Geopolitik formt die Elektronikdistribution

Europas Distributoren im geopolitischen Spannungsfeld

Der Standort Europa im Fokus: Wie reagiert die Distribution auf geopolitische Umbrüche?

Bild: iStock, JuSun
14.11.2025

Die Elektronikdistribution steht aufgrund geopolitischer Umbrüche unter Druck. Eine Umfrage des FBDi zeigt, dass es zwar Chancen gibt, aber auch Risiken durch Preisdruck und fragile Lieferketten bestehen. Unternehmen setzen daher zunehmend auf europäische Strukturen und diversifizierte Beschaffungswege.

Die Elektronikdistribution wird derzeit stärker denn je von geopolitischen Rahmenbedingungen geprägt – von der Zollpolitik der USA bis zum Wirtschaftskonflikt um Nexperia. Die Mitglieder des FBDi sehen die Wirtschaft schon länger massiv von politischen Entscheidungen und globalen Disruptionen beeinflusst.

Chancen und Risiken liegen eng beieinander

In einer Umfrage des Fachverbands erläutern sie ihre Standpunkte: Von Wachstumschancen in Schlüsselbranchen über die Rolle verschiedener Kundengruppen bis hin zu Strategien für stabile Lieferketten. Allen Stimmen gemein ist die Erkenntnis, dass die Branche mit einer komplexen Mischung aus Chancen und Risiken konfrontiert ist. Während neue Märkte locken, bestimmen Unsicherheiten und Preisdruck weiterhin den Alltag. Die ausführlichen Stellungnahmen der teilnehmenden Mitgliedsunternehmen sind auf der FBDi-Webseite abrufbar.

Wachstum erwarten die Distributoren vor allem in den Bereichen Medizintechnik, Energie, Industrieautomation und Automotive. Als zentrale Treiber gelten Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und nachhaltige Technologien. Gleichzeitig bleibt die Marktlage herausfordernd: Viele Distributoren rechnen zunächst mit einer Phase der Stabilisierung, bevor eine nachhaltige Belebung einsetzt.

Unter den Kundengruppen dominieren Start-ups und KMUs als Innovationsmotoren, während OEMs für stabile Volumina sorgen. Zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren im Vertrieb zählen technische Beratung, Design-In-Kompetenz und effiziente Supply-Chain-Lösungen.

Strategien für stabile Lieferketten

Die Befragten bewerten die Standort- und Lieferkettenpolitik uneinheitlich. Ein wachsender Teil von ihnen setzt auf regionalere Wertschöpfung und den Ausbau europäischer Strukturen, um Risiken zu begrenzen und Abhängigkeiten zu reduzieren. Gleichzeitig zwingt der anhaltende Kostendruck viele Unternehmen dazu, internationale Beschaffungswege beizubehalten. Anstelle einer Abkehr von globalen Netzwerken etabliert sich ein pragmatischer Mittelweg mit stärkerer Diversifizierung und gezieltem Nearshoring für sensible Produktbereiche.

„Die Umfrage zeigt eindrücklich, wie breit die Chancen für die Distribution gefächert sind – von MedTech über Energie bis zu Aerospace. Gleichzeitig bleibt die Branche gefordert, Preis- und Lieferkettenrisiken zu managen und den Wandel aktiv mitzugestalten. Die Stimmen unserer Mitglieder unterstreichen: Distribution ist mehr als Lieferung – sie ist Impulsgeber, Brückenbauer und Stabilitätsanker für die Elektronikindustrie in Europa“, betont Andreas Falke, Geschäftsführer des FBDi-Verbands.

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