Chancen im Ausland nutzen 6-MW-Windturbine für Europa

Windpark Brusow mit zwei eno114 und einer eno126.

Bild: Eno Energy
27.11.2020

Wie andere Hersteller auch hat Eno Energy, aufgrund der problematischen Situation auf dem hiesigen Windenergiemarkt, das umliegende Ausland fest im Blick. Mit der neuen 5,6-MW-Anlage ENO152 adressiert man insbesondere Standorte mit höherem Windangebot.

Für Stefan Bockholt sprechen die in den vergangenen Windenergieauktionen bezuschlagten Volumina eine deutliche Sprache: „Auf der einen Seite ist daran ablesbar, dass gesetzte Ausbauziele nicht erreicht werden. Auf der anderen Seite führen unterzeichnete Ausschreibungen nicht zu dem gewünschten Wettbewerb und Kostensenkungen“, folgert der Geschäftsführer von Eno Energy. Als Konsequenz ist er sich sicher: „Ohne wirkungsvolle Gegenmaßnahmen wird die Windindustrie gänzlich aus Deutschland abwandern und die Branche ihr Heil im Ausland suchen.“

Auch das Unternehmen mit Hauptstandort in Rostock spürt die rückläufige Marktentwicklung in Deutschland. So ist der Auftragseingang aus innerdeutschen Projekten um knapp 30 Prozent zurückgegangen. Die Eno Energy sieht sich davon in ihrer Strategie bestätigt. „Wir haben früh gesehen, dass mittelfristig nicht mit einer Erholung des Turbinenabsatzes in Deutschland zu rechnen ist und haben daher in den vergangenen Jahren unser Auslandsgeschäft gestärkt. In Schweden und Frankreich waren wir schon immer gut aufgestellt und kümmern uns jetzt auch vermehrt um Projekte. Dazu zählt auch Polen, wo die Gesetzgebung jetzt die richtigen Weichen stellt“, erklärt Stefan Bockholt. Laut Aussage des Geschäftsführers konnte eno damit nicht nur den Rückgang in Deutschland ausgleichen, sondern für die kommenden Jahre wachsendes Geschäft generieren.

Kostenoptimierte Weiterentwicklung

Der gesamteuropäische Raum ist auch wichtigster Zielmarkt für die neue Windkraftanlage ENO152. Mit 152 m Rotordurchmesser und 5.6 MW stellt diese Maschine die erste Variante der neuen 6-Megawatt-Plattform der Eno Energy dar, die laut Bockholt einen neuen Meilenstein in der Firmengeschichte in Hinblick auf Ertrag und Effizienz darstellt. Als Merkmal der neuen Turbinengeneration nennt er die konsequente und kostenoptimierte Weiterentwicklung der „hoch zuverlässigen Konzepte unserer vier Megawattplattform“.

Die neue ENO152-Turbine verfügt über einen Vierpunkt-gelagerten Triebstrang. Die Lagerung besteht dabei aus einem rotorseitigem Torodiallager als Loslager und einem getriebeseitigen Pendelrollenlager als Festlager. Das Getriebe ist so durch eine spezielle Getriebelagerung frei von Zwangskräften aufgehängt und sieht damit quasi nur Drehmoment und keine Biegelasten aus dem Rotor. Dieses Prinzip kommt beispielsweise auch bei Offshore-Maschinen dieser Leistungsklasse zum Einsatz und habe sich bei der 4-MW-Plattform viele Jahre bewährt, erläutert Bockholt, der zudem auch das Thema Nachhaltigkeit hervorhebt: „Durch unsere hauseigene Vollumrichtertechnik gepaart mit einer elektrisch erregten Synchronmaschine können wir gänzlich auf den Einsatz seltener Erden in unserer Turbine verzichten.“

Die ersten ENO152-Turbinen sollen im kommenden Jahr aufgestellt werden, 2022 ist dann der geplante Beginn der Serienproduktion. Für die Anlagen, die sich insbesondere für Standorte mit höherem Windangebot oder bereits existierenden Planungen eignen, hat Eno Energy erste Liefervereinbarungen für Projekte in Deutschland abgeschlossen. In Schweden befindet man sich in finalen Verhandlungen über Lieferungen von Turbinen mit einer Gesamtleistung von bis zu 100 MW.

Auch Repowering braucht die richtigen Weichen

Enormes Potenzial sieht man in Rostock auch im Repowering. Allerdings gibt Bockholt zu bedenken, dass Repowering-Projekte ebenso Planungs- und Genehmigungsanforderungen unterliegen wie klassische Green-Field-Projekte. „Insofern wird hier zwar ein hochinteressanter Markt entstehen, der jedoch ohne ambitionierte Weichenstellung genauso auf der Stelle treten wird, wie die bisherigen normalen Projekte“, betont der Geschäftsführer. Repowering-Standorte in Deutschland adressiert man ebenso wie Standorte mit Gesamthöhenbeschränkungen in Frankreich und Schweden mit der erfolgreichen 4-MW-Plattform. Diese wartet mit Rotordurchmessern von 114, 126 und 136 m auf. Mit wählbaren Leistungen von 3,5 bis 4,8 MW und Nabenhöhen von 82 bis 142 m lässt sich diese Plattform laut Eno Energy flexibel und maßgeschneidert auf die jeweiligen Standortanforderungen skalieren.

Im Bereich Wartung und Instandhaltung bietet Eno Energy seinen Kunden Vollwartungsverträge mit variablen Laufzeiten von teilweise bis zu 25 Jahren an. Hierbei kann der Kunde bereits bei Vertragsabschluss diverse Zusatzleistungen, wie regelmäßige zustands­orientierte Prüfungen oder Instandsetzungen hinzuwählen. Optional verfügbar ist auch ein umfangreiches Paket an Prüfleistungen und Optimierungen über die Betriebslaufzeit, wie Rotorblattreinigungen oder Blattwinkelkontrollen. Mit einem zwinkernden Auge hebt Bockholt als Besonderheit hervor, dass man den Service von einem „greifbaren, mittelständischen Anbieter“ bezieht.

Erste Ansätze in Richtung Verbesserung macht der Geschäftsführer in der jüngst auf den Weg gebrachten EEG-Novelle aus. „Die Festlegung auf Ausbaupfade und Strommengen schafft eine gute Planungsgrundlage, sofern parallel an deren Erreichbarkeit durch Straffung der Genehmigungsprozesse gearbeitet wird. Der Entfall des Netzausbaugebiets, sowie die Festlegung auf eine Südregion wird, in Kombination mit der vorgeschlagenen Anpassung des Referenzertragsmodells die, wirtschaftliche Flächenverfügbarkeit erhöhen“, führt er aus.

Bildergalerie

  • Einblick in die Produktionshalle in Rostock.

    Einblick in die Produktionshalle in Rostock.

    Bild: Eno Energy

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