Schon Ihre Berufsbezeichnung klingt zukunftsorientiert. Was begeistert Sie so an der Zukunft der Robotik mit KI und kognitiven Fähigkeiten?
Was mich wirklich antreibt, ist die nächste Generation der Robotik. Die Digitalisierung, die unser Leben prägt, muss ich auch in unsere Produkte und Firma bringen. Während klassische Roboter Befehle über Koordinaten erhielten, sollen unsere Roboter den nächsten Schritt gehen: selbst entscheiden und eigene Wege gehen können. KI ist kein Knopf, den man drückt; man muss sie wie ein Baby großziehen und trainieren. Mein Ziel ist es, in der Automatisierung dem Roboter alles in die Hand zu geben, sodass er die Produktionslinie selbständig laufen lassen kann. Er bekommt Guidelines vorgegeben – was zehnmal gut oder zehnmal schlecht ist – und kann dann über Algorithmen und Berechnungen selber entscheiden, ob er links oder rechts geht. Diese Digitalisierung, diese KI, diese Intelligenz – das ist der Antrieb für mich. Ich möchte etwas schaffen, das mein Leben vereinfacht.
Delta hat vor etwa einem guten Jahr die kollaborativen Roboter der Serie D-Bots eingeführt. Wie ist inzwischen die Marktakzeptanz, wo sehen Sie den konkreten Mehrwert Ihrer Lösung?
Die Marktakzeptanz unserer D-Bots ist groß. Wir sehen einen starken Antrieb durch Systemintegratoren, die mit uns Lösungen erarbeiten wollen. Unser Mehrwert liegt darin, dass wir als Delta die Hardware und die Kernsoftware zur Verfügung stellen. Das andere wollen wir mit den Partnern zusammen machen, denn wir machen Solution-Geschäft erfolgreich, aber nicht alles als Delta allein. Wir holen die ganzen Bausteine rein und bringen die Leute zusammen, um den Schmerz des Kunden als Team zu nehmen. Das ist unser Ansatz, und das kommt auch von Delta als Familienunternehmen. Wir machen nicht den Fehler, mit Systemintegratoren etwas aufzubauen, um es dann in zwei Jahren selbst zu machen, wie es manche Hersteller tun. Das ist bei Delta Tabu, von der Familie nicht erlaubt. Wir müssen Partner sein, wir müssen zusammenarbeiten, denn Delta sagt: „Zusammen ist man stark, nicht alleine.“
Ist Delta deshalb auch Investor bei Neura Robotics. Können Sie uns etwas über diese Zusammenarbeit erzählen?
Die Zusammenarbeit mit Neura Robotics war eine bewusste Entscheidung. Wir suchten einen Partner zur Weiterentwicklung von Technologien. Wir bringen unsere Stärken in der Produktion ein, während Neura uns Technologien liefert. Für mich war wichtig, eine Robotik-Lösung für Europa zu schaffen, die nicht hauptsächlich Asien-fokussiert ist. Deshalb produzieren wir auch gemeinsam mit Neura, mit Produktionslinien vor Ort. „Made in Germany“ ist unser Ansatz für die Robotik, mit unserem Headquarter in Stuttgart. Es geht uns nicht darum, immer das Neueste oder Schnellste zu erfinden, sondern darum, das Problem des Kunden zu lösen, ob alleine oder mit Partnern.
Sie kooperieren auch mit Nvidia und nutzen deren Technologien. Welche Mehrwerte ergeben sich daraus für Ihre Kunden und Ihre eigenen Prozesse?
Die Zusammenarbeit mit Nvidia ist entscheidend, da wir deren Expertise nutzen, um die Visualisierung zu verbessern und unsere Produktion zu digitalisieren. KI setzen wir bereits stark in unserer Produktion ein, besonders bei der Qualitätsinspektion. So können wir Zehntausende Bildaufnahmen in Tagen statt Wochen analysieren, was aufwendiges Training erspart. Wir können Produktionslinien detailliert simulieren und planen, bevor überhaupt ein Spatenstich erfolgt. Zudem ermöglicht uns die prädiktive Analyse mit Nvidia, dass Roboter in der Fertigung auf menschliche Eingriffe reagieren und ohne Produktionsstopp ausweichen können. Aktuell nutzen wir Nvidia-Technologien primär intern zur Digitalisierung unserer Fabrik, aber unsere D-Bots sind „Nvidia-ready“ und für Kunden sofort in Nvidia Isaac Sim integrierbar. Damit können KI-gesteuerte Roboter in Nvidia Omniverse in physisch basierenden virtuellen Umgebungen entwickelt, simuliert und getestet werden.
