Produktion und Recycling im Wandel Batterieindustrie in Europa wächst dynamisch

In Sachen Batterieforschung in Deutschland und Batterieproduktion in Europa „vorsichtig optimistisch“: Das PEM-Leitungs-Team Professor Achim Kampker (links) und Professor Heiner Heimes.

Bild: PEM RWTH Aachen | projektelf
21.05.2025

Trotz einzelner Rückschläge blickt der Lehrstuhl PEM der RWTH Aachen optimistisch auf die Zukunft der Batterieproduktion in Europa. Durch die angekündigten Großprojekte und die staatliche Förderung von Zellfertigung und Recycling sieht das Team um Professor Kampker die Chance für einen echten Technologiesprung. Probleme gibt es jedoch weiterhin beim industriellen Akku-Recycling, das mit dem Produktionshochlauf derzeit noch nicht Schritt halten kann.

Der Lehrstuhl „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen blickt mittelfristig mit Zuversicht auf die Entwicklung der Batterieforschung in Deutschland und die Batterieproduktion in Europa. Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung gebe Anlass zu „vorsichtigem Optimismus“, sagt PEM-Leiter Professor Achim Kampker.

Unterdessen entwickele sich trotz der Insolvenz des schwedischen Herstellers Northvolt auch die europäische Batterie-Industrie in eine positive Richtung. „Aktuellen Projektankündigungen zufolge steigert sich die Produktionskapazität der Batteriezellenhersteller um das 54-Fache von 25 GWh aus dem Jahr 2020 auf mehr als 1.400 GWh bis zum Ende des Jahrzehnts“, betont PEM-Leitungsmitglied Professor Heiner Heimes. Bis 2030 werde ein globaler Bedarf von etwa 4,6 TWh erwartet.

Produktionshochlauf trotz Rückschlägen

Während Asien – und China im Speziellen – nach wie vor den Weltmarkt der Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge dominiert, sei die Branche in Europa bemüht, das Fehlen eigener Rohstoffe und den verspäteten Markteintritt durch andere Potenziale bestmöglich auszugleichen, die vor allem in der Etablierung neuer Produkte und Produktionsprozesse sowie in effizienten Recycling-Verfahren liegen.

„Worauf es jetzt ankommt, ist ein schneller Transfer von Neuerungen aus der Wissenschaft und aus der Forschung und Entwicklung in die industrielle Praxis und eine Wiederbelebung der staatlich geförderten Batterieforschung“, sagt Kampker. Nach der im vergangenen Jahr noch vollständig gestrichenen Mittel, heißt es im neuen Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD nun, man werde „den Aufbau der Batteriezellfertigung inklusive der Rohstoffgewinnung, des Recyclings sowie des Maschinen- und Anlagenbaus“ ebenso wie die Batterieforschung fördern. „Es scheint, als habe man die umfassende Bedeutung erkannt. Das stimmt uns vorsichtig optimistisch“, sagt Kampker.

Die europäische Batterie-Industrie habe mit der von Northvolt in Schweden angemeldeten Insolvenz zwar einen Dämpfer erhalten, befinde sich aber insgesamt immer noch auf einem guten Weg. „Northvolt ist als einer der großen Vorreiter zum Synonym der europäischen Wettbewerbsfähigkeit geworden“, sagt Heimes, „aber das ist nicht das Ende für die Batterieproduktion in Europa.“ Zahlreiche weitere Unternehmen hätten umfangreiche Projekte angekündigt, und das Northvolt-Vorhaben in Deutschland sei von der Insolvenz bis dato unberührt. Ungarn mit 215, Frankreich mit 198, Spanien mit 170, Großbritannien mit 135 und Deutschland mit 127 GWh Jahresproduktion zählen einer Analyse des Lehrstuhls zufolge im Jahr 2030 zu den Standorten mit den weltweit größten Gigafabrik-Projekten. „Der Erfolg ist letztlich von der Fähigkeit zur Marktanpassung, der Ressourcenverfügbarkeit und der Innovationskraft abhängig“, sagt Heimes.

Recycling als Schlüssel zur Nachhaltigkeit

Da der Auf- und Ausbau von Anlagen zum Akku-Recycling im industriellen Maßstab derzeit weit hinter dem bevorstehenden Produktionshochlauf neuer Batteriezellenfabriken zurückliege, sollen ab 2030 Deutschland, Großbritannien und Belgien mit jährlich mehr als 350.000, rund 117.000 und 127.000 t verarbeiteter Batteriematerialien die führenden Standorte auf dem europäischen Markt für Batterie-Recycling sein.

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