Verteilnetzstudie bietet praxisnahe Lösungen Zukunft gestalten: Strategische Hebel für moderne Verteilnetze

Die Energiewende findet vor allem in den Verteilnetzen von Strom, Gas und Wärme statt. Die neue Dena-Verteilnetzstudie zeigt, wie – angesichts knapper Ressourcen – Finanzierung, Planung und Digitalisierung effizient vorangetrieben werden können.

Bild: DALL·E, publish-industry
01.07.2025

Die Energiewende stellt die Verteilnetze vor große Herausforderungen. Die Dena-Verteilnetzstudie II hat vier zentrale Handlungsfelder für einen zukunftsfähigen Umbau identifiziert. Attraktive Investitionsbedingungen, koordinierte Planung, verstärkte Digitalisierung und spartenübergreifende Zusammenarbeit. Mithilfe dieser Ansätze sollen Netzbetreiber bei der effizienten Transformation unterstützt werden.

Neue Energieverbraucher und Erzeugungsanlagen, wachsender Investitionsbedarf und steigende Anforderungen brauchen neue Lösungen für die Energiewende im Verteilnetz. Die Dena-Verteilnetzstudie II legt eine betriebswirtschaftlich fokussierte Analyse vor und benennt vier zentrale Handlungsfelder für den zukunftsfähigen Umbau und Ausbau der Verteilnetze: Dazu gehören attraktive Investitionsbedingungen, koordinierte Planung, mehr Digitalisierung und eine spartenübergreifende Zusammenarbeit zwischen Netzbetreibern.

Corinna Enders, die Vorsitzende der Dena-Geschäftsführung, sagt dazu: „Der Weg zur Klimaneutralität im Verteilnetz ist anspruchsvoll. Dafür müssen wir jetzt die richtigen strategischen Entscheidungen treffen. Es braucht einen verlässlichen Ordnungsrahmen, der Investitionen ermöglicht sowie Digitalisierung und Kooperation auf allen Ebenen. Genau hier setzt unsere Studie an.“

In der Studie wird ein Muster-Verteilnetzbetreiber einer für Deutschland repräsentativen Kommune modelliert. Die darauf basierende Analyse zeigt mittels betriebswirtschaftlicher Kennzahlen die Auswirkungen des Transformationsverlaufs auf den Verteilnetzbetreiber und dessen Handlungsmöglichkeiten. Die Studie entstand unter Federführung der Dena in Kooperation mit BET Consulting, der Bergischen Universität Wuppertal, BMU Energy Consulting sowie 26 Verteilnetzbetreibern. Sie baut auf bestehenden Energiesystemstudien auf und ergänzt diese um eine betriebswirtschaftliche Perspektive auf die Transformation.

Vier zentrale Handlungsfelder für Politik und Wirtschaft

Zentrale Erkenntnis der Studie ist, das der wichtigste Baustein die Finanzierung ist. Eine erfolgreiche Transformation erfordert einen verlässlichen Ordnungsrahmen, der wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle ermöglicht und gleichzeitig Systemkosten senkt. Bei dem modellierten Muster-Verteilnetzbetreiber steigen die durchschnittlichen jährlichen Investitionen, verglichen mit dem Jahr 2024, spartenübergreifend bis 2045 um 85 bis 123 Prozent. Netzbetreiber brauchen daher zusätzliche Kapitalquellen und aufgrund von Restriktionen in der Fremdfinanzierungsfähigkeit zusätzliches Eigenkapital. Ausreichend Eigenkapital zu beschaffen, kann bei hoher Investitionstätigkeit eine Herausforderung für Unternehmen sein. Hierfür gibt es verschiedene Lösungsansätze: Eine Erhöhung des regulierten Eigenkapitalzinssatzes, strategisches staatliches Eigenkapital oder die Gründung externer Gesellschaften.

Eine koordinierte, möglichst früh zwischen allen Sparten und verschiedenen Ebenen verzahnte Planung ist das zweite zentrale Handlungsfeld für die effiziente Auslegung und den Ausbau der Verteilnetze. Um parallele Energieinfrastrukturen zu vermeiden, braucht es eine Fortentwicklung der Stromnetz- und Wärmeplanung hin zu einer Energieleitplanung mit einheitlichen Datenstandards. Entscheidend ist auch, dass EU-, Bundes- und Länderbehörden weiter bürokratische Hürden abbauen und Genehmigungsverfahren für den Netzausbau standardisieren und digitalisieren.

Drittens kann eine verstärkte Digitalisierung unterstützen, Energieinfrastrukturen vorausschauend und effizient zu planen und zu betreiben. Das bietet die Chance, durch Echtzeitdaten intelligenter Messsysteme über den Netzzustand die Versorgungssicherheit zu erhöhen, Prozesse zu beschleunigen und durch die gewonnene Transparenz den Netzausbau zu verbessern. Eine digitale Datenbasis verbessert zudem die Steuerbarkeit und die Prognostizierbarkeit, und sie erschließt Flexibilitätspotenziale. Dazu sollte eine dauerhafte Flexibilitätsnutzung ohne direkte Ausbauverpflichtung erlaubt und die Kosten der Digitalisierung anerkannt werden.

Das vierte Handlungsfeld setzt den Fokus auf die Energiewende als Gemeinschaftsaufgabe. Dies erfordert eine enge Kooperation aller beteiligten Akteure auf den verschiedenen Ebenen. Dafür muss die spartenübergreifende Zusammenarbeit der Verteilnetzbetreiber sowie die Zusammenarbeit mit externen Partnern weiter intensiviert werden. Damit können beispielsweise bei der Ressourcenbeschaffung regionale Zusammenschlüsse und Kooperationen helfen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Auch könnte die Zusammenarbeit mit Hochschulen und Startups verstärkt und die Bildung von Kompetenz-Clustern sowie Joint Ventures erleichtert werden.

Die Dena-Verteilnetzstudie II ist ein partnerfinanziertes Projekt. 26 Projektpartner, die Gutachter BET Consulting, Bergische Universität Wuppertal und BMU Consulting haben unter Federführung der Dena zwischen Mai 2024 und Juni 2025 zusammengearbeitet. Zu den Projektpartnern gehören kommunale Stadtwerke und Konzerngesellschaften, städtische und ländliche Flächennetzbetreiber aus ganz Deutschland. Dabei handelt es sich jeweils um Unternehmen, die sowohl die Sparten Strom, Wärme und Gas unter sich vereinen oder sich zumindest in einem Verbund mit Betreibern der jeweils anderen Sparten befinden.

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