Reiche jetzt Wind- und Solarenergie ausbremsen will, wäre das eine Bankrotterklärung für die Wärme- und Verkehrswende und würde Deutschland im internationalen Vergleich zurückwerfen. Ein fossiles Rollback wäre teuer, klimaschädlich und geopolitisch hochriskant“, betont Nils Müller, Vorstand der Energiegenossenschaft Green Planet Energy.

Bis zu 381 Millionen zusätzliche Tonnen CO2 bei Wärme und Verkehr

Die Studie des Beratungsinstituts Enervis im Auftrag von Greenpeace und Green Planet Energy zeigt: Wird der Ausbau von Wärmepumpen und Elektroautos weiter verschleppt, der Stromverbrauch steigt langsamer und die Ziele für erneuerbare Energien könnten mit einem geringeren Ausbau fast erreicht werden. Was zunächst stimmig erscheint, ist jedoch eine Hiobsbotschaft für den Klimaschutz. Wenn sich die Bundesregierung auf dem schleppenden Ausbau von Elektroautos und Wärmepumpen ausruht, entstehen im Verkehrs- und Wärmesektor bis 2035 zusätzliche CO2-Emissionen von bis zu 381 Millionen t – das entspricht in etwa den jährlichen Emissionen Australiens. Die Folge wären Strafzahlungen Deutschlands an die EU, steigende CO2-Preise ab 2027 im Emissionshandel für Wärme und Verkehr sowie gesellschaftliche Folgekosten in Milliardenhöhe.

Klimaneutralität bis 2045

„Deutschland hinkt beim Umstieg auf Wärmepumpen und Elektroautos schon jetzt hinterher und reißt regelmäßig die Klimaziele – weil die Politik eine echte Wärme- und Mobilitätswende blockiert“, kritisiert Sophia van Vugt, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace. „Statt die Ziele runterzuschrauben, sollte die Bundesregierung alle Anreize auf eine schnelle Elektrifizierung ausrichten. Das Klimaschutzgesetz und das Urteil des Verfassungsgerichts verpflichten die Bundesregierung zur Klimaneutralität bis 2045. Darauf muss Energiepolitik ausgerichtet sein – nicht auf ein fossiles Comeback.“

Die Studie zeigt außerdem: Tritt die Bundesregierung beim Ausbau von Windenergie und Photovoltaik auf die Bremse und der Absatz von Wärmepumpen und E-Autos steigt gemäß unserer Klimaziele, reicht der erneuerbare Strom nicht aus. Im Stromsektor drohen in diesem Fall 62 Millionen t mehr CO2 durch die Stromverbräuche von Wärmepumpen und Elektroautos.

Umgekehrt lohnt sich ein beschleunigter Ausbau der erneuerbaren Energien selbst dann, wenn die Verkehrs- und Wärmewende langsamer in Schwung kommen als notwendig. Der geringere Einsatz von Kohle- und Gaskraftwerken führt zu zusätzlichen Emissionseinsparungen in Höhe von 76 Millionen t CO2. „Was wäre schlimm daran, früher günstige grüne Energie zu produzieren, diese den Menschen über Wärmepumpen und Elektroautos effizient nutzbar zu machen und so die Abhängigkeit von Öl und Gas zu beenden? Nichts – außer, wenn man Politik für die Geschäftsmodelle fossiler Konzerne macht“, so Müller.

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  • Ruht sich die Bundesregierung auf dem schleppenden Ausbau von Elektroautos und Wärmepumpen aus, entstehen bis 2035 bis zu 381 Millionen t an zusätzlichen CO2-Emissionen.

    Ruht sich die Bundesregierung auf dem schleppenden Ausbau von Elektroautos und Wärmepumpen aus, entstehen bis 2035 bis zu 381 Millionen t an zusätzlichen CO2-Emissionen.

    Bild: Green Planet Energy eG/Greenpeace

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