In Deutschland wächst die Gefahr durch Cyberangriffe: In einer Bitkom-Studie gaben sieben von zehn deutschen Unternehmen an, sich durch analoge sowie digitale Angriffe bedroht zu fühlen. Über 80 Prozent der befragten Firmen waren innerhalb der letzten 12 Monate von Cyberangriffen betroffen. Das Ziel ist dabei immer der Diebstahl sensibler Daten. Hacker treten dabei gezielt per E-Mail, Telefon oder Messenger im Namen von Privatpersonen oder Firmen auf, treiben Nutzer gekonnt in die Enge und sorgen so dafür, dass oft hohe Geldbeträge unfreiwillig überwiesen werden. Deutschland hat hier Nachholbedarf in Sachen IT-Sicherheit und Aufklärung.
Cybersecurity 2025: Bedrohungslage für deutsche Unternehmen
„Pro Woche werden durchschnittlich 1.286 Cyber-Attacken durchgeführt, wie der Report von Check Point Research verdeutlicht. Oft sind es einfache technische Fehler bei der Einrichtung von Kommunikations-Tools, die Angreifern Tür und Tor öffnen. Gute Hacker hinterlassen dabei keine sichtbaren Spuren. Meist erkennt man die Problematik erst, wenn es zu spät ist“, erklärt Christian Stredicke, CEO des VoIP-Anbieters Vodia. Er setzt sich seit 20 Jahren mit Digitalisierung, Technik und modernen Kommunikationstools auseinander und veranschaulicht den Ernst der Lage.
„Während in einem Möbelhaus ein Diebstahl sichtbar ist, ist es bei einem Hackerangriff nicht der Fall. Unternehmen müssen vorsorgen, statt – größtenteils zu spät, um zu reagieren“, so Stredicke. Die Zahlen belegen das Risiko, wie der Experte weiter ausholt. „26 Prozent der deutschen Unternehmen berichten, dass ihre Lieferanten oder Dienstleister Opfer von Cyberangriffen wurden. Die Folgen spüren dann die eigenen Firmen. Immer häufiger kommt dabei Social-Engineering in Kombination mit Deepfake-Technologien zum Einsatz“, berichtet der Experte. Vor allem im beruflichen Kontext, etwa im Chef-Angestellten-Verhältnis, gelingt es den Tätern so, Bankdaten abzugreifen. Der Experte klärt nun auf und erläutert, welche häufigen Fehler beim Umgang mit Cyberangriffen gemacht werden, wie man im Ernstfall reagiert und welches Kommunikationstool Unternehmen am besten schützt.
Mangelndes IT-Know-how: Häufig Einfallstor für Angriffe
Die Zahlen sind alarmierend: Laut einem Bitkom-Bericht glauben fast zwei Drittel der befragten Unternehmen, dass ihre geschäftliche Existenz durch Cyberangriffe bedroht ist. Ein möglicher Angriffsweg führt über die Telefonanlage, die inzwischen fester Bestandteil der IT-Infrastruktur ist und entsprechend abgesichert werden muss. „Oft installieren Mitarbeiter eigenständig Software, ohne deren Herkunft zu prüfen, und schaffen so unbewusst ein Einfallstor für Malware“, warnt Stredicke. Auch schwache Passwörter und einfache PIN-Codes erleichtern Angreifern den Zugang, um beispielsweise teure Auslandsgespräche zu führen.
„Angreifer scannen systematisch nach gängigen Kombinationen und nutzen gefundene Konten für Angriffe“, warnt der Experte. Durch die weite Verfügbarkeit von KI könnte sich das unerlaubte Mitschneiden von Gesprächen zu einem großen Sicherheitsproblem entwickeln. Das rückt die Verschlüsselung von Gesprächen in den Fokus: „Die meisten Endgeräte unterstützen heute standardmäßig die Verschlüsselung der gesamten Kommunikation und dies sollte auch konsequent eingesetzt werden“, erklärt Stredicke.
So sollten Unternehmen im Ernstfall reagieren
Kosten durch teure Auslandstelefonate müssen Firmen oft selbst tragen. In solchen Fällen empfiehlt der Experte einen Anbieterwechsel: „Es gibt viele Anbieter, die die Leitung automatisch abdrehen, wenn sie ungewöhnliche Telefongespräche verzeichnen, die zur Kostenfalle werden könnten.“ Zudem verbieten viele Telefonanlagen die Verwendung einfacher PIN-Codes. Schaffen es Hacker dennoch, Malware in den Systemen zu installieren, kann es für viele Sicherheitsoptionen bereits zu spät sein. „Sensible Daten sind dann meistens schon bei der Konkurrenz gelandet oder es wird eine Lösegeldsumme in Kryptowährung für den Wiedererhalt der Informationen gefordert“, so Stredicke.
Aus diesem Grund betont der Vodia-CEO: „Software im PC sollte nur durch Mitarbeiter der IT-Abteilung installiert werden, darüber hinaus sollte jeder Computer über einen vernünftigen Virenscanner verfügen.“ Auch für die Telefonanlage gibt es heute sichere Alternativen zu Passwörtern, etwa die Anmeldung über ID-Management oder Passkeys. „Dies ist nicht nur sicherer, sondern auch einfacher, da Mitarbeiter nicht mit vielen verschiedenen Passwörtern umgehen müssen“, erklärt Stredicke.
VoIP-Telefonanlage: Herstellerwahl als Sicherheitsfaktor
Durch den Einsatz des Browsers entfällt die Installation von Software auf dem PC. Beim Server müssen Unternehmen jedoch entscheiden, ob sie einem Cloud-Anbieter oder dem Hersteller der Telefonanlage vertrauen. „Cloud-Anbieter sind in den meisten Fällen die beste Lösung, vor allem für kleinere Unternehmen mit guter Internetverbindung, und sind in der Regel vertrauenswürdig“, berichtet der Experte aus seiner Erfahrung. Er mahnt jedoch, dass sich Unternehmen vorher darüber informieren sollten, welche Software die Cloud-Anbieter verwenden und wie der Betreiber sicherstellt, dass kritische Daten nicht an Dritte weitergegeben werden.
Wenn eine Telefonanlage selbst betrieben werden muss, ist Vertrauen in den Hersteller entscheidend. Dabei rückt zunehmend die „Lieferkette“ für Software in den Vordergrund. „Hersteller, die viele Open-Source-Komponenten unbekannter Herkunft nutzen, stehen unter Druck, denn damit wächst auch das Risiko versteckter Sicherheitslücken“, warnt der CEO von Vodia. Die Anlage sollte möglichst isoliert installiert werden, sodass kein Zugriff auf Dateisysteme von außerhalb des Unternehmens möglich ist. Abschließend fasst der VoIP-Experte die wichtigsten Maßnahmen zusammen: „Auf dem PC keine Softclients installieren, Passwörter vermeiden, Sprachdaten verschlüsseln und schauen, wo die Software herkommt.“