Energiehallen auf der Hannover Messe „Intelligente Netze sind unverzichtbar“

Deutsche Messe AG

Auf der Hannover Messe gibt es so einiges zu entdecken.

Bild: Deutsche Messe
30.01.2019

Was gibt es in diesem Jahr auf der Hannover Messe zu entdecken? Benjamin Low, Global Director Integrated Energy bei der Deutschen Messe, gibt im Energy-4.0-Interview einen ersten Einblick und schwärmt von den innovativen Schweden.

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Was sind die Trends in diesem Jahr im Energie-Bereich auf der Messe?

Die Sektorenkopplung – bei uns Integrated Energy – wird erneut das Thema in den Energiehallen sein. Dabei geht es darum, den Strom aus Erneuerbaren Energien erfolgreich in die Bereiche Wärme und Mobilität zu transformieren. Beispielsweise verfolgt GP Joule als eines der aktivsten Pionierunternehmen in der Sektorkopplung im Kreis Nordfriesland im Norden Deutschlands eines der bemerkenswertesten Modellprojekte. GP Joule errichtet als Inhaber von Solar- und Windparks bis Ende des nächsten Jahres fünf Elektrolyseure von je 225 kW Kapazität, die dann mit Strom aus Erneuerbaren Energien grünen Wasserstoff herstellen. Dieser beschickt in der ersten Stufe zwei Wasserstofftankstellen in Nordfriesland. Damit rückt die nachhaltige Mobilität dem Bereich der Stromerzeugung aus Windenergie sehr nah – ganz im Sinne der Idee der Sektorenkopplung.

Das Thema Energieeffizienz ist auch in aller Munde. Wird dies durch steigende Energiepreise immer wichtiger für produzierende Unternehmen?

Energieeffizienz bleibt für alle produzierenden Unternehmen spannend, weil hier große Einsparpotenziale bestehen. Daher lohnt sich insbesondere für Industrieunternehmen ein Besuch der Energiehallen. Dabei sollte unbedingt der Ausstellungsbereich Dezentrale Energieversorgung besucht werden, wo etwa Anbieter von KWK-Anlagen zeigen, welche Potenziale diese Technologien bieten. Die KWK ist mit ihrer schnellen Steuerbarkeit und Grundlastfähigkeit ein wichtiger Baustein zum Ausbau der Erneuerbaren. So können KWK-Aggregate die Netzbelastungen durch starke Schwankungen der Wind- und Sonnenenergie auffangen. Durch die dezentrale Energieerzeugung am Ort des Verbrauchs (Wärme und Strom) spart nicht nur das Unternehmen, es können auch Kosten beim Netzausbau eingespart werden. Neben der KWK bietet die Digitalisierung der Energiewirtschaft großes Einsparpotenzial. Die gewonnenen Daten und Informationen ermöglichen es, die technologischen Lösungen effizienter zu nutzen und die Flexibilitätspotenziale für ein kostengünstiges Gesamtsystem rentabel zu gestalten.

Das Partnerland in diesem Jahr ist Schweden. Dort sind Flexibilisierung und Digitalisierung die Schlüssel zur Umstellung auf 100 Prozent Erneuerbare Energie. Wie wollen sie das angehen?

Auch Schweden greift den Wandel in der Energiewirtschaft auf. Betrachtet man den Bereich Übertragung, so sind intelligente Netze unverzichtbar für die Energieversorgung der Zukunft. Auch zur Steigerung der Energieeffizienz muss das Potenzial digitaler Lösungen sowohl in der Industrie als auch im Gebäudebereich voll ausgeschöpft werden. Dies gilt nicht weniger für den Transportsektor und das Thema Speicherung – im Gegenteil, eine zunehmende Elektrifizierung der Gesellschaft wird ohne digitale Lösungen ausgebremst. Schweden hat eine starke Tradition im IT-Bereich, unter anderem mit Ericsson, die die Grundlagen für eine frühe Digitalisierung schufen. Zudem hat Schweden sehr früh mit dem Ausbau der Breitbandinfrastruktur angefangen und treibt die Entwicklung mit einer ambitionierten Digitalisierungsstrategie weiter voran. Grundsätzlich existiert in Schweden ein sehr positives Innovationsklima, die Schweden investieren stark in Forschung, sind sehr technikaffin und begeistern sich für technische Innovationen und digitale Lösungen. Und in manchen Segmenten ist man ganz weit vorne: So ist der Rollout des Smart Metering im skandinavischen Land bereits abgeschlossen, was die rasche Weiterentwicklung von Smart-Home-Applikationen, intelligenter Netzüberwachung und E-Mobilität zugutekommt. Die schwedischen Unternehmen werden auf der Hannover Messe auf jeden Fall interessante neue digitale Geschäftsmodelle präsentieren.

In welchen Hallen kann man Lösungen dazu begutachten?

Der große schwedische Gemeinschaftsstand befindet sich in der Energiehalle 27. Dort zeigen mehr als 100 Unternehmen das gesamte Portfolio im industriellen Sektor. Darüber hinaus präsentieren sich schwedische Unternehmen in der Energiehalle 12 zu den Themen Energieeffizienz, Smart Grids und Smart Cities.

Sind uns die Skandinavier, was die Energiewende angeht, voraus?

Die Ziele für eine schnelle Energiewende und Anpassung an den Klimawandel sind in Schweden sehr ambitioniert. Dank des starken Ausbaus der Windenergie hat Schweden schon 2018 so viel Strom aus Erneuerbaren Energien produziert, wie ursprünglich für 2030 geplant. Zusammen mit Norwegen hatte sich Schweden darauf verständigt, bis 2020 die regenerative Stromerzeugung um 28,4 TWh zu erhöhen. Vor etwa einem Jahr beschloss das schwedische Parlament dann einen weiteren Ausbau der Erneuerbaren um 18 TWh bis 2030. Gleichzeitig soll der Energieverbrauch bis 2030 um 50 Prozent effizienter werden. Im Jahr 2040 soll die Energieproduktion zu 100 Prozent auf Erneuerbaren Energien beruhen. Damit liegt Schweden sehr gut im Rennen.

Gibt es weitere erwähnenswerte Erneuerungen in der Integrated-Energy-Arena?

Wir haben das Integrated-Energy-Forum und das Life-Needs-Power-Forum zusammengelegt, um die Themen an einer Stelle in der Halle 27 zu bündeln. Das Programm gestalten wir gemeinsam mit unseren Partnern. Inhaltlich drehen sich die Diskussionen um den Aus- und Umbau der Stromnetze und um die Frage, wie die technische Verknüpfung von Stromproduktion, Verkehr, Wärmemarkt und industriellen Prozessen erfolgen kann. Dabei steht die Sektorkopplung im Mittelpunkt. Auch im Wärme-, Verkehrs- und Industriebereich werden Kunden künftig regenerativen Strom nachfragen. Die Sektorkopplung kann hier einen entscheidenden Beitrag leisten. Im Forum wird aber auch deutlich, dass die Energiewirtschaft ein zentraler Treiber der Elektromobilität ist. Dabei stehen die intelligente Vernetzung von Fahrzeug, Stromnetz und Erneuerbare-Energien-Anlagen im Fokus. Elektromobilität kann für Energieunternehmen zu einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell werden – vorausgesetzt, Kundenanforderungen werden frühzeitig identifiziert und erfüllt. Die Frage ist: Wie können sich die Energieversorger „fit für die Zukunft“ machen? Und welche Hürden gilt es zu beseitigen? Um diese Fragen zu beantworten, lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch der Hannover Messe.

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