Ackermanns Seitenblicke Veränderung ist Kennzeichen des IoT

24.09.2018

Zehn Milliarden Objekte sind angeblich bereits im Internet der Dinge aktiv. 200 Milliarden sollen es 2020 sein. Diese Zahlen entziehen sich ebenso der menschlichen Vorstellungskraft wie die 770 Milliarden US-Dollar, die laut Vorhersage 2018 dafür ausgegeben werden.

Warum spüren wir eigentlich die Auswirkungen des Internets der Dinge bisher noch so wenig? Natürlich werden vielerorts mithilfe des IoT bestehende Objekte mit Intelligenz versehen und Prozesse automatisiert. Und es erzeugt längst ein nahezu unermessliches Konvolut von Betriebsdaten, die mehr und mehr mithilfe von intelligenten Netzwerken in wertige Informationen umgemünzt werden. Dazu dienen so genannte Echtzeit-Analysen, welche die Entscheidungsfindung verbessern, Kosten senken, Qualität und Sicherheit steigern sowie den Kundennutzen auf ein neues Niveau heben. Predictive Maintenance ist ein gutes Beispiel dafür.

Auf die Dauer verlagert sich indessen der Fokus von der Effizienz- und Produktivitätssteigerung auf eine wesentlich breitere Ebene. Die wahre Durchschlagskraft des Internets der Dinge liegt eindeutig in der Generierung neuer Geschäftsmodelle und Einnahmequellen. Dazu sind aber noch zahlreiche Voraussetzungen zu erfüllen. Zum Beispiel müssen Künstliche Intelligenz, Machine Learning und Edge Computing zusammengeführt werden. Nur auf diese Weise lassen sich die gewaltigen Datenströme in Echtzeit und in allen Facetten skalierbar analysieren und somit schnelle und sinnvolle Entscheidungen treffen. Eine weitere unabdingbare Voraussetzung ist eine Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg. Das wiederum erfordert unabdingbar offene Standards und Architekturen, gemeinsame Rahmenbedingungen sowie außerdem ein hohes Maß an Konvergenz und Inter-
operabilität.

Und natürlich ist Security eine Voraussetzung: Damit steht und fällt der Erfolg des Internets der Dinge. Durch die zwangsläufig mit dem IoT verbundene Durchgängigkeit und Durchlässigkeit bisher voneinander abgegrenzter Systeme, können sich Schwächen in der IT-Sicherheit künftig epidemisch im gesamten Unternehmen ausbreiten. Die erforderlichen Gegenmaßnahmen fangen – natürlich – bei den Bauelementen, Geräten und Zertifizierungen an. Sie reichen aber bis tief in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter hinein.

Allerdings ist darüber hinaus auch ein Eingreifen des Gesetzgebers unumgänglich, um Sicherheit, Privatsphäre und Standards zu regeln. Die europäische Datenschutzgrundverordnung geht deutlich in diese Richtung. Ähnlich müssen leider auch die komplexen IoT-spezifischen Fragen rund um autonome Fahrzeuge und KI-basierte Systeme beantwortet und reguliert werden.

Vorreiter beim Internet der Dinge sind ganz klar die Chinesen. Infolge der IoT-Initiativen und -Investition der chinesischen Regierung und der aggressiven Einführung der IoT-Technologie festigt das Reich der Mitte seine Position als bedeutender Nutzer und Innovator im Internet der Dinge. Experten sagen sogar voraus, dass von den 200 Milliarden IoT-Geräten, die bis 2020 erwartet werden, unglaubliche 95 Prozent in China hergestellt werden. Diese Erfolge und Best Practices können andere Regionen der Welt dann nur noch kopieren, um ihre eigenen Innovationen zu beschleunigen. Die Veränderung des IoT – und der Welt – hat dann wohl überwiegend bereits stattgefunden.

Bildergalerie

  • Solange es die Elektronikindustrie gibt, begleitet Roland Ackermann sie. Unter anderem als Chefredakteur, Verlagsleiter und Macher des „Technischen Reports“ im Bayrischen Rundfunk prägt er die Branche seit den späten 1950er Jahren mit.

    Solange es die Elektronikindustrie gibt, begleitet Roland Ackermann sie. Unter anderem als Chefredakteur, Verlagsleiter und Macher des „Technischen Reports“ im Bayrischen Rundfunk prägt er die Branche seit den späten 1950er Jahren mit.

    Bild: Roland Ackermann

Verwandte Artikel