Ist der kooperative Weg mit Marktbegleitern der erfolgversprechendere Weg?
Absolut, der kooperative Weg ist der erfolgversprechendere. Delta ist ein 13-Milliarden-Unternehmen, dessen Komponenten als Marktführer in vielen Bereichen stecken, ohne dass es draufsteht – 80 Prozent unseres Geschäfts sind Brand-Label-Geschäfte. Seit geraumer Zeit arbeiten wir mit großen deutschen Unternehmen zusammen, die uns ihre Grundgeschäfte anvertrauen, da sie Kapazitäten für High-End-Projekte freihalten wollen. Dieses Vertrauen ist unsere Stärke. Für uns ist Stabilität wichtiger als extremes Wachstum. Auch in der Antriebstechnik arbeiten wir partnerschaftlich: Wir hinterfragen Spezifikationen, um durch unser Know-how oft noch 10 bis 15 Prozent Costdown für den Kunden zu erreichen.
Sie haben ein neues Entwicklungszentrum in Stuttgart eröffnet. Ist das vor allem eine vertrauensbildende Maßnahme für Kunden in Deutschland?
Die Eröffnung unseres Entwicklungszentrums in Stuttgart war eine meiner ersten Entscheidungen. Ich wollte dem Mittelstand ermöglichen, was anzufassen, Vertrauen aufzubauen und Demos zu erleben, bevor sie kaufen. Es geht darum, Ängste vor Robotik zu nehmen und Vertrauen zu schaffen, nicht um eine reine Verkaufsshow. Mir ist es lieber, 200 Roboter an 20 Kunden zu verkaufen, als an einen – das schafft mehr Wert und ein besseres Standing. Unser wachsendes Team in Stuttgart ist ein Commitment von Delta: Wir sind hier und wir tun das zusammen. Kunden und Systemintegratoren können mit ihren Problemen zu uns kommen. Wir bieten ihnen die Möglichkeit, ihr Equipment bei uns zu testen, und unser R&D-Team kann schnell Anpassungen vornehmen. Dieser Service und die schnelle Reaktionsfähigkeit sind der Mehrwert, den wir bieten. Unser Solution Team ist ein schöner, unverbindlicher Anlaufpunkt für Kunden mit jeglichen Herausforderungen.
Was steht derzeit an rund um Robotik bei Delta?
Wir haben gerade unsere neue Plattform gelauncht! Aufbauend auf den Fähigkeiten des AGVs D-Bot MAR gibt es von uns jetzt das D-Bot 2-in-1, eine bahnbrechende Lösung, die mobile Robotik und kollaborative Automatisierung in einer modularen, mobilen Plattform vereint. Der Clou ist, dass der mobile Untersatz mit dem Batterypack und der Roboter getrennt sind. Das bedeutet, der Roboter kann überall arbeiten, und der mobile Unterbau kann in der Zwischenzeit andere Aufgaben erledigen – zwei Funktionen für das gleiche Geld. Dabei integrieren wir Intelligenz für die Arbeitsvorbereitung schon auf dem Weg zur nächsten Station. Wichtig ist auch unser Cognibot Kit, das zeigt, wie wir aus einem Standardprodukt Intelligenz modular hinzufügen können. Wir setzen auf ein modulares Ökosystem und keine festen Systeme. Unser Ansatz ist: Modulare Intelligenz für die Robotik, sei es für AMRs, Cobots oder ganze Linien. Letztlich ist mein Ziel für Delta, eine Homebase für den Mittelstand zu schaffen, wo Lösungen gefunden werden.