Arbeitgeber setzen auf Zusatzleistungen Der Wettbewerb um Fachkräfte: Mehr Benefits, weniger Gleichheit

Im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte setzen Unternehmen verschiedene Mittel ein, um Bewerber und Bewerberinnen anzuziehen.

Bild: iStock, Designer
23.07.2025

Der Jobmonitor von StepStone zeigt: Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen setzen zunehmend auf „harte” Benefits wie Sonderzahlungen, um Fachkräfte zu gewinnen. Die Zahl der angebotenen Zusatzleistungen hat sich seit 2019 beinahe verdreifacht. Doch nicht alle profitieren gleichermaßen davon. Insbesondere Helfer und Helferinnen erhalten seltener Weiterbildungsangebote, Gesundheitsleistungen oder familienfreundliche Angebote.

Im Wettbewerb um Fachkräfte locken Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen zunehmend mit Zusatzleistungen, die über das Gehalt hinausgehen. So hat sich die Zahl der ausgeschriebenen Zusatzleistungen pro Stelle seit 2019 von durchschnittlich 3,6 auf 9,6 beinahe verdreifacht. Das geht aus der Analyse von rund 34 Millionen Online-Stellenanzeigen mit Daten unseres Jobmonitors hervor. Hoch im Kurs stehen „harte“ Benefits wie Sonderzahlungen, während „weiche“ Extras wie „flache Hierarchien“ und „gutes Arbeitsklima“ deutlich dahinter zurückbleiben.

Der Wettbewerb um Fachkräfte verändert den Ton in Jobanzeigen

Vom Anstieg der Extras profitieren alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, allerdings nicht im gleichen Ausmaß. Besonders gut ausgebildete Experten und Expertinnen mit abgeschlossenem Hochschulstudium werden von den Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen mit im Schnitt elf Benefits pro Stellenanzeige gelockt. Fachkräften werden im Durchschnitt zehn Benefits angeboten. Helfer und Helferinnen müssen sich mit noch weniger begnügen. Für sie stehen im Durchschnitt acht Benefits in der Jobbeschreibung. Der Abstand zwischen Experten und Expertinnen und Helfer und Helferinnen hat sich in den vergangenen fünf Jahren von 1,7 auf rund 3 Benefits vergrößert.

Nicht nur die Anzahl der Benefits hat sich seit 2019 verändert, sondern auch ihre Zusammensetzung. Konkrete, „harte“ Anreize für Arbeitnehmer:innen haben in den letzten Jahren weiche Faktoren deutlich in den Hintergrund gedrängt. „Der Trend ist stabil – auch am aktuellen Rand. Das zeigt, wie intensiv der Kampf um die Fachkräfte geführt wird“, sagt Arbeitsmarktexperte Roman Wink. „Für die Unternehmen ist es wichtig, sich von Mitbewerber und Mitbewerberinnen abzusetzen. Warme Worte über ein ‚gutes Betriebsklima‘ und eine ‚Duz-Kultur‘ zeigen längst keine Wirkung mehr. Wer Fachkräfte sucht, muss ein überzeugendes Benefit-Paket schnüren. Attraktive Zusatzleistungen sind kein ‚Bonbon‘ mehr, sondern ein zentraler Hebel im Wettbewerb um Arbeitskräfte.“

Sonderzahlungen stehen ganz oben auf der Liste der Benefits

Auf Platz eins der Extras stehen entgeltähnliche Leistungen. Diese werden in rund 67 Prozent der Stellenanzeigen angeboten. Dazu gehören Sonderzahlungen, aber auch die betriebliche Altersvorsorge oder Mitarbeiterrabatte. Erst seit 2024 haben diese geldwerten Vorteile die Entwicklungsperspektiven als beliebteste Zusatzleistung verdrängt. Zu dieser Gruppe zählen das Versprechen guter Aufstiegsmöglichkeiten, ein sicherer Arbeitsplatz und begleitendes Mentoring. Immer wichtiger wird auch die Aussicht auf flexible Arbeitszeitmodelle. Sie werden in rund 37 Prozent der Stellenanzeigen offeriert. Gleitzeit, Homeoffice oder Vertrauensarbeitszeit gehören dabei immer häufiger zum Standardrepertoire der Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen.

Benefits untermauern strukturelle Benachteiligungen

Beinahe jede zweite Stellenanzeige wirbt mit Fort- und Weiterbildungsangeboten. 2019 war es nur ein gutes Viertel. Besonders gut schneidet auch hier die Spitzengruppe der Spezialisten und Spezialistinnen und Experten und Expertinnen ab. 55 Prozent ihrer Stellenanzeigen bieten Weiterbildungsmöglichkeiten an. Demgegenüber finden sich solche Möglichkeiten nur in einem Drittel der Anzeigen für Helfer und Helferinnen. Mit weitem Abstand hinter diesen Top-Extras landen Klassiker wie Angebote zur Familienfreundlichkeit oder Gesundheitsangebote. Von familienfreundlichen Angeboten profitieren insbesondere die Spitzenkräfte mit 18 Prozent, auf dem Niveau der Helfer und Helferinnen locken dagegen nicht einmal zehn Prozent der Stellenanzeigen mit Familienbenefits.

Ähnlich ist das Bild bei Gesundheitsangeboten. Gerade dort, wo die körperliche Belastung hoch ist, fehlen häufig gesundheitsfördernde Leistungen. Helfer und Helferinnen erhalten deutlich seltener Angebote wie eine betriebsärztliche Betreuung, Vorsorgeuntersuchungen und Sportangebote. „Das ist nicht nur ein Signal ungleicher Wertschätzung, sondern zeigt auch strukturelle Benachteiligungen am Arbeitsmarkt“, sagt unser Datenanalyst Daniel Bensel.

Höhe des Gehalts ist nur selten ein Thema

„Über Geld spricht man nicht“: Diese Devise gilt nach wie vor für die meisten Stellenanzeigen. Nur gut ein Drittel der Anzeigen enthält Angaben zum Gehalt. Insbesondere in den höher qualifizierten Berufen fehlen solche Angaben. Bei den schlechter bezahlten Jobs im Helfer und Helferinnen- und Fachkräftebereich ist die Transparenz hingegen höher. Gut die Hälfte der Helfer- und Helferinnen-Anzeigen nennt Gehaltsangaben. Bei den Fachkräften sind es immerhin noch 41 Prozent. „Selbst in den Engpass-Berufen, in denen der Fachkräftemangel besonders schmerzt, wird häufig auf Transparenz verzichtet“, bemängelt Bensel. „Damit verschenkt man Potenzial im Wettbewerb um Talente.“

Tarifbindung trägt maßgeblich zur Transparenz bei. Ein Viertel aller Stellenanzeigen macht durch einen Tarifbezug die Gehaltsstrukturen deutlich sichtbarer und liefert Bewerber und Bewerberinnen damit eine verlässliche Orientierung. Zugleich wird ein breiteres Spektrum an Benefits kommuniziert. Besonders in Helfer- und Helferinnen- und Fachkraftberufen zeigt sich, wie stark tariflich geregelte Rahmenbedingungen die Sichtbarkeit erhöhen. Anzeigen mit Tarifbezug nennen deutlich häufiger Benefits wie Urlaubsgeld, betriebliche Altersvorsorge oder gesundheitliche Zusatzleistungen und machen damit Angebote sichtbar, die ohne Tarifbindung häufig unter den Tisch fallen.

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