Die Energiewende ist nicht nur ein politisches Ziel, sondern auch eine der größten Infrastrukturaufgaben der kommenden Jahrzehnte. Während in der Nordsee immer mehr Windparks entstehen, stellt sich die Frage: Wie kann die dort erzeugte Energie zuverlässig in die Verbrauchszentren Deutschlands gelangen? Die Antwort sind leistungsstarke Gleichstromverbindungen wie A-Nord. Sie sollen zukünftig grünen Strom aus dem Norden in den Westen und Süden des Landes transportieren.
Damit dieses Großprojekt gelingt, müssen jedoch enorme bauliche und technische Herausforderungen gemeistert werden, insbesondere im Umgang mit dem Grundwasser. Hier setzt Hölscher Wasserbau an, das Unternehmen ist aus dem Bereich vernetzter Lösungen für Grundwasser. Das Grundwassermanagement des Unternehmens schafft die Voraussetzung dafür, dass die Kabeltrassen sicher im Erdreich verlegt werden können, ohne das ökologische Gleichgewicht zu gefährden. Denn beim Bau solcher Großprojekte wird Grundwasser in großen Mengen abgesenkt.
Durch unkontrolliertes Abpumpen können Böden austrocknen, Vegetation kann geschädigt werden und die natürliche Balance angrenzender Flüsse und Bäche kann beeinträchtigt werden. Zudem schreibt die Oberflächengewässerverordnung (OGewV) klare Grenzwerte für die Wiedereinleitung von Wasser in natürliche Gewässer vor. Deshalb muss das abgepumpte Grundwasser vor der Rückführung sorgfältig aufbereitet und von Stoffen wie Eisen befreit werden.
Messtechnik als Schlüssel für sicheres Grundwassermanagement
Um diese Anforderungen im Baualltag zuverlässig zu erfüllen, setzt Hölscher auf die präzise Messtechnik von Endress+Hauser. Insgesamt 34 Geräte sind entlang des Projektabschnitts im Einsatz und erfassen kontinuierlich die relevanten Daten zu Entnahme, Aufbereitung und Wiedereinleitung des Grundwassers. Eine zentrale Rolle übernimmt das magnetisch-induktive Durchflussmessgerät Promag W 800. Es arbeitet wie ein „Zähler am Puls der Baustelle“ und erfasst jeden entnommenen und wiedereingeleiteten Liter. Zudem dokumentiert es diese Werte. Damit ermöglicht das Gerät nicht nur den gesetzlich geforderten Nachweis, sondern stellt auch sicher, dass ökologische Standards eingehalten werden.
Die Einsatzbedingungen auf einer Großbaustelle wie A-Nord sind allerdings anspruchsvoll. Viele Einleitstellen liegen nicht in unmittelbarer Nähe zur Infrastruktur, sondern befinden sich mitten in landwirtschaftlichen Flächen oder abseits befestigter Wege. Dort gibt es weder Stromanschlüsse noch eine feste technische Versorgung. Der Promag W 800 ist für solche Situationen ausgelegt. Mit seinem langlebigen Akku kann er über einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren hinweg unabhängig arbeiten. Auch widrige Bedingungen wie anhaltende Nässe, schlammiger Untergrund oder wechselnde Temperaturen beeinträchtigen seine Funktionsfähigkeit nicht. Selbst wenn das Gerät im Erdreich eingebaut oder zeitweise unter Wasser eingesetzt wird, bleibt es zuverlässig im Betrieb.
Sein Nutzen zeigt sich zudem in den einzelnen Bauabschnitten der Kabeltrasse: Bei der gezielten Grundwasserabsenkung erfasst er die anfallenden Wassermengen und dokumentiert ihre Rückführung nach der Aufbereitung. In den regelmäßig angelegten Muffengruben, über die die Stromkabel in die Leerrohre eingezogen werden, sorgt er ebenfalls für Transparenz: Rund 400 Kolbenpumpen halten die Baugruben dort trocken, während die Messtechnik die geförderten Wassermengen lückenlos nachvollziehbar macht.
Ein weiterer Vorteil ist die einfache Handhabung vor Ort. Über die integrierte Bluetooth-Schnittstelle können die Messwerte unmittelbar auf mobile Endgeräte übertragen und mit der SmartBlue-App abgerufen werden. So können Bauleiter oder Fachkräfte die Daten jederzeit kontrollieren und das Gerät bei Bedarf neu konfigurieren. Da die Wasserzähler im Verlauf der Bauarbeiten regelmäßig versetzt werden müssen, erleichtert diese flexible Anpassbarkeit den Umgang erheblich und sorgt dafür, dass die Messungen ohne Unterbrechung fortgeführt werden können.
Das Ökosystem schützen
Falls das geförderte Wasser eine zu hohe Konzentration an Eisen enthält, wird dieses in Enteisenungsanlagen aufbereitet und über spezielle Kiesfilter gereinigt. Ohne diese Reinigung könnte Eisen ins Oberflächenwasser gelangen und dort Ablagerungen verursachen, die Flüsse und Bäche belasten oder Lebensräume für Pflanzen und Kleintiere verändern. Der Promag W 10 ist ein weiteres spezielles, magnetisch-induktives Durchflussmessgerät für Wasseranwendungen. Es misst die Durchflussmengen und macht damit sichtbar, wie viel Wasser tatsächlich den Filterprozess durchläuft.
Ergänzt wird das System durch den Drucktransmitter Cerabar PMC21, der die Druckverhältnisse in den Anlagen überwacht. Stabile Druckwerte sind wichtig, da sie anzeigen, ob die Pumpen und Filter ordnungsgemäß arbeiten. Ein plötzlicher Druckabfall könnte beispielsweise auf ein Leck hindeuten, während eines zu hohen Drucks Schäden an den Leitungen verursachen würde. Die robuste Keramikmembran und die Schutzart IP68 gewährleisten, dass der Sensor auch unter schwierigen Bedingungen zuverlässig arbeitet.
Wasserneutralität als Leitlinie für die Zukunft
Die präzise Erfassung und Dokumentation der Wassermengen sind ein zentraler Bestandteil des Projekts A-Nord und zugleich ein Baustein für weiterreichende Ziele. Hölscher hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 wasserneutral zu arbeiten. Das bedeutet, dass genauso viel Wasser in den Grundwasserleiter zurückgeführt wird, wie zuvor entnommen wurde, sodass die Eingriffe in den natürlichen Kreislauf langfristig ausgeglichen bleiben. Die eingesetzte Messtechnik schafft die Grundlage dafür, indem sie Transparenz ermöglicht und sicherstellt, dass ökologische und rechtliche Anforderungen dauerhaft eingehalten werden. Dieses gemeinsame Verständnis von Verantwortung verbindet Hölscher und Endress+Hauser.