Hohe Löhne belasten Produktivität und Absatz Deutsche Industrie verliert weiter Wettbewerbsfähigkeit

Die deutsche Industrie weist hohe Produktivität auf, verliert aber wegen überdurchschnittlicher Arbeitskosten an Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich.

Bild: ChatGPT, publish-industry
31.08.2025

Eine Studie des IW zeigt: Die deutsche Industrie ist trotz hoher Produktivität weniger wettbewerbsfähig. Im Jahr 2024 lagen die Lohnstückkosten 22 Prozent über dem Durchschnitt von 27 Industriestaaten – steigende Arbeitskosten gefährden die Attraktivität des Standorts.

Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt: Trotz hoher Produktivität verliert die deutsche Industrie an Wettbewerbsfähigkeit. Grund dafür sind die hohen Arbeitskosten und die wachsende Konkurrenz aus China.

Seit Mitte 2018 steckt die deutsche Industrie in der Rezession; ein Grund hierfür sind die hohen Arbeitskosten. Wie sehr sie die Wettbewerbsfähigkeit belasten, belegen die sogenannten Lohnstückkosten. Im Jahr 2024 lagen sie in der deutschen Industrie 22 Prozent über dem Durchschnitt von 27 Industriestaaten. Das bedeutet, dass deutsche Unternehmen gut ein Fünftel mehr für Löhne und Gehälter zahlen mussten, um eine Einheit zu produzieren. Höher waren die Kosten nur in Lettland, Estland und Kroatien.

Arbeitskosten als Risiko für die industrielle Wertschöpfung

Dabei zählt die deutsche Industrie nach wie vor zu den produktivsten weltweit. Unter den 27 untersuchten Ländern erreicht Deutschland den siebten Platz. Von den großen Industrieländern weisen nur die USA eine höhere Produktivität auf. Allerdings hat die Bundesrepublik auch die dritthöchsten Arbeitskosten. In den USA sind die Arbeitskosten zwei Prozent niedriger, dafür ist die Produktivität 44 Prozent höher.

Immerhin sind die Lohnstückkosten hierzulande zuletzt schwächer gewachsen als im Ausland (18 Prozent im Vergleich zu 20 Prozent). Während die Bruttowertschöpfung im Ausland im Schnitt um sechs Prozent wuchs, ging sie in Deutschland um drei Prozent zurück. Das heißt, dass die deutschen Industriefirmen trotz unterdurchschnittlicher Preisentwicklung weniger Produkte absetzen konnten. Ein Grund dafür ist, dass viele deutsche Unternehmen ihren Technologievorsprung – vor allem gegenüber der chinesischen Konkurrenz – verloren haben und deshalb seltener die Preise diktieren können. Die hohen Standortkosten werden so zum Nachteil.

Lohnstückkosten dürften weiter steigen

„Der Fachkräftemangel treibt die Löhne weiter nach oben, die Kosten am Standort Deutschland dürften in den kommenden Jahren weiter steigen“, warnt IW-Ökonom Christoph Schröder. Die Bundesregierung könne helfen, indem sie das Wachstum bei den Lohnnebenkosten bremst und auf die demografische Herausforderung reagiert. „Ohne eine Reform der Sozialsysteme rutscht der Standort Schritt für Schritt in die Deindustrialisierung.“

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