Marcel Kiessling, Gerhard Schubert Kunststoff wird teurer

Marcel Kiessling ist seit 2017 als Geschäftsführer der Schubert-Gruppe für Vertrieb, Marketing und Service verantwortlich und leitet die weitere Internationalisierung des Unternehmens. Der Ausbau des Servicegeschäfts und die Entwicklung digitaler Produkte sind weitere Schwerpunkte. Davor war er über 25 Jahre bei dem Unternehmen Heidelberger Druckmaschinen.

Bild: Gerhard Schubert
10.11.2021

Die Verpackungsbranche erlebt aktuell einen fundamentalen Wandel: Es ist unübersehbar, dass Kunststoffverpackungen zukünftig durch nachhaltige Alternativen ersetzt werden müssen. Das stellt bisherige Geschäftsmodelle in Frage und zwingt die Hersteller zum Umdenken. Aber lässt sich mit nachhaltigen Verpackungen überhaupt wirtschaftlich produzieren?

Die Europäische Union hat mit dem Green Deal einen Meilenstein für den Umwelt- und Klimaschutz beschlossen. In der Verpackungsbranche sind die Auswirkungen schon sichtbar: Die Plastiksteuer auf nicht recycelbaren Kunststoff ist eine Tatsache und bis 2023 soll die CO2-Grenzsteuer kommen. Kunststoffverpackungen aus nicht recycelbarem Mehrschichtmaterial werden zu einem Wettbewerbsnachteil – obwohl sie bisher noch günstig in der Anschaffung sind.

Dieser Kostenvorteil wird verschwinden, gleichzeitig nimmt der politische, gesetzliche und gesellschaftliche Druck zu. Unsere eigenen Kunden aus der Lebensmittelbranche fragen inzwischen häufig nach Recyclingverpackungen aus Kunststoff-Monomaterialien oder fiberbasierten Alternativen.

Die Motivation ist klar: Wenn sich mit aktuellem Folienmaterial nicht mehr wirtschaftlich produzieren lässt, weil die Steuern zu hoch sind und die Verbraucherakzeptanz fehlt, dann muss die Branche funktionale und wirtschaftliche Alternativen finden. Als Verpackungsmaschinenhersteller unterstützen wir unsere Kunden beim Umstieg auf nachhaltigere Verpackungsprozesse und lösen für sie den Widerspruch zwischen neuen Materialien und einer effizienten Automatisierung auf.

Dabei sehen wir drei Branchentrends. Erstens: der Ersatz von Kunststoff-Trays durch Karton-Trays, zum Beispiel für Kekse. Zweitens: papierbasierte Schlauchbeutel mit Barriereschicht, zum Beispiel bei Schokolade oder Riegeln. Diese Materialien erfordern eine andere Siegeltechnologie und sind generell reißempfindlicher. Und drittens: ein starkes Wachstum des E-Commerce. Der Online-Handel mit Lebensmitteln entspricht zwar noch nicht dem der Textilindustrie oder Elektronikbranche, doch die Umsätze steigen.

Interessant ist das, weil sich die Verpackungsanforderungen ändern: Werden Produkte in einer Lagerhalle für den Versand kommissioniert, spielt der werblich genutzte Display-Karton im Supermarktregal eine geringere Rolle. Als Folge können Sekundär- und Tertiärverpackung zu einem einzigen Karton verschmelzen.

Aktuelle Maschinen müssen diese und zukünftige Anforderungen über Jahre erfüllen, um rentabel zu sein. Das funktioniert nur mit Flexibilität und Robotertechnologie. Beides verbindet Schubert in seinen modularen TLM-Anlagen. Sie sind so konstruiert, dass sie vielfältige Formate verarbeiten und auch auf derselben Anlage zwischen Kunststoff und Karton, zwischen Verbundfolien und nachhaltigen Folien wechseln können.

In Zusammenarbeit mit der hauseigenen Verpackungsentwicklung können wir so nachhaltige, effiziente und wirtschaftliche Prozessketten aufstellen. Einer unserer Kunden spart zum Beispiel durch eine volumenoptimierte Verpackung Palettenplatz und damit 100 LKW-Fahrten pro Jahr ein. Voraussetzung hierfür ist eine platzsparende Produktanordnung in der Schachtel, die nur durch Robotik möglich ist.

Die Antwort auf die Frage, ob wirtschaftlich und nachhaltig zusammengeht, ist also „Ja“ – wenn die Hersteller zukunftssichere Maschinen nutzen und die nachhaltige Optimierung über die gesamte Lieferkette ausdehnen.

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