Elektrifizierter Straßengüterverkehr Siemens testet ersten E-Highway in den USA

Bild: Siemens
09.11.2017

Siemens hat eine 1,6 Kilometer lange E-Highway-Teststrecke in Kalifornien eröffnet. Die neue Strecke verbindet die Häfen von Los Angeles und Long Beach.

Drei umgebaute Lkw nutzen den von Siemens mit einem Oberleitungssystem ausgerüsteten Streckenabschnitt zu Demonstrations- und Testzwecken. Ähnlich wie bei Straßenbahnen versorgt das System die Lastwagen über Stromabnehmer mit elektrischer Energie. Dank des Hybridsystems der Fahrzeuge fahren diese auch ohne Oberleitung – die Flexibilität herkömmlicher Lastwagen bleibt erhalten. Schwere Nutzfahrzeuge sind die primäre Quelle smogbildender Emissionen in Südkalifornien. Die Entwicklung eines Gütertransportsystems mit keinem oder geringem Schadstoffausstoß in den größten Häfen der USA soll helfen, Emissionen sowie Treibhausgase in den von Luftverschmutzung stark betroffenen hafennahen Gemeinden zu reduzieren.

"Dieses Projekt wird uns dabei helfen, die Realisierbarkeit eines Oberleitungssystems für den Straßengütertransport ohne Schadstoffausstoß zu beurteilen", sagt Wayne Nastri, Leiter der Luftreinhaltungsbehörde von Südkalifornien. "Diese Demonstration könnte zur weiteren Einführung von E-Highways führen. So wird die Umweltverschmutzung verringert und die Gesundheit der Bürger in den Städten nahe der Häfen verbessert."

Ein batteriebetriebener, ein Diesel-Hybrid- und ein Flüssiggas-Hybrid-Lkw sind zu Demonstrationszwecken auf der 1,6 Kilometer langen Teststrecke unterwegs. Dazu wurde der Abschnitt auf der South Alameda Street in Carson mit Oberleitungen ausgestattet. Das System soll den Verbrauch fossiler Brennstoffe, die Betriebskosten für Lastwagen und den Schadstoffausstoß verringern. Ziel des laufenden Projekts ist es, das E-Highway-System für Lkw auf öffentlichen Straßen in den USA zu veranschaulichen und Szenarien für einen ausgeweiteten Einsatz in der Zukunft vorzubereiten.

Ein System ähnlich einer Straßenbahn

Der Demonstrationsaufbau ist mit dem bei Straßenbahnen verwendeten System vergleichbar. Es besteht aus dem stromführenden Oberleitungssystem entlang der Straße und einem Stromabnehmer in Kombination mit einem Hybridantriebssystem auf Seiten der Fahrzeuge. Ein Sensorsystem ermöglicht es dem intelligenten Stromabnehmer, den Kontakt zur Oberleitung herzustellen und zu unterbrechen. So können die Fahrzeuge die Fahrspuren wechseln und überholen, ohne in ständigem Kontakt mit der Leitung zu stehen. Der Elektro-Hybridantrieb der Lastwagen stellt sicher, dass die Fahrzeuge auch fernab der Stromversorgung fahren können.

Im Juni 2016 hat Siemens den weltweit ersten E-Highway auf öffentlichen Straßen in Schweden in Betrieb genommen. Auf dem zwei Kilometer langen Autobahnabschnitt der E16 nördlich von Stockholm wird bis ins Jahr 2018 das Siemens-Oberleitungssystem für Lastwagen getestet. Dort verkehren zwei Biodiesel-Hybrid-Fahrzeuge. In Deutschland sollen im Jahr 2019 drei Feldversuche der E-Highway-Technik auf ausgewählten Strecken starten. Das Unternehmen TransPower hat den batteriebetriebenen und den Flüssiggas-Hybrid-Lkw entwickelt. Die Firma Volvo entwickelte den Diesel-Hybrid-Lkw in Kooperation mit der US-Tochter Mack Trucks.

Das Konzept des E-Highways hatte Siemens bereits 2012 vorgestellt. Der erste deutsche E-Highway soll Ende 2018 in Hessen eröffnet werden und die Anschlussstellen Zeppelinheim/Cargo City Süd am Frankfurter Flughafen mit der Anschlussstelle Darmstadt/Weiterstadt der Bundesautobahn A5 verbinden. Auch andere Großkonzerne arbeiten derzeit an Lösungen für die Elektromobilität.

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