Decarbonisation & Sustainability „Ressourcen verantwortungsvoll nutzen: Es geht um unser Überleben“

Schneider Electric GmbH

Jürgen Siefert ist Vice President Industrial Automation DACH bei Schneider Electric.

Bild: Schneider Electric
20.08.2020

Das Jahr 2020 wirft gewichtige Fragen auf: Werden wir die derzeitigen Einschränkungen zur Entwicklung neuer Stärken nutzen? Ist also „necessity the mother of invention“? Oder machen wir nach der erzwungenen Vollbremsung weiter wie bisher? Letzteres sicher nicht. Im Gegenteil: Es gilt, die Endlichkeit unserer Ressourcen anzuerkennen und entsprechend zu handeln.

Jürgen Siefert ist mit diesem Beitrag im P&A-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Prozessindustrie vertreten. Alle Beiträge des P&A-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.

Durch das rasante Fortschreiten des IIoT sind es Industriebetriebe gewohnt, sich technischen Entwicklungen anzupassen und diese in ihre Prozesse zu integrieren – beispielsweise mit Augmented Reality. Was jedoch im Moment geschieht, stellt alle bisherigen Transformationen auf den Prüfstand und fordert ein Umdenken, dessen Ergebnis sich auf mehr als ein strategisches Wachstum fokussieren muss.

Es geht nicht mehr nur darum, Kundenwünsche zu erfüllen, Marktanteile zu sichern, Shareholder zufriedenzustellen und so die Poleposition in der Branche zu besetzen. Vielmehr sind wir als Akteure in der Industrie dazu verpflichtet, Ressourcen verantwortungsvoll zu nutzen. Und das nicht aus Gründen postmaterialistischer Ideale – hier geht es um unser aller Überleben.

„Weiter so“ beim Rohstoffverbrauch?

Ein Schlaglicht auf die Situation wirft jedes Jahr der „Earth Overshoot Day“ (EOD), der Tag, an dem wir die jährlichen Ressourcen unseres Planeten unwiederbringlich verbraucht haben. 1961 erstmals errechnet, rückt er im Jahreskalender stetig nach vorne und wäre in Deutschland in diesem Jahr bereits am 3. Mai erreicht gewesen.

Der weltweite Lockdown und das Erliegen der Luftfahrt in den vergangenen Monaten haben ihn dieses Jahr in den August verschoben. Das zeigt deutlich, dass uns ein „Weiter so“ im Verbrauch von Rohstoffen weltweit die Lebens- und Arbeitsgrundlagen entziehen würde.

Um dem entgegenzuwirken, ist ein Perspektivwechsel geboten. Eine veränderte Herangehensweise, die neue Originale schafft, um die heute anstehenden Aufgaben nachhaltig zu lösen, anstatt mit Kopien aus einer vergangenen Zeit aufzuwarten. Ein Beispiel ist die Kreislaufwirtschaft, die Circular Economy: Hier ist ein wesentlicher Paradigmenwechsel schon in Gang gesetzt und wird in vielen Industriezweigen derzeit unter Hochdruck weiterentwickelt – nicht zuletzt wegen der aktuellen weltweiten Krisensituation.

Das Cradle-to-Cradle-Konzept

Ein im positiven Sinne kompromissloses Handbuch für die Circular Economy stellt das Cradle-to-Cradle-Konzept dar. Auch wenn die Idee schon aus den späten 1980er Jahren stammt, gewinnt sie jetzt aufgrund des Neu- und Umdenkens in Richtung „mehr aus weniger“ machen an Fahrt. Für Unternehmen, die sich ihrer Verpflichtung für nachhaltiges Wirtschaften bewusst sind, ein Must-have im Werkzeugkasten.

Früher hieß es noch „von der Wiege bis zur Bahre“ und beschrieb die Herstellung eines Produktes bis zum Ende seines Lebenszyklus – danach kam nur noch die Deponie. Nach dem Ansatz von Cradle to Cradle – von der Wiege bis zur Wiege – werden alle Stoffe in die Kreislaufwirtschaft zurückgeführt und beginnen „ein neues Leben“.

Voraussetzung hierfür ist, dass diese Stoffe bekannt sind und isoliert werden können. Besonders CFOs haben den Mehrwert ökologischen Handelns für ihre Unternehmen schon erkannt: Effizienzmaßnahmen in der Automatisierung und in der Gebäudetechnik schonen nicht nur Ressourcen, sie werden auch zunehmend als Benchmark in der Opex-Betrachtung herangezogen und begünstigen wie ein Katalysator weitere Energieeinsparmaßnahmen.

Hinzu kommt die Wertschätzung der Kunden, denn ihr Bedürfnis, nachhaltige Produkte zu kaufen, steigt stetig. Also auch ein Pull-Effekt auf der Nachfrageseite.

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