In einer gemeinsamen Studie analysieren Smight und die Horizonte-Group erstmals die wirtschaftlichste Strategie zur Umsetzung des Paragrafen 14a EnWG. Auf Basis der VDE-FNN-Empfehlung wurden verschiedene Strategien zur Netzzustandsermittlung verglichen, von der reinen Berechnung über intelligente Messsysteme (iMSys) bis hin zur direkten Messung in Ortsnetzstationen. Das Ergebnis: Die Unterschiede in den Gesamtkosten sind erheblich und der Einsatz von Stationsmesstechnik ist in fast allen Szenarien am wirtschaftlichsten. Ein rein iMSys-basierter Ansatz hingegen kann zu einer Vervierfachung der Kosten führen.
Verteilnetzbetreiber stehen vor der Herausforderung, die Vorgaben des Paragraf 14a EnWG umzusetzen – und das möglichst wirtschaftlich. Der rechtliche Rahmen ist gesetzt, doch eine objektive, gesamtheitliche Kostenbetrachtung der verschiedenen Umsetzungswege fehlte bislang. Viele Netzbetreiber fragen sich daher, welche Strategie für ihr Netz am sinnvollsten ist.
Bewertungsprämissen der Studie
Für die Wirtschaftlichkeitsanalyse wurde ein Verteilnetzbetreiber mit 1.000 Ortsnetzstationen, jeweils sieben Abgängen pro Station und insgesamt 210.000 Messstellen über einen Zeitraum von acht Jahren modelliert. Für die Engpassermittlung werden sowohl Stützdaten aus Betriebsmitteln als auch minütliche iMSys-Daten benötigt. Dabei gilt gemäß der VDE-FNN-Empfehlung: Je mehr Messdaten direkt aus den Ortsnetzstationen vorliegen, desto weniger kostenintensive TAF-10-Daten aus intelligenten Messsystemen müssen zusätzlich bereitgestellt werden.
Das wirtschaftliche Optimum ergibt sich somit aus dem Zusammenspiel der Investitions- und Betriebskosten der Stationsmesstechnik einerseits und der laufenden Kosten für die Bereitstellung und Verarbeitung der TAF-10-Daten andererseits.
Ergebnisse der Analyse
Die Analyse zeigt deutliche Kostenunterschiede zwischen den untersuchten Szenarien. Am Beispiel eines Strahlennetzes wird dies besonders deutlich: Werden für die Engpassermittlung Abgangsmessungen mit TAF-10-Daten von 15 Prozent der Messstellen kombiniert, belaufen sich die Gesamtkosten über acht Jahre auf rund 13 Millionen Euro. Ein vollständig auf iMSys basierender Ansatz hingegen erhöht die Kosten auf etwa 49 Millionen Euro.
Untersucht wurden alle drei vom FNN definierten Netztypen: Strahlennetze, vermaschte und eng vermaschte Strukturen. Das Ergebnis zeigt ein weitgehend einheitliches Bild. Lediglich in eng vermaschten Netzen entscheidet die tatsächliche Pflichtrolloutquote der iMSys über die Wirtschaftlichkeit. Sinkt die Quote unter 30 Prozent, ist die Stationsmessung auch hier klar vorzuziehen.
Fazit: Einsatz von Messtechnik wirtschaftlich sinnvoll
Die Studie zeigt eindeutig: Der Einsatz von Messtechnik in Ortsnetzstationen ist in den meisten Szenarien die wirtschaftlich sinnvollste Lösung. Ein rein iMSys-basierter Ansatz verursacht trotz des verpflichtenden Rollouts teilweise bis zu viermal höhere Kosten. „Da Messtechnik für Paragraf 14a ohnehin erforderlich ist, ist es nur konsequent, der Option 2 der VDE FNN-Empfehlung zu folgen und Engpässe zunächst über Messungen zu identifizieren“, empfiehlt Oliver Deuschle, Geschäftsführer von Smight.
Zudem lässt sich die Netzzustandsermittlung mit Stationsmesstechnik schneller realisieren als mit einem stark iMSys-basierten Ansatz, da weniger Betriebsmittel betroffen sind, die sich zudem im direkten Zugriff des Netzbetreibers befinden. „Stationsmesstechnik ermöglicht nicht nur eine wirtschaftliche Umsetzung des Paragraf 14a EnWG, sondern schafft gleichzeitig belastbare Daten für Netzbetrieb, Planung und zukünftige Anwendungen“, ergänzt Tobias Linnenberg, Manager bei der Horizonte-Group. „Für ein kostenoptimiertes Lastmanagement nach Paragraf 14a EnWG ist Stationsmesstechnik daher unverzichtbar – ein Ergebnis, das mich in der Deutlichkeit zugegebenermaßen etwas überrascht hat.“