Interview über Dekarbonisierung mit Antriebstechnik „Einfacher geht grün nicht“

ABB AG

Frank Simon, Leiter Energieeffizienz bei ABB Motion Deutschland

Bild: ABB
04.04.2023

Energie sparen ist kein Kann mehr, sondern längst ein Muss. Gleichzeitig hat die Dekarbonisierung bei Industrieunternehmen hohe Priorität. Wie einfach die Umsetzung mit moderner Antriebstechnik geht, zeigt Frank Simon, Leiter Energieeffizienz bei ABB Motion Deutschland im Gespräch mit A&D auf.

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Elektromotoren benötigen knapp die Hälfte des gesamten Stroms weltweit. Hocheffiziente Systeme bieten hier also enormes Potenzial. Warum zögern Unternehmen bei der Umsetzung dennoch?

Tatsächlich ließe sich mit hocheffizienter Antriebstechnik schlagartig rund zehn Prozent Energie weltweit einsparen. Das macht deutlich, welch wichtigen Beitrag zur dringend notwendigen Dekarbonisierung die Antriebstechnik leisten kann. Diese Überzeugung ist auch bei unseren Kunden schon sehr weit verbreitet, weil wir sehr transparent die Vorteile und den Return-of-Invest aufzeigen können. Dennoch gibt es Hürden in der Umsetzung, weil den meisten Unternehmen schlicht Ressourcen oder die nötigen Kenntnisse fehlen. Wer begleitet intern das Projekt, wann gäbe es ein Zeitfenster, um Maschinen oder die ganze Anlage zu modernisieren? Es hapert also leider oft noch an vielen kleinen Dingen. Das Bewusstsein und die Überzeugung, dass dringend in moderne Antriebstechnik investiert werden muss, sind aber vorhanden.

Wie kommt man aus diesem Dilemma möglichst schnell heraus?

Wir können Kunden hierbei natürlich unterstützen. Aber auch ABB kann nicht alles alleine machen. Darum arbeiten wir im Rahmen unser Energieeffizienz-Initiative mit Partnern zusammen, um gemeinsam die Dekarbonisierung möglichst schnell voranzutreiben. So machen wir es dem Kunden ein Stück einfacher, über diese Umsetzungshürde hinwegzukommen.

Braucht es auch Druck durch gesetzliche Vorschriften wie die Ökodesign-Richtlinie, damit sich Unternehmen schneller mit energieeffizienten Antrieben beschäftigen?

Regulierung macht Sinn, weil das Energieeinsparpotenzial der Antriebstechnik sehr groß ist – hier sollte nicht jeder machen dürfen, was er will. Wir müssen aber auch sehen, dass die Regulierung nur die Langsamsten vor sich hertreibt. Wir bei ABB haben bereits deutlich bessere Effizienzklassen bei unseren Motoren, als die Ökodesign-Richtlinie vorschreibt. Auch unsere Kunden, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben haben, nutzen Antriebstechnik mit der höchsten Effizienzklasse und warten nicht auf Vorschriften.

Wie stufen Sie im Durchschnitt die „Modernität“ der in der Industrie eingesetzten Antriebslösungen ein?

Von der installierten Basis sind die Motoren im Durchschnitt mindestens zehn Jahre bereits im Betrieb, viele davon leider noch in sehr niedrigen Effizienzklassen. Dadurch wird viel Energie zum Fenster rausgeworfen. Letztlich reden wir über so etwas Einfaches wie einen Motorenaustausch, weil die Achshöhen sowie die Dimensionierung meist unverändert sind. Die Unternehmen müssen die Modernisierung der Antriebstechnik, wie schon erwähnt, nur in den Fokus nehmen.

Wenn es um energieeffiziente Motoren geht, worauf setzt hier ABB?

Aus der Regulierung gibt es Wirkungsgradklassen für Elektromotoren, die deren Effizienz beschreiben. IE4 besitzt beispielsweise einen Wirkungsgrad von bis zu 97 Prozent. Unsere komplette Motorenpalette unterstützt natürlich die von der EU in der Ökodesign-Richtlinie vorgeschriebenen hohen Wirkungsklassen. Aber wir gehen mit unseren Synchronreluktanzmotoren sogar noch einen Schritt weiter. Diese Motoren erfüllen bereits die Kriterien der Ultra-Premium-Energieeffizienzklasse IE5 und weisen beispielsweise gegenüber IE2-Motoren bis zu 50 Prozent geringere Energieverluste auf. Wir werden die Technologie sukzessive über unser gesamtes Motorenportfolio ausrollen. Neben der extrem hohen Energieeffizienz bieten die Synchronreluktanzmotoren noch einen weiteren Vorteil, der in unsere Nachhaltigkeitsstrategie einzahlt. Im Gegensatz zu Motoren mit Permanentmagneten verzichten wir komplett auf Seltene Erden. Diese sind nicht nur teuer, sondern verursachen bei Abbau und Verarbeitung auch eine hohe Umwelt-Belastung.

Wir sprechen viel über den einfachen Austausch Alt gegen Neu. Doch was passiert dann mit den alten Motoren?

Das ist das Geniale an den alten Motoren: Sie lassen sich nahezu vollständig recyclen. Sie bestehen zu 98 Prozent fast ausschließlich aus Kupfer, Aluminium und Stahl. Während des typischen Lebenszyklus eines Niederspannungsmotors von etwa 20 Jahren entstehen über 99 Prozent der Kohlenstoffemissionen in der Nutzungsphase durch den Stromverbrauch. Dies zeigt auch wieder ganz klar die Bedeutung einer hohen Energieeffizienz bei einem Motor. Um die alten Motoren vollständig in die Kreislaufwirtschaft zurückzuführen, arbeiten wir mit Partnern für Recycling und Metallverarbeitung zusammen.

Und welche Anreize geben Sie Ihren Kunden, sich für die Kreislaufwirtschaft zu engagieren?

Der ökologische Fußabdruck eines alten Motors reduziert sich massiv und die Verwertungsnachweise, die wir bereitstellen, helfen unseren Kunden wiederum, ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten zu dokumentieren. Außerdem geben wir den Schrottwert der Altmotoren unseren Kunden zurück. Wir schärfen bei ABB das Bewusstsein bei unseren Kunden, dass sie bei der Modernisierung ihrer Antriebstechnik nicht nur Geld sparen, sondern auch viel Positives für die Dekarbonisierung beitragen. Durch unsere Partner in der Kreislaufwirtschaft erhalten wir als ABB auch volle Transparenz, welche Materialien wie verwendet werden und welche Umwelteinflüsse dies hat. So können wir die entsprechenden Nachweise für unsere Kunden und für uns selbst bringen.

Warum sollten sich Industrieunternehmen an ABB wenden, wenn es um die Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie geht?

Die Antwort ist einfach: Bei ABB haben wir das richtige Verständnis, Ideen, Know-how und Konzepte, um die Dekarbonisierung und die Kreislaufwirtschaft bei unseren Kunden voranzutreiben. Unsere Antriebstechnik ermöglicht massive Kosteneinsparungen und erhöht deutlich die ökologische Verträglichkeit. Und mit unseren IE5-Synchronreluktanzmotoren definieren wir die Spitze der Energieeffizienz. Ich bin überzeugt davon, dass wir zusammen mit unseren Partnern und Kunden einen großen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten können.

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