China hat den Ausbau der Offshore-Windenergie deutlich vorangetrieben. So waren im Frühjahr 2025 weltweit 15.100 Offshore-Windturbinen in Betrieb, davon 51 Prozent in China, 26 Prozent in der EU und 19 Prozent in Großbritannien. Dies geht aus Satellitendaten hervor, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ausgewertet hat. Demnach befindet sich inzwischen mehr als die Hälfte aller globalen Offshore-Windenergieanlagen in China. Mit diesem Ausbau übertrifft China Europa und Großbritannien deutlich.
Zum Vergleich: Im Frühjahr 2021 zählte das DLR weltweit 9.447 Offshore-Windturbinen. Davon waren 39 Prozent in China, 34 Prozent in der EU und 26 Prozent in Großbritannien. „Im Bereich Offshore-Windenergie zeichnet sich in den letzten fünf Jahren ein rasantes Wachstum ab. Vor allem das Jahr 2021 markierte einen Wendepunkt: Von den über 3.400 neu errichteten Windturbinen weltweit – so viele wie noch nie zuvor in einem einzigen Jahr – entfielen 77 Prozent auf China, 10 Prozent auf Großbritannien und 5 Prozent auf die EU“, erklärt Dr. Thorsten Höser vom Earth Observation Center (EOC) im DLR. Er hat die Daten analysiert, die europäische Erdbeobachtungssatelliten über Jahre gesammelt haben.
Unabhängiges Monitoring mit Satelliten und KI
Um den globalen Ausbau der Offshore-Windenergie präzise zu verfolgen, hat das EOC ein satellitengestütztes Monitoring-Verfahren entwickelt. Dieses basiert auf Radardaten des Sentinel-1-Satelliten der Europäischen Weltraumorganisation ESA und künstlicher Intelligenz. Die Forschenden im DLR nutzen dazu das gesamte Sentinel-1-Bildarchiv. Sie identifizieren weltweit einzelne Offshore-Windturbinen und bestimmen ihren Entwicklungsstand quartalsweise. Das satellitengestützte Monitoring bietet zudem eine Datengrundlage für die Begleitforschung zu Umweltauswirkungen, Effizienzsteigerung und nachhaltiger Planung.
Die Sentinel-1-Radarsatelliten liefern kontinuierlich Daten der Land- und Meeresoberfläche – unabhängig von Wetter und Tageslicht. Mithilfe neuronaler Netze können die Forschenden Infrastrukturen erkennen und Turbinen weltweit lokalisieren. Ein neuronales Netz ist ein Modell der künstlichen Intelligenz, das darauf trainiert wird, komplexe Muster in Daten zu erkennen. Veränderungen in den Radarsignaturen ermöglichen sogar Rückschlüsse darauf, wann ein Fundament errichtet und wann eine Turbine aufgebaut wurde. Aufgrund der Eigenschaften des Radarsignals können die Fachleute zudem die Turmhöhen der Windturbinen berechnen und daraus Leistungswerte in Megawatt modellieren.
Leistungswerte und globale Vergleichbarkeit
Der umfangreiche Datensatz ermöglicht detaillierte Vergleiche und Analysen. Das erklärte Ziel für Deutschland sind 30 GW installierte Leistung bis zum Jahr 2030. Im ersten Quartal 2025 betrug die weltweit installierte Leistung von Offshore-Windkraftanlagen rund 92 GW, davon 52 GW in China, 21 GW in der EU und 15 GW in Großbritannien. In Deutschland lag die installierte Leistung bei etwa 9,4 GW. Die weltweite Gesamtleistung hat sich damit seit 2021 mehr als verdoppelt. 2021 lag sie bei 45 GW, davon entfielen 18 GW auf China, 14 GW auf die EU und 11 GW auf Großbritannien. Deutschland verfügte 2021 über eine Leistung von 7,3 GW aus Offshore-Windenergie.
Ein zentraler Baustein für den Offshore-Windausbau in China sind Hafeninfrastrukturen entlang der chinesischen Küste. In den Satellitendaten ist deutlich zu sehen, dass dort zum Beispiel Turbinenbauteile, Masten und Rotorblätter gelagert werden. Diese Häfen fungieren als Umschlag- und Vorbereitungsstandorte, von denen aus die Transporte und Montagen im Offshore-Bereich direkt erfolgen.