Effektiver Klimaschutz kann nur gelingen, wenn nachhaltige Energiegewinnung und ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft miteinander verknüpft werden. Das Start-up-Unternehmen Bhyo demonstriert, wie sich Energie- und Stoffkreisläufe regional schließen lassen. Bhyo will Wasserstoff aus lokalen biogenen Reststoffen wie Klärschlamm oder Grünabfällen gewinnen. Diese Art der Herstellung von organischem Wasserstoff kann eine klima- und naturschonende Alternative zu grünem Wasserstoff sein.
Ganzheitliche und dezentrale Energiekonzepte
In der Testanlage in Speyer wird zurzeit schon Wasserstoff produziert. Mit seiner neuartigen Technologie kann das Unternehmen Bhyo zukünftig zur Reduktion der CO2-Emissionen von Kommunen beitragen und sie bei der Entwicklung von ganzheitlichen und dezentralen Energiekonzepten für autonome Strukturen und regionale Netzwerke unterstützen“, sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder am heutigen Montag auf ihrer Zukunftstour „Klimastarke Unternehmen“. Auf ihrer Sommertour besucht Katrin Eder insgesamt sieben Unternehmen in Rheinland-Pfalz, die zeigen, dass Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften ideale Partner sind.
Das Start-up mit inzwischen knapp 20 Mitarbeitenden wurde 2018 gegründet und ist Mitglied der Ecoliance Rheinland-Pfalz. In der Ecoliance vernetzen sich Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen aus dem Bereich der Umwelttechnologien. Bhyo erweitert die Testanlage für die Wasserstoffgewinnung aktuell in Zusammenarbeit mit der Stadt Speyer. Die Anlage dient heute der Demonstration, und soll zukünftig als technisches Reallabor für künftige GreenTech-Anwendungen dienen. Jede Folgeanlage wird mindestens 15 direkte Arbeitsplätze schaffen und durch die kommunalen Partnerschaften aktiv die lokale Wertschöpfung antreiben. Im Anschluss an die erfolgreiche Erweiterung der Testanlage soll eine skalierbare Pilotanlage gebaut werden. Für die Metropolregion Rhein-Neckar bedeutet dies den Aufbau einer innovativen Wasserstoffwirtschaft mit langfristiger Perspektive.
„Die Testphase von Bhyo bietet eine spannende Gelegenheit, innovative Ansätze zur Wasserstoffgewinnung kennenzulernen und ihre mögliche Rolle im kommunalen Klimaschutz zu reflektieren. Als Stadtgesellschaft profitieren wir davon, wenn neue Technologien nicht abstrakt bleiben, sondern vor Ort erlebbar und diskutierbar werden“, sagte die Oberbürgermeisterin der Stadt Speyer, Stefanie Seiler.
Stoffkreisläufe schließen
Im Prozess der Wasserstoffgewinnung aus den biogenen Reststoffen wird gleichzeitig biogenes CO2 angeschieden, das ein zusätzliches wirtschaftliches Potential bietet. Bhyos Vision ist das Schließen aller Stoffkreisläufe. Das bietet noch weitere Vorteile: Mineralstoffe und Spurenelemente können mit diesem Verfahren aus der Biomasse zurückgewonnen werden. Makronährstoffe wie Kalium, Calcium oder Phosphor können extrahiert und perspektivisch in der Düngemittelproduktion verwendet werden. Entstehende Abwärme kann in lokale Fernwärmenetze eingespeist werden. So entsteht ein Zero-Waste-System, in dem nichts verschwendet wird. „Unsere Vision ist eine Energiezukunft, die ohne fossile Brennstoffe auskommt – und gleichzeitig kommunale Reststoffe intelligent nutzt“, sagte Rolf Schmitt, Geschäftsführer, Gründer und Patentinhaber von Bhyo. „Durch unseren 360-Grad-Ansatz schaffen wir eine echte Win-Win-Situation für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft.“
Aus Biomasse gewonnener Wasserstoff kann Versorgungslücken in der Wasserstoffwirtschaft der Zukunft füllen, die ansonsten durch fossile Verfahren oder importierten Wasserstoff geschlossen werden müssten. „Bhyo zeigt eindrücklich, wie ein innovatives Start-up-Unternehmen sowohl für den Klimaschutz als auch für eine unabhängige und zuverlässige Energieversorgung der Bürgerinnen und Bürger Großes leisten kann“