Autarke Stromgemeinschaft Erster Energieversorger testet Blockchain für dezentrale Laststeuerung

Feldversuch von TWL, zur dezentralen Steuerung eines lokalen Stromnetzes.

Bild: iStock
07.02.2018

Die Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) testen als erster Energieversorger in Deutschland, die Blockchain-Technologie für die dezentrale Laststeuerung von Strom. Das Unternehmen simuliert hierfür eine autarke Stromgemeinschaft aus Verbrauchern und Produzenten.

TWL startet gemeinsam mit der Energy Web Foundation (EWF) und Price Waterhouse Coopers (PwC) einen Feldversuch zur dezentralen Steuerung eines lokalen Stromnetzes. Im Rahmen des Projekts „LUtricity“ werden freiwillige Teilnehmer aus dem Kreis der Verbraucher und Produzenten des öffentlichen Verteilnetzes und Speicher dezentral, durch Smart Contracts auf der Blockchain, gesteuert.

Ziel des Smart Contracts

Smart Contracts sind intelligente, automatisch ablaufende Verträge. Dabei programmieren Computercodes Aktionen vor, die ohne menschliches Eingreifen automatisch ausgeführt werden, wenn die zuvor programmierten Bedingungen hierfür eintreten. Ziel ist es, flexible Lasten von großen Verbrauchern und die des eigenen neun Megawatt-Speichers zu nutzen, um das lokale, ausgeglichene und autarke Netz zu steuern.

Autarke Stromgemeinschaft schaffen

Derzeit laufen die Vorbereitungen, bis zum Sommer 2018 soll die Verbindung mit den physischen Anlagen der Teilnehmer umgesetzt sein. Die Nutzer des Pilotprojekts bilden dann eine autarke Stromgemeinschaft, die weder Strom zu- noch abführt. Im Falle einer Überproduktion der Solaranlagen, wird der Strom gespeichert oder der flexible Teil des Verbrauchs großer Konsumenten vorgezogen.

Möglichkeiten bei zu geringer Stromproduktion

Ist die Produktion zu niedrig, kann Strom aus dem Speicher bezogen werden oder die großen Verbraucher können die Last zeitlich nach hinten verschieben. Dieser Prozess wird in Echtzeit von den Smart Contracts gesteuert und optimiert. Alle Transaktionen werden im Anschluss in die Blockchain, eine dezentrale Datenbankstruktur, die solche Geschäftsvorgänge fälschungssicher und transparent verzeichnet, geschrieben und sind so sicher und dezentral gespeichert.

Zusammenarbeit mit PwC

Die Blockchain-Technologie wird mit der Tobalaba-Blockchain der EWF geliefert. Tobalaba basiert auf der in der Finanztechnologie angesiedelten Plattform Ethereum und ist an die Marktbedingungen des Energiesektors angepasst. Mit diesem Projekt möchte TWL dazu beitragen, mit Hilfe neuester Technologien Voraussetzungen für die Energiewende zu erproben. PwC begleitet TWL bei der Entwicklung des Feldversuchs und bringt Erfahrungen für die erfolgreiche Konzeptionierung und Implementierung des Piloten und eine mögliche Industrialisierung ein.

EWF treib Blockchain voran

TWL ist Gründungsmitglied der EWF, einer Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Einsatz der Blockchain-Technologie im Energiesektor voranzutreiben. Das Pilotprojekt bietet TWL die Möglichkeit, den Energiemarkt von Morgen zu simulieren. Eine anschließende Industrialisierung der Lösung hängt von einer Analyse des Geschäftsmodells, der Reife der Technologie und den regulatorischen Rahmenbedingungen ab.

